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Trump, Epstein und das „wunderbare Geheimnis“ – Ein Brief, der keiner sein soll

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Trump, Epstein und das „wunderbare Geheimnis“ – Ein Brief, der keiner sein soll

Washington, D.C. – Manche Briefe will man einfach nicht im Briefkasten haben. Besonders dann nicht, wenn sie 20 Jahre alt sind, von einem dubiosen Milliardärsgeburtstag stammen und die eigene Unterschrift tragen. Donald Trump aber wird genau so ein Brief zum Verhängnis – oder besser gesagt: zum Running Gag der politischen Opposition.

Der Brief, der keiner sein darf

Laut Wall Street Journal existiert ein professionell gebundenes Geburtstagsbuch zum 50. von Jeffrey Epstein – inklusive Briefen von Geschäftspartnern, Freunden und Polit-Prominenz. Unter anderem findet sich dort ein Schreiben, das mit „Donald J. Trump“ unterzeichnet ist. Inhalt: ein paar maschinengeschriebene Zeilen, eingerahmt von der Silhouette einer nackten Frau. Der Schlussgruß: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag – und möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein.“

Für Demokraten ist das natürlich eine Steilvorlage: „Trump spricht von einem wunderbaren Geheimnis. Was verbirgt er?“, fragen sie hämisch auf Instagram. Politische Kommunikation anno 2025: statt Untersuchungsausschuss einfach Story mit Hashtag #SecretGate.

Trump im Abwehrmodus

Trump selbst reagierte wie gewohnt: Alles Fake, alles Lüge, alles Verleumdung. „Das ist nicht meine Unterschrift. Außerdem male ich keine Bilder“, ließ er auf seinem hauseigenen Netzwerk Truth Social verlauten. Als ob das Malen die eigentliche Anklage wäre. Schließlich weiß jeder: Wenn Trump Kunstwerke erschafft, dann höchstens in Form von Rechtsstreitigkeiten.

Sein Vize JD Vance tat das Ganze als „totalen Schwachsinn“ ab. Was in der Trump-Welt ungefähr so viel bedeutet wie: „Wir haben noch keine bessere Ausrede gefunden, bitte später wiederkommen.“

Zehn Milliarden für die Ehre

Und natürlich darf der Klassiker nicht fehlen: die Klage. Trump verklagte das Wall Street Journal auf satte zehn Milliarden Dollar Schadensersatz. Man könnte meinen, er habe die Summe einfach aus dem Ärmel geschüttelt, weil sie rund klingt und ungefähr so realistisch ist wie ein Trump-Selfie in der Bibliothek.

Freunde, Feinde, Geburtstagsgrüße

Das Geburtstagsbuch ist eine illustre Sammlung: Bill Clinton, Leon Black und diverse Geschäftspartner hatten ebenfalls unterschrieben. Einige Botschaften waren harmlos, andere eher frivol. Trumps Beitrag landet dabei in der Rubrik „Freunde“. Das ist ungefähr so entlastend, wie wenn man im Inhaltsverzeichnis eines Mafia-Buchs neben „Capo“ und „Consigliere“ als „guter Bekannter“ auftaucht.

Ein „wunderbares Geheimnis“

Der Satz selbst – „Möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein“ – liest sich wie ein Glückskeks aus einem sehr schlechten Stripclub. Es klingt poetisch, ist aber so leer, dass man es fast für eine geplante Kampagnen-Parole halten könnte. „Make Secrets Great Again“, sozusagen.

Offene Akten, offene Fragen

Die Veröffentlichung des Briefs befeuert die Diskussion um die vollständige Freigabe der Epstein-Akten. Demokraten und ein paar republikanische Abweichler trommeln seit Wochen dafür. Doch im Repräsentantenhaus blockt die Mehrheit weiterhin. Warum? Vielleicht, weil manche Geheimnisse nicht für TikTok, sondern nur für Anwälte bestimmt sind.

Ein Brief zu viel

Ob echt, gefälscht oder von einem gelangweilten Praktikanten in Word gebastelt – der Brief klebt nun an Trump wie kaltes Kaugummi unter der Schuhsohle. Wegkratzen lässt er sich nicht mehr. Und während Trump noch auf Schadensersatz in Milliardenhöhe hofft, freuen sich seine Gegner über jeden einzelnen Schlagzeilen-Tag.

Denn wenn Trump eines nicht loswird, dann sind es diese wunderbaren Geheimnisse.