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Silicon Valley im Trump-Disneyland: Eintritt nur noch für Millionäre
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Wenn man denkt, in Washington könne es nicht absurder werden, ruft Donald Trump: „Hold my Diet Coke!“ – und zaubert die 100.000-Dollar-Gebühr für H1B-Visa aus dem Ärmel. Was früher die wichtigste Eintrittskarte für hochqualifizierte Fachkräfte aus aller Welt war, ist jetzt ein Luxusprodukt, das teurer ist als ein Tesla Model Y im Leasing.
Vom Brain Gain zur Brain Drainage
Das Silicon Valley lebte jahrzehntelang vom globalen Talent-Import: kluge Köpfe aus Bangalore, São Paulo oder Warschau kamen, gründeten Start-ups, programmierten Apps und entwickelten das, was die Welt heute für selbstverständlich hält – von Onlinebanking bis Katzenfilter auf Instagram. Nun aber gilt: Jeder Kopf kostet 100.000 Dollar pro Jahr. Das klingt weniger nach Talentförderung und mehr nach Mautgebühr für Denkprozesse.
Einige Start-ups rechnen bereits nach: • Drei Entwickler aus Indien: 300.000 Dollar pro Jahr – dafür könnte man auch Elon Musk einen neuen Twitter-Account basteln lassen. • Ein Datenanalyst aus Rumänien: 100.000 Dollar extra – dafür bekommt man fast eine ganze Blockchain voller NFTs. • Zehn Fachkräfte aus aller Welt: eine Million pro Jahr – oder man kauft gleich die neue „Trump Gold Card“ (dazu gleich mehr).
Trumps Realität: Die Tech-Bosse jubeln (angeblich)
Laut Trump sollen die Tech-Bosse über die Gebühr „sehr glücklich“ sein. Klar, vermutlich genauso glücklich wie Autofahrer, wenn der Benzinpreis auf 5 Euro steigt. Das Lächeln der CEOs bei der Verkündung wirkte jedenfalls weniger nach Freude als nach Zahnarzt ohne Betäubung.
Handelsminister Howard Lutnick stellte die Dinge nüchterner dar: „Die Unternehmen sollen sich überlegen, ob ein Kandidat wirklich 100.000 Dollar wert ist.“ Übersetzung: „Denkt zweimal nach, bevor ihr noch jemanden Cleveres ins Land holt.“
Goldene Karten statt goldene Ideen
Weil Trump weiß, dass man ohne Showelement keine Schlagzeilen macht, gab’s gleich noch eine Dreingabe: die „Trump Gold Card“. Kostenpunkt: 1 Million Dollar. Dafür gibt’s Aufenthaltsrecht, goldenes Plastik mit Trumps Gesicht drauf – und wahrscheinlich eine persönliche Einladung ins Mar-a-Lago-Buffet.
Für 5 Millionen Dollar gibt’s sogar die „Trump Platinum Card“: 270 Tage USA-Aufenthalt pro Jahr, steuerfrei für alle Auslandseinkünfte. Quasi ein Airbnb fürs Steuerrecht, aber nur für Leute, die sich einen Privatjet leisten können.
Während also der Software-Ingenieur aus Hyderabad die Wahl hat zwischen Rückflugticket oder Bankrott seines Arbeitgebers, dürfen Oligarchen, Ölprinzen und Steuertrickser unbehelligt durch die goldene Fast Lane.
Silicon Valley als Zirkusmanege
Die Ironie könnte kaum größer sein: Trump will Amerika „great again“ machen, indem er den größten Wettbewerbsvorteil der USA – ihre klugen Köpfe aus aller Welt – vergoldet und damit unerreichbar macht. Das Valley, einst ein Mekka der Innovation, verwandelt sich in eine Kirmesbude: Wer die Trump-Karte zieht, darf rein. Wer „nur“ Ideen, Visionen oder Fachwissen hat, bleibt draußen.
Das Ganze erinnert an eine Reality-Show mit dem Titel: „Shut up, start down!“ – wo Start-ups nicht hochskalieren, sondern wegen Eintrittspreisen zusammenklappen.
Die bittere Pointe: America First, Talent Second
Unterm Strich ist Trumps Botschaft simpel: „Lieber einen reichen Investor im Land als hundert smarte Entwickler.“ Währenddessen träumen Google, Apple und Meta schon davon, ihre Code-Reviews künftig von McKinsey-Praktikanten schreiben zu lassen, weil die günstiger sind als ein H1B-Visum.
Und wenn die Innovationspipeline irgendwann versiegt, wird Trump sagen: „Seht ihr, ohne Ausländer funktioniert Amerika doch auch.“ – während er im Hintergrund die nächste Trump Black Diamond Card präsentiert, für zehn Millionen, inklusive lebenslangem Golf-Abo und Steuerfreiheit.
Vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten zum Land der unbegrenzten Eintrittspreise
Die USA waren einmal der Magnet für Talente weltweit. Heute wirken sie eher wie ein exklusiver Nachtclub: Bouncer Donald entscheidet, wer rein darf. Techies bleiben draußen, Oligarchen haben VIP-Bändchen, und im Hintergrund spielt die Nationalhymne in Endlosschleife.
Amerika, das war einst Silicon Valley. Unter Trump droht es zum Silicon Tumbleweed zu werden: groß, leer, aber immerhin exklusiv.