- Veröffentlicht am
- • Politik
Der Herzog, der zu viel wusste – oder zu wenig lernte: Prinz Andrew verabschiedet sich endgültig von der royalen Restwürde
- Autor
-
-
- Benutzer
- tmueller
- Beiträge dieses Autors
- Beiträge dieses Autors
-

Der Fall, der keiner mehr sein will
Der britische Adel hat viele Skandale gesehen – vom betrunkenen Lord bis zur entflohenen Herzogin. Doch Prinz Andrew, vormals Duke of York, hat es geschafft, sich selbst aus dem aristokratischen Olymp zu katapultieren, schneller, als man „Epstein Island“ buchstabieren kann.
Nun also der letzte Akt in einem Drama, das irgendwo zwischen „The Crown“ und „House of Cards“ oszilliert – nur ohne Stil, Strategie oder Selbstreflexion. Der 65-Jährige, einst als „Party-Prinz“ und fliegender Repräsentant des Königreichs bekannt, zieht sich nun vollständig aus allen öffentlichen Ämtern zurück. Mit anderen Worten: Der Duke ist raus. Und zwar so richtig.
Laut offizieller Erklärung aus dem Buckingham-Palast – die, man darf es annehmen, mehr PR-Abteilungen als Familienmitglieder gesehen hat – sei man in „konstruktiven Gesprächen“ zu der Erkenntnis gelangt, dass Andrews Anwesenheit „von der Arbeit Seiner Majestät und der königlichen Familie ablenke“.
Eine bemerkenswerte Formulierung: Sie klingt fast so, als hätte der Mann einfach zu laut beim Tee geschlürft – und nicht als wäre er über Jahre mit einem verurteilten Sexualstraftäter befreundet gewesen.
Der Duke ohne Funktion
Prinz Andrew verliert damit auch offiziell, was von seiner royalen Würde noch übrig war – seine Titel, seine Ehren, und, wenn man ehrlich ist, wahrscheinlich auch die letzten Einladungen zu den besseren Palastdinners.
Dass das Duke of York-Titelchen ihm nur vom Parlament aberkannt werden kann, ist ein hübscher britischer Anachronismus – ungefähr so sinnvoll wie ein Faxgerät im Jahr 2025. Es erinnert daran, dass man in England zwar Premierminister in Tagen stürzen kann, aber einen skandalgeplagten Prinzen nur durch eine parlamentarische Debatte in den Ruhestand schickt.
Das Unterhaus könnte also demnächst über Andrews Schicksal beraten. Man darf gespannt sein, ob dabei der Begriff „Würde“ fällt – oder ob man gleich zur Tagesordnung übergeht und lieber über Steuervergünstigungen für Fuchsjagden spricht.
Vom Helikopterhelden zum Hofgespenst
Dabei war Andrew einst ein Held – zumindest im eigenen PR-Narrativ. In den 1980er-Jahren galt er als tapferer Hubschrauberpilot im Falklandkrieg. Er trug Uniform, flog Einsätze, und war für kurze Zeit so etwas wie der coole Onkel der Monarchie.
Doch irgendwann wurden die Helikopter durch Privatjets ersetzt, die Uniform durch Maßanzüge, und der Held durch einen Hochglanzskandalisten mit zweifelhaften Freunden. Der Name Jeffrey Epstein wurde zum Synonym für den tiefen Fall – und Andrew zum Symbol dafür, dass royaler Status keine Immunität gegen moralische Pleiten bietet.
Sein legendäres BBC-Interview von 2019, in dem er mit stoischer Selbstüberschätzung erklärte, er könne sich an nichts erinnern, weil er „nicht schwitze“ – ein Satz, der selbst im britischen Humoruniversum nur als galaktischer Fehlschlag durchgeht –, dürfte als Lehrmaterial in jeder PR-Schule landen: „Wie man in 45 Minuten ein jahrhundertealtes Familienimage ruiniert.“
Der Palast als Bühne des Wegduckens
König Charles III., der sich vermutlich lieber mit der Restaurierung von Orangerien als mit brüderlicher Krisenkommunikation beschäftigt, hat wohl entschieden, dass Blut zwar dicker als Wasser sei – aber eben auch toxischer, wenn es ständig in Schlagzeilen gerät.
In „enger Abstimmung“ mit der Familie – was vermutlich bedeutet, dass Camilla demonstrativ die Augen verdrehte, während William und Kate mit höflicher Distanz lächelten – einigte man sich auf Andrews endgültigen Rückzug.
Man darf sich vorstellen, wie der König in Windsor mit einem tiefen Seufzer sagte:
„Andy, mein Junge, das ist keine Netflix-Serie mehr – das ist peinlich.“
Der Duke der verlorenen Ehre
Was bleibt also von Prinz Andrew? Ein Mann, der einmal den Himmel über dem Südatlantik durchquerte – und heute in den Nebeln der royalen Bedeutungslosigkeit verschwunden ist. Ein Aristokrat ohne Aufgabe, ein Titelträger ohne Titel, ein Herzog, dem selbst seine PR-Agenten die Gefolgschaft verweigern.
Vielleicht wird er künftig die royale Katzensammlung betreuen oder unauffällig die Gartentore von Windsor ölen. Vielleicht schreibt er ein Buch mit dem Titel „Wie man Freunde verliert und Menschen verstört“.
Eines ist jedenfalls sicher: Der tiefe Fall des Duke of York ist ein Lehrstück darüber, dass man selbst mit Krone im Stammbaum nicht über der Schwerkraft steht – vor allem nicht, wenn man glaubt, man sei immun gegen die Realität.
Während die Welt auf Konflikte, Krisen und Katastrophen blickt, hat das britische Königshaus wieder einmal das geliefert, was es am besten kann: höfischen Hochglanz mit menschlicher Tragikomik.
Oder, wie es in der royalen PR-Abteilung wohl heißt: „Operation Schamgefühl erfolgreich abgeschlossen – Tea is served.“