Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Jimmy Kimmel – Zurück auf Sendung zwischen Shitstorm, Showbiz und Schattenregierung

Autor
Jimmy Kimmel – Zurück auf Sendung zwischen Shitstorm, Showbiz und Schattenregierung

Burbank, Kalifornien – Es war der Donnerstagvormittag, an dem Disney plötzlich merkte, dass Meinungsfreiheit nicht nur ein nettes Extra auf der Speisekarte der Demokratie ist, sondern eher die Hauptspeise. Vor den Studios in Burbank protestierte die Gewerkschaft SAG-AFTRA. Plakate, Parolen, Pathos – und die Erkenntnis: Wenn selbst der Klassenclown des Spätprogramms mundtot gemacht wird, könnte es bald auch den Rest der Klasse treffen.

Disney und der Tanz mit der „autoritären Regierung“

Offiziell wollte der Konzern nur das Programm „verschlanken“. Inoffiziell sah es so aus, als hätte man Angst, dass die Regierung irgendwann den Stromstecker zieht. Eine Demonstrantin sprach von einem Angriff auf die Meinungsfreiheit. Ein Vorwurf, der Disney so gar nicht gefällt – immerhin lebt man dort traditionell eher von singenden Meerjungfrauen und tanzenden Löwen, nicht von politischen Grundsatzdebatten.

Trump und die „Freude am Feuern“

Während Kimmels Fans auf den Barrikaden standen, pfiff Donald Trump auf seiner Social-Media-Blockflöte: „Man hätte ihn schon längst feuern sollen!“ – so sein Kommentar. Talentlos, wertlos, entbehrlich. Das klingt ein bisschen nach der Personalabteilung in Mar-a-Lago: Jeder, der nicht jubelt, fliegt. Meinungsfreiheit ist schön – solange es die Meinung des Ex-Präsidenten ist.

Letterman mahnt – und Sykes betet

David Letterman, die graue Eminenz des Late-Night-Fachs, stellte trocken fest: „Man kann Leute nicht feuern, weil man Angst vor einer autoritären Regierung hat.“ Ein Satz, der im Lexikon unter „gesunder Menschenverstand“ abgedruckt werden könnte – falls es den Begriff dort noch gibt. Wanda Sykes, eigentlich als Kimmels Gast eingeplant, reagierte auf Instagram lakonisch: „Wenn du gläubig bist, fange an zu beten.“ So viel zum Thema Satire: Hier klingt der Galgenhumor fast prophetisch.

Shitstorm mit Micky-Maus-Ohren

Unter jedem Disney-Werbespot in Social Media: „Ich halte zu Jimmy!“ – eine Art digitaler Aufstand mit der Schlagkraft einer spontanen Kündigungswelle von Streaming-Abos. Howard Stern griff gleich zum großen Hammer und erklärte: „Ich versuche, mit meinem Geldbeutel ein Zeichen zu setzen.“ Der Gedanke: Wenn schon die Politik schweigt, muss eben die Kreditkarte sprechen.

Boykott statt Bambi

Konservative Kräfte schliefen nicht: Turning Point USA (die politische Nachwuchsschmiede im Modus Dauer-Empörung) forderte den Boykott. Sinclair Broadcast, Amerikas Antwort auf Fox News im Regionalformat, kündigte an, lieber Nachrichten statt Kimmel zu senden. Nachrichten, wohlgemerkt, in der hauseigenen Definition – irgendwo zwischen Kommentar und Kampfschrift.

Disney im Spagat

Variety-Experte Brian Steinberg erklärt nüchtern: Kimmel sei für Disney eine Art Botschafter, fast schon Maskottchen in Anzug und Krawatte. Er moderierte mehrfach die Oscars, er gehört zum Inventar. Ein Rausschmiss auf Dauer hätte bedeutet, den roten Teppich durch eine Sackgasse zu ersetzen. Deshalb nun also die Rückkehr – halb aus Loyalität, halb aus Panik vor dem Imageverlust.

Satirische Schlüsselfrage

Die eigentliche Spannung liegt nicht in der Wiederaufnahme, sondern im „Wie weiter?“. Wird Jimmy Kimmel die Causa Disney & Trump in der ersten Sendung ausschlachten, oder macht er auf Zahmheit light? Seine Fans erwarten bissige Kommentare. Aber Disney liebt eben Märchen – und im Märchen ist der Hofnarr zwar laut, aber nie gefährlich.

Kimmel ist zurück – ein Clown im Sturm, ein Hofnarr zwischen Konzerninteressen und politischer Großwetterlage. Ob er weiter frech bleibt oder künftig nur noch das Wetter ansagt, wird sich zeigen. Fest steht: Wenn selbst Late-Night-Shows zum Politikum werden, dann ist das Land nicht nur in Schwierigkeiten – es hat sie schon zur Prime Time gebucht.