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Teleprompter aus, Ego an: Trumps große UN-Stand-up-Show

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Teleprompter aus, Ego an: Trumps große UN-Stand-up-Show

New York – Es hätte ein feierlicher Moment werden sollen: Donald Trump, der Präsident der Vereinigten Staaten, betritt die Bühne der UN-Vollversammlung – 140 Staats- und Regierungschefs auf den Plätzen, gespannt, nervös, halb interessiert. Doch statt weltbewegender Worte beginnt alles mit einer Panne: Der Teleprompter streikt. Für andere Redner ein Desaster, für Trump ein Geschenk. Schließlich braucht man keinen Teleprompter, wenn man überzeugt ist, dass Gott selbst einem die Stichpunkte ins Ohr flüstert.

Angriff auf die UN – die Weltgemeinschaft als Versagertruppe

Kaum warmgelaufen, legte Trump los: Die Vereinten Nationen hätten „enormes Potenzial“ – leider aber das gleiche Problem wie ein Fitnessstudio im Januar: viel Equipment, aber niemand benutzt es richtig. Statt Frieden zu schaffen, würden die UN bestenfalls Friedenskonferenzen organisieren, bei denen sich die Teilnehmer am Buffet um die besten Häppchen prügeln.

Trump erklärte allen Ernstes, er habe seit Amtsantritt sieben Kriege beendet – eine Zahl, die ungefähr so präzise ist wie seine Steuererklärungen. Dass Analysten das völlig anders sehen? Nebensache. In Trumps Logik ist die Wahrheit eine Art flexibles Leasing-Modell: Man nimmt, was gerade passt, und gibt es zurück, wenn es unbequem wird.

Europa, der Lieblingssündenbock

Dann folgte der Klassiker: Europa. Migration sei dort völlig außer Kontrolle, „politische Korrektheit“ verhindere jede Lösung. Besonders London bekam sein Fett weg: „nicht wiederzuerkennen“, wetterte Trump. Vielleicht liegt das auch daran, dass er die Stadt das letzte Mal aus dem Fenster einer goldverzierten Limousine gesehen hat.

„Eure Länder gehen in die Hölle“, rief er den Europäern zu. Ein Satz, der klingt, als wäre er direkt aus einem evangelikalen Wanderzirkus übernommen. Für einen Moment schien es, als wolle er gleich Feuer und Schwefel aus den Klimaanlagen des UN-Gebäudes herbeizaubern.

Deutschland – vom grünen Sündenfall zur grauen Hoffnung

Überraschend: Lob für Deutschland. Unter der neuen Regierung habe man den „kranken Weg“ der Ampel verlassen. In Trumps Fantasie ist Deutschland wieder stark, weil es angeblich auf fossile Brennstoffe und Atomkraft setzt. Dass Deutschland längst aus der Atomkraft ausgestiegen ist, ficht ihn nicht an. Fakten sind in Trumps Welt optional, solange sie nicht auf Fox News laufen.

Deutschland ist für ihn offenbar wie ein Schüler, der jahrelang geschwänzt hat, jetzt zufällig mal seine Hausaufgaben abgegeben hat – und prompt als „Jahrgangsbester“ gefeiert wird.

Biowaffen und KI – die neue Zauberformel

Dann zauberte Trump ein neues Schlagwort aus dem Hut: eine internationale Initiative gegen biologische Waffen. Klingt gut, nur blieb unklar, was das konkret bedeutet. Er sprach von einem „KI-Verifizierungssystem, dem jeder vertrauen kann“. Das wirkt ungefähr so vertrauenerweckend wie ein Passwort „Trump123“.

Experten befürchten schon, dass das „KI-System“ am Ende ein Chatbot wird, der auf jede Frage mit „Great, tremendous, believe me!“ antwortet.

Öl, Gas und moralische Doppelmoral

Natürlich durfte auch Russland nicht fehlen. Trump forderte die Europäer auf, sofort den Kauf von russischem Öl einzustellen. Dass er selbst in seiner Karriere gern mal Geschäftsbeziehungen in alle Richtungen hatte – geschenkt. Satirisch betrachtet: Das ist, als würde ein Kettenraucher in der Lungekrebsstation eine Nichtraucherkampagne eröffnen.

Nahost-Politik im Telegrammstil

Zum Krieg im Nahen Osten kam dann die Trump’sche „Lösung“: „Lasst die Geiseln jetzt frei.“ Punkt. Fertig. Problem erledigt. Man konnte förmlich sehen, wie die Diplomaten im Saal zwischen Augenrollen und verzweifeltem Kichern schwankten. Wenn Weltpolitik wirklich so einfach wäre, hätte man die UN längst durch eine Twitter-Umfrage ersetzt.

Randnotizen aus dem Saal • Der französische Präsident kritzelte sich Notizen, vermutlich die Einkaufsliste fürs Abendessen. • Der indische Premier starrte so lange auf sein Handy, dass man sich fragte, ob er schon prüft, ob das WLAN noch funktioniert. • Der Generalsekretär der UN saß mit unbewegtem Gesicht, als würde er innerlich „Bitte lass es schnell vorbeigehen“ meditieren.

Trumps Auftritt war weniger eine Rede, mehr eine Mischung aus Comedy, Wahlkampf und Selbstbeweihräucherung. Die UN bekamen ihr Fett weg, Europa wurde als Höllenfahrt deklariert, Deutschland als Musterknabe gefeiert, und am Ende blieb das Gefühl: Die größte Panne war nicht der Teleprompter – sondern das, was danach kam.