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Gillamoos-Bierzeltpolitik: Zwischen Darth Vader und Demokratie-Drama

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Gillamoos-Bierzeltpolitik: Zwischen Darth Vader und Demokratie-Drama

Abensberg, Gillamoos-Volksfest,. Ein Ort, an dem man normalerweise Maßkrüge hebt, Blasmusik erträgt und am Ende mit einer Brezn im Hemd nach Hause torkelt. Doch einmal im Jahr verwandelt sich das Bierzelt in eine Mischung aus Bundesratssitzung, Impro-Theater und Stammtisch-Olympiade. Dieses Mal mittendrin: CSU-Chef Markus Söder, der die Bühne betrat wie ein bayerischer Obi-Wan Kenobi – begleitet allerdings von der Musik des dunklen Lords Darth Vader. Satire oder unbeabsichtigte Selbstironie? Wahrscheinlich beides.

Der Söder’sche Jedi-Kodex

Söder verkündete feierlich: „Wir sind die gute Seite der Macht!“ – während im Hintergrund halbe Bierbänke krachend zusammenbrachen. Die AfD sei die dunkle Seite, erklärte er, bevölkert von „Russenfreunden, Spionen und Leuten, die Hitlergrüße in Schulhefte kritzeln“. Das klingt, als hätte man die Mitgliederliste der Partei mit den Drehbüchern von „House of Cards“ und „Indiana Jones“ vermischt.

Doch Söder wäre nicht Söder, wenn er nicht auch gleich den Märtyrerstatus erwähnt hätte. Ein AfD-Verbot? Nein, das sei „der falsche Weg“. Denn: Wer verbietet, der adelt – und Märtyrer brauchen bekanntlich nur eine Bibel, ein Selfie mit traurigem Blick und ein paar Telegram-Gruppen, um Kultstatus zu erreichen.

Das Umfrage-Karussell

Währenddessen dreht sich das Umfragekarussell wie das Kinderkarussell gleich neben dem Bierzelt: Die AfD liegt bundesweit vor der Union. CDU und CSU verlieren an Stimmen, die SPD klebt wie altes Bier unter der Bierbank bei 13 Prozent. In Sachsen-Anhalt liegt die AfD sogar vorn – dort wünscht man sich offenbar mehr Reibung im Landtag als Brezn im Biergarten.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz wollte die AfD schon als „gesichert rechtsextremistisch“ einstufen, pausiert aber die Entscheidung, weil man in Deutschland selbst Extremismus erstmal in die Bürokratie-Schublade „Bitte warten, Klage läuft“ einsortiert.

CSU auf der Suche nach Verbündeten

Söder machte im Zelt außerdem klar: Mit der Linkspartei will er nichts zu tun haben. Sozialisten, Kommunisten, Linksaußen – alle raus aus dem politischen Bierfass. Die SPD reiche als Partner völlig. Ein Satz, der ungefähr so euphorisch klingt wie: „Mir reicht ein lauwarmer Radler, danke.“

Demokratie in der Bierzelt-Arena

Das Gillamoos-Volksfest ist damit wieder einmal zum politischen Panoptikum geworden. Zwischen Hendl und Hopfen offenbart sich die ganze Bandbreite deutscher Demokratie: • Die CSU spielt den Jedi-Ritter, hat aber den Soundtrack der Sith im Gepäck. • Die AfD thront auf den Umfragebänken und träumt von der Übernahme des Stammtischs. • Die SPD bleibt bei 13 Prozent kleben – vermutlich in der Bierlache unterm Tisch. • Die Linke steht draußen im Regen, darf aber immerhin beim Brezn-Verkauf mitmachen.

Wenn die Demokratie in Deutschland „wackeliger denn je“ ist, wie Söder sagt, dann liegt das nicht nur an der AfD, sondern auch an der Tatsache, dass Politik inzwischen auf Volksfesten wie eine Mischung aus Comedy-Programm und Reality-TV verkauft wird. Das Bierzelt als Bundestag, die Maß als Wahlurne, der Auftritt als Streaming-Event.

Und während Söder noch von „der guten Seite der Macht“ sprach, stand irgendwo ein Darth-Vader-Fan im Publikum, nippte an seiner Maß und dachte sich: „Wenn das hier die gute Seite ist, wie sieht dann erst die schlechte aus?“