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1,3 Billionen für die Freundschaft: Polen präsentiert die XXL-Rechnung

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1,3 Billionen für die Freundschaft: Polen präsentiert die XXL-Rechnung

Berlin, Schloss Bellevue. Militärische Ehren, Fanfaren, roter Teppich – kurz: alles, was dazugehört, wenn man als Staatsoberhaupt in Deutschland empfangen wird. Polens neuer Präsident Karol Nawrocki nutzte die Gelegenheit, um gleich zu Beginn seine Lieblingszahl ins Gästebuch zu pinseln: 1,3 Billionen Euro. Nicht als Fantasiezahl, sondern als handfeste Reparationsforderung. Sozusagen der teuerste Kaffee-und-Kuchen-Termin, den das Schloss Bellevue je gesehen hat.

Historischer Dauerbrenner

Die deutsche Antwort kam prompt und routiniert: „Rechtlich erledigt.“ Übersetzt heißt das: Die Rechnung ist verjährt, bitte wenden Sie sich an den Kundenservice in Warschau. Steinmeier, routiniert in der Kunst des höflichen Abwimmelns, erklärte, die Förderung des Erinnerns bleibe ein gemeinsames Anliegen. Erinnern ja, bezahlen nein – so wie ein Gast, der im Restaurant betont, das Essen sei „unvergesslich“, aber die Rechnung liegen lässt.

Billionen aus der Zauberkugel

Nawrocki zeigte sich unbeeindruckt. „Das ist die einzige Zahl, die auf fundierter wissenschaftlicher Forschung basiert“, sagte er. Wissenschaftlich! Wahrscheinlich wurden eigens Statistiker, Historiker und Hellseher zusammengesetzt, die nach dreijähriger Beratungszeit beschlossen: 1,3 Billionen klingt runder als 1,27. Es erinnert an die Preisstrategie eines Möbelhauses: Nicht 999, sondern 1.300.000.000.000.

Merz bleibt standhaft – zumindest bei Geld

Im Kanzleramt dann das gleiche Schauspiel. Nawrocki: „Reparationen!“ – Merz: „Nein.“ Dafür gab es Trostpflaster: Solidarität, Ostsee, NATO, alles fest und unverbrüchlich. Sprich: keine Billionen, aber immerhin vier Eurofighter mehr. Moderne Diplomatie eben – statt Geld regnet es Kampfjets.

Migration als Nebenkriegsschauplatz

Natürlich durfte auch die Migrationspolitik nicht fehlen. Deutschland wirft Polen vor, Kontrollen eingeführt zu haben. Polen wirft zurück, Deutschland schiebe „illegale Migranten“ über die Grenze. Das ist ungefähr so, als würde man sich im Treppenhaus streiten, wer die kaputte Glühbirne im Keller verursacht hat. Am Ende bleibt es dunkel, aber jeder fühlt sich moralisch überlegen.

Harmonie mit angezogener Handbremse

Offiziell betonten beide Seiten die „freundliche und konstruktive Atmosphäre“. In Wahrheit war es wohl eher die höfliche Version von „Wir stimmen in nichts überein, aber der Kuchen war lecker“. Pressekonferenzen? Fehlanzeige. Man wollte offenbar vermeiden, dass ein Journalist die Frage stellt: „Und, wann überweisen Sie die 1,3 Billionen?“

Polen präsentiert die XXL-Rechnung, Deutschland antwortet mit „aus rechtlicher Sicht abgeschlossen“. Steinmeier und Merz geben den freundlichen, aber geizigen Nachbarn, der beim Grillabend sagt: „Ich bringe das Bier mit“ – und dann mit einer Flasche Mineralwasser erscheint. Nawrocki bleibt hartnäckig, fast schon bewundernswert. Aber solange Deutschland die Summe nicht in Kleingeld über den Rhein kippt, bleibt es beim Ritual: Polen fordert, Deutschland lehnt ab, und alle betonen die gute Freundschaft.

Eine „freundliche und konstruktive Atmosphäre“ also – wie beim Monopoly, wenn einer 1,3 Billionen verlangt und der andere sagt: „Schön, aber die Bank ist leer.“