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Penis-Origami in der Prime Time: Deutschland, dein Jugendschutz

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Penis-Origami in der Prime Time: Deutschland, dein Jugendschutz

Es gibt Momente im deutschen Fernsehen, da fragt man sich, ob die Macher bewusst versuchen, Harald Schmidt und „Das Supertalent“ in einem Mixer zu zerkleinern – heraus kommt dann ein Hodensack im Rampenlicht. Genau das ist in der „Stefan Raab Show“ passiert. Titel des Spektakels: „The Puppetry of Penis“. Inhalt: Ein Studiogast, der Penis und Hoden wie Luftballontiere formt. Ergebnis: Ein Land zwischen Fassungslosigkeit, Fremdscham und spontanen Lachanfällen.

Raabs Rückkehr: Nicht Show, sondern Schock

Stefan Raab galt lange als König der geschmacklosen Genialität – Wok-WM, „Maschendrahtzaun“, Bundesvision Song Contest. Doch nun hat er die Messlatte buchstäblich tiefer gelegt: vom Gag auf Kosten der Promis zum Gag auf Kosten der eigenen Genitalien. Raab selbst grinste, als hätte er gerade ein neues Genre erfunden: „Penis-Art“. Die Zuschauer allerdings schwankten zwischen „Das ist mutig“ und „Wo ist die Fernbedienung, ich will zurück zu Rosamunde Pilcher“.

NLM in Panik: Die Zensoren als Spaßbremsen

Die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) darf nun prüfen, ob es sich bei dem Spektakel um einen Fall von „Jugendschutzverletzung“ oder lediglich um „ästhetischen Totalschaden“ handelt. Offiziell heißt es: Man müsse mit „gebotener Sorgfalt“ feststellen, ob Zwölfjährige durch die Vorführung bleibende Schäden davontragen könnten.

Man fragt sich: Ist das nicht die eigentliche Definition von Pubertät – verstört werden durch das, was man gerade gesehen hat?

Die Vorstellung, dass Juristen in Hannover nun Aktennotizen formulieren wie „Subjekt formte Penis zu Armbanduhr, Relevanz für Entwicklungsbeeinträchtigung fraglich“, ist an Absurdität kaum zu überbieten.

Das Publikum: Von kichernd bis kopfschüttelnd

Im Studio wirkte das Ganze wie ein kollektiver Junggesellenabschied auf Valium. Einige kreischten, andere lachten nervös, wieder andere überlegten, ob sie versehentlich in eine medizinische Aufklärungsdoku geraten waren.

In den sozialen Netzwerken kommentierten manche spöttisch: „Das Niveau steigt wieder – diesmal vom Schritt aus.“ Andere erklärten das Ganze zum kulturellen Tabubruch, der „endlich die Verklemmtheit des deutschen Fernsehens sprengt“. Wobei man sich fragen darf: Ist es wirklich revolutionär, einen Penis zum Knoten zu binden?

Streaming und die Doppelmoral

Im linearen Fernsehen läuft die Jugendschutz-Debatte heiß. Im Streaming-Angebot RTL+ hingegen gilt: Ab 18, Problem gelöst. Ein Klick auf „Ich bin volljährig“ reicht – und schon darf jeder sehen, wie Genitalien in geometrische Formen gebracht werden.

Das wirft Fragen auf: Wenn es im Stream ab 18 frei ist, warum prüft man dann im Fernsehen? Offenbar gilt die Devise: Wer zahlt, darf alles sehen. Willkommen in der neuen Moral-Ökonomie der Unterhaltung.

Hodensack als Kulturkampf

Stefan Raab hat es wieder geschafft, Deutschland in zwei Lager zu spalten: Hier die „Ist doch nur Spaß“-Fraktion, dort die „Was sollen bloß die Kinder denken?“-Front. Währenddessen schmunzelt Raab und reibt sich die Hände: Einschaltquoten garantiert.

Die wahre Satire liegt aber darin, dass Deutschland über Penis-Origami debattiert, während im selben Land Politiker über Waffenexporte, Klimakrise oder Rentenlügen streiten. Nur eines wird ernsthafter geprüft als jede Gesetzesvorlage: die Frage, ob ein Hodensack als Uhrenarmband jugendgefährdend ist.

Deutschland 2025: Wenn der Kanzler einen Panzer bestellt, zuckt keiner mit der Wimper – aber wenn einer seinen Penis zum Propeller faltet, schaltet die Landesmedienanstalt den Krisenmodus ein.