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Wadephul im Höhenflug: Wenn ein Trump-Lob wie Weltpolitik klingt
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Berlinj/New York – Außenminister Wadephul hat die Rede von Donald Trump bei der UN-Vollversammlung nicht nur gehört, sondern gleich gefeiert. Besonders das Lob für Deutschland sei „ein Zeichen, dass man gehört werde und auf Augenhöhe agieren könne“, erklärte er im Interview mit den tagesthemen. Satirisch betrachtet: Ein Land, das sonst schon stolz ist, wenn der ICE mal halbwegs pünktlich ist, fühlt sich plötzlich wie ein geopolitischer Superstar, nur weil Trump ein paar warme Worte fallen ließ.
Trump lobt – und Berlin klatscht
Dass Trump Deutschland lobte, war tatsächlich eine Überraschung. Normalerweise spart er sich solche Nettigkeiten lieber für Länder auf seiner „Golfplatz-Favoritenliste“. Nun aber jubelt Berlin: Ein Kompliment aus dem Munde des Mannes, der sonst Europa pauschal in die Hölle wünscht. Wadephul interpretiert es als Ritterschlag. Realistischer wäre: Trump hat schlicht die Landkarte verwechselt.
Augenhöhe oder Halsstarre?
Wadephul betonte, Deutschland werde nun „auf Augenhöhe“ wahrgenommen. Schönes Bild – allerdings hinkt es: Trump ist bekanntlich ein Mann, der nur Augenhöhe kennt, wenn der andere kniet. Vielleicht wäre „auf Rufweite“ das ehrlichere Wort gewesen – immerhin muss man Trump nur laut genug „Energy! Fossil fuels!“ zurufen, und schon kommt ein Lob zurück.
Das große Missverständnis: Lob als Politik
In Berlin klingt es nun, als sei ein einzelnes Trump-Zitat die neue transatlantische Strategie. Wadephul wirkt wie ein Schüler, der im Aufsatz „sehr ordentlich geschrieben“ vom Lehrer liest und sofort beschließt, Germanistik zu studieren. Ob das Lob inhaltlich überhaupt Substanz hat? Nebensache. Hauptsache, man fühlt sich mal wieder wichtig.
Randnotizen • Wenn deutsche Politiker ein Trump-Lob feiern, klingt das ein bisschen so, als würde man ein Kompliment vom TÜV-Prüfer für „saubere Fußmatten“ als Beweis für Straßentauglichkeit verkaufen. • Die tagesthemen machten aus dem Interview eine kleine Staatsaffäre – wahrscheinlich, weil die Redaktion selbst überrascht war, dass Trump ausnahmsweise mal keine Beleidigung Richtung Berlin geschickt hat. • Man stelle sich vor, Trump hätte gesagt, „Deutschland ist das beste Land überhaupt“ – vermutlich hätte Wadephul sofort vorgeschlagen, den Mann für den Karlspreis vorzuschlagen.
Freude über Trumps Lob zeigt vor allem eines: Die deutsche Außenpolitik ist inzwischen so ausgehungert nach Anerkennung, dass selbst ein Trump’sches Schulterklopfen wie eine geopolitische Sensation wirkt. Auf Augenhöhe? Vielleicht. Aber es bleibt der Verdacht: Während Trump redet, steht Deutschland eher auf Zehenspitzen.