Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Trumps Ukraine-Kehrtwende: Von Monopoly-Deals zum „Tiger ohne Zähne“

Autor
Trumps Ukraine-Kehrtwende: Von Monopoly-Deals zum „Tiger ohne Zähne“

New York – Donald Trump hat mal wieder die internationale Bühne betreten wie ein Zirkusdirektor, der nicht so recht weiß, ob er die Löwen füttern oder die Clowns rauswerfen soll. Noch vor wenigen Wochen fabulierte er davon, die Ukraine solle doch einfach ein paar Gebiete abtreten – so wie man beim Monopoly eben das Elektrizitätswerk an den Cousin abtritt, wenn das Geld knapp wird. Jetzt plötzlich der Umschwung: Die Ukraine könne, so Trump, ihr ganzes Land zurückerobern. Vielleicht sogar noch mehr. Wer weiß, vielleicht Polen gleich mit, oder Alaska zurück nach Russland, nur um es danach heroisch wieder „befreien“ zu lassen.

Die neue Trump-Doktrin: Wahrheit im Tagesabo

Trump begründete seine 180-Grad-Wende mit der Aussage, er habe sich „mit der militärischen und wirtschaftlichen Lage vertraut gemacht und sie vollständig verstanden“. Für alle, die ihn kennen: Das ist die gleiche Formulierung, die er auch benutzt, wenn er nach fünf Minuten Wikipedia-Lektüre plötzlich zum Weltmarktführer in Quantenphysik wird. Seine neue Erkenntnis: Russland sei kein Bär, sondern ein „zahnloser Tiger“.

Ein Bild, das Fragen aufwirft: Seit wann haben Tiger Zähne? Und wenn sie keine haben, sind sie dann nicht eher eine Katze im Altersheim? Man stelle sich vor, Putin liest das und ruft sofort im Zoo Moskau an: „Genosse, bitte Tiger sofort nachzählen! Einer fehlt!“

Selenskyj: Vom Fußabtreter zum Ehrenmann

Noch im Februar behandelte Trump den ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Weißen Haus wie einen Praktikanten, der die falschen Donuts besorgt hatte. Nun auf einmal: Schulterklopfen, Respekt, sogar Lob. „Großen Respekt vor dem Kampf der Ukraine“, schwärmte er. Selenskyj sprach von einer „großen Kehrtwende“. Man könnte fast meinen, er hat Trump auf dem UN-Flur einen Button geschenkt: „Make Zelensky Great Again“.

Europa: Verwirrung, aber mit Applaus

In Brüssel herrschte kurz Stille, als Trumps neue Haltung durchsickerte. Statt Kopfschütteln gab es Beifall. EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte schlicht: „Ja, das ist alles richtig.“ Das ist derselbe Satz, den sie sonst benutzt, wenn Praktikanten im Büro den Kopierer reparieren. Ursula von der Leyen eilte gleich herbei und erklärte, man sei sich einig, dass Russland sofort keine fossilen Einkünfte mehr haben dürfe. Offenbar herrscht jetzt transatlantische Harmonie – so lange Trump nicht morgen wieder twittert, dass Sonnenblumenöl die beste Energiequelle sei.

NATO im „Top Gun“-Modus

Noch eine Trump’sche Kostprobe: Auf die Frage, ob NATO-Staaten russische Flugzeuge bei Luftraumverletzungen abschießen sollten, sagte er nur: „Ja, das bin ich.“ Eine Antwort, so trocken wie brandgefährlich. Diplomaten hörten da „Ja“. Satiriker hörten: „Ich will endlich selbst mal in einem Kampfjet sitzen.“ Man hat fast das Bild vor Augen: Trump im Pilotensitz, ruft „Maverick“, während er die falsche Taste für den Schleudersitz drückt.

Rubio als Trump-Übersetzer

US-Außenminister Marco Rubio erklärte den Schwenk: Trump habe „außerordentliche Geduld“ bewiesen. Satirisch betrachtet: dieselbe Geduld, mit der er sonst nur sein Golfball sucht. Doch jetzt sei man in einer „Phase potenzieller Eskalation“ angekommen. Übersetzt: Russland macht weiter Ärger, die USA schicken mehr Waffen, und Trump nennt das Frieden.

Aus New York • Trumps Post auf Truth Social war so vage, dass selbst Google Maps nicht wusste, welche Grenzen er meinte. Vielleicht auch einfach die, die ihm am besten gefallen. • Im Hintergrund der UN-Vollversammlung sollen Delegierte gewettet haben, wie lange es dauert, bis Trump seine Position wieder ändert. Quoten standen bei 3:1 für „nächste Woche“. • Selenskyj soll nach dem Treffen gescherzt haben: „Wenn er jetzt noch den Teleprompter liest, sind wir endgültig Verbündete.“

Trumps außenpolitische Linie gleicht einem ICE der Deutschen Bahn: Mal fährt er in die falsche Richtung, mal bleibt er mitten auf der Strecke stehen, und wenn er überraschend im Ziel ankommt, glaubt es keiner. Heute ist er der größte Fan der Ukraine, morgen vielleicht Putins Tierpfleger. Sicher ist nur: Für Trump ist internationale Diplomatie wie eine Talkshow – Hauptsache, er hat die Pointe.