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Trump als Apotheker wider Willen: Paracetamol, Autismus und die Impfverweigerung im Weißen Haus
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Washington – Normalerweise verlässt man sich bei Fragen zu Medikamenten lieber auf Ärzte, Wissenschaftler oder im Notfall den Apotheker um die Ecke. In den USA gibt es dafür jetzt einen neuen Ansprechpartner: den Präsidenten persönlich. Donald Trump hat sich mal wieder als Experte für Pharmakologie und Impfempfehlungen inszeniert – und das Ergebnis ist eine Mischung aus Apothekenrundschau und Märchenstunde.
Tylenol? „Nicht gut!“
Bei einem Auftritt erklärte Trump, dass Paracetamol – in den USA als Tylenol bekannt – während der Schwangerschaft Autismus auslösen könne. Beweise? Fehlanzeige. Studien? Nebensächlich. Dafür gab es die Trump’sche Klarheit: „Ich sage es ganz offen. Nicht gut.“ In dieser Logik könnte man auch sagen: „Regen ist nass. Nicht gut.“ Wissenschaftler weltweit weisen darauf hin, dass es keinen nachgewiesenen Zusammenhang gibt. Aber Trump liefert eben keine Studien, sondern Schlagzeilen – und die wirken bekanntlich schneller als jede Tablette.
Wissenschaft vs. Bauchgefühl
Medizinische Fachgesellschaften wie ACOG oder die Society for Maternal-Fetal Medicine empfehlen Paracetamol sogar ausdrücklich, weil unbehandeltes Fieber in der Schwangerschaft deutlich gefährlicher ist. Trump ignoriert das und verordnet stattdessen sein Bauchgefühl als nationale Leitlinie. Das ist ungefähr so, als würde man die Verkehrsregeln durch Würfeln ersetzen: spannend, aber lebensgefährlich.
Impfgegner im Chefbüro
Noch absurder wird es beim Thema Hepatitis-B-Impfung. Trump empfiehlt, Babys nicht direkt nach der Geburt zu impfen, sondern „zu warten, bis sie zwölf Jahre alt sind“. Eine Aussage, die ungefähr so sinnvoll ist wie „mach den Fallschirm erst auf, wenn du unten angekommen bist“. Ärzte sind sich weltweit einig: Die Impfung am ersten Lebenstag schützt vor einer Übertragung von der Mutter und verhindert schwere Leberschäden bis hin zu Krebs. Aber in Trumps Universum ist Wissenschaft offenbar optional – solange die Pointe sitzt.
Kennedy Jr. als Stichwortgeber
An Trumps Seite: Robert F. Kennedy Jr., Gesundheitsminister und Dauergast in der Welt der Impfmythen. Man könnte fast meinen, die beiden betreiben eine Art Comedy-Duo: Der eine wirft die Behauptung, der andere nickt bedeutungsvoll. Gemeinsam erschaffen sie eine Gesundheitsagenda, die eher an eine Telegram-Gruppe erinnert als an die Politik der führenden Industrienation.
Pharmaindustrie vs. Präsidentenfantasie
Der Hersteller Kenvue (Tylenol) wies die Vorwürfe sofort zurück und erinnerte daran, dass FDA, Ärzte und Fachgesellschaften die Sicherheit des Mittels bestätigen. Mit anderen Worten: Während die Wissenschaft mühselig Fußnoten, Studien und Fachartikel zitiert, reicht Trump ein „Nicht gut!“ – und schon kippt die Debatte in die Abendnachrichten.
Trump inszeniert sich mal wieder als oberster Mediziner der Nation – ohne Studium, ohne Doktortitel, aber mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Das Ergebnis ist eine Gesundheitsdoktrin, die mehr Risiken birgt als jede Überdosis Schmerzmittel. Man könnte fast meinen: Der Präsident hat weniger Ahnung von Medizin als Paracetamol Kalorien hat – und das ist bekanntlich: keine.