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Der Krieg um das Periodensystem – Trump gegen die Elemente
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Washington / Peking / Planet Erde. Man sagt, die Erde sei reich an Bodenschätzen – aber offensichtlich arm an Vernunft. Denn der neueste Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China klingt, als hätte jemand „Monopoly“ mit „Breaking Bad“ verwechselt: Peking kontrolliert Seltene Erden – Trump reagiert mit 100 Prozent Zoll auf alles, was glänzt, blinkt oder halbwegs chinesisch aussieht.
Damit ist der Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt endgültig zur Geologie-Soap des Jahrhunderts geworden. Titel: „Breaking Trade – Kampf um die Kristalle“.
Trump gegen das Periodensystem
US-Präsident Donald J. Trump, der Mann, der Atomnummern vermutlich für Twitter-Hashtags hält, verkündete am Donnerstagabend in seinem Lieblingsmedium Truth Social (dem digitalen Äquivalent zu einem Schreikonzert im Marmorsaal):
„Ab dem 1. November: 100 Prozent Zölle auf alles aus China. Auf alles! Wenn’s von da kommt – zahlen sie! Wenn’s blinkt, piept oder brummt – zahlen sie doppelt!“
Er fügte hinzu:
„China ist unfreundlich, sehr unfreundlich. Sie haben seltene Erden, aber keine Manieren.“
Ein Satz, der inhaltlich ungefähr so belastbar ist wie ein Tesla-Akku im sibirischen Winter. Aber das hinderte Trump nicht daran, sofort eine patriotische Kampagne zu starten: „Make Lithium Great Again“ – inklusive rotem Basecap mit Periodensystem-Stickerei.
Was sind eigentlich Seltene Erden?
Für alle, die in Chemie lieber Fenster geputzt haben: „Seltene Erden“ sind 17 Elemente mit Namen, die klingen, als hätte man sie beim Scrabble erfunden – Neodym, Europium, Yttrium, Dysprosium – das klingt eher nach Harry-Potter-Zaubersprüchen als nach Wirtschaftsmacht.
Diese Metalle stecken in allem, was der moderne Mensch liebt: Smartphones, Windräder, Elektroautos, Vibratoren, Mars-Rover, aber vor allem – in militärischer Hardware. Ohne Seltene Erden gibt’s keine Raketen, keine Drohnen, keine patriotischen TikTok-Videos aus dem Pentagon.
Und wer kontrolliert diese magischen Metalle? China. Natürlich China. Das Land hat sich rechtzeitig den Jackpot im globalen Chemie-Casino gesichert. Während der Westen noch über Recyclingquoten debattierte, hat Peking schon Abbaugebiete in der Mongolei erschlossen und Patente auf alles angemeldet, was glitzert.
„Nationale Sicherheit“ vs. „nationale Eitelkeit“
Das chinesische Handelsministerium erklärte die Exportbeschränkungen mit der „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ – eine elegante Umschreibung für: „Wir behalten das Zeug lieber, falls der Westen wieder auf dumme Ideen kommt.“
Ab sofort dürfen Unternehmen in China Seltene Erden, Technologien oder Maschinen zur Verarbeitung nur noch mit Genehmigung exportieren. Die Begründung ist nachvollziehbar: Man will verhindern, dass westliche Firmen aus chinesischem Wissen ihre eigene Konkurrenz aufbauen.
In Washington klang das dagegen ganz anders. Ein Sprecher des Weißen Hauses, vermutlich frisch aus der Ohnmacht erwacht, sagte:
„Das ist ein Angriff auf die freie Welt! Und auf Apple, Tesla, Amazon und unsere nationalen Weihnachtslichter!“
Trump selbst bezeichnete das Vorgehen als „aggressiv“ – was ungefähr so glaubwürdig ist, wie wenn ein Bulldozer den Rasenmäher wegen Rücksichtslosigkeit verklagt.
Wirtschaftskrieg im Kasperletheaterformat
Die Börsen reagierten sofort. In New York sackten die Kurse ab, während Investoren panisch googelten, ob „Seltene Erden“ durch „NFTs“ ersetzt werden können. Die Antwort: Leider nein.
Trump versprach, die Lage „persönlich“ zu lösen – notfalls mit einem Gespräch unter Männern. Doch ein Treffen mit Xi Jinping beim APEC-Gipfel sei „nicht mehr nötig“. Zitat:
„Wenn er mir nichts mehr verkaufen will, brauche ich ihn nicht mehr sehen. So einfach ist das.“
Ein Satz, der klingt, als würde ein enttäuschter Kunde bei McDonald’s den Filialleiter zur Weltpolitik erklären.
Wenn Peking lächelt, wackelt Washington
In China hingegen herrscht demonstrative Gelassenheit. Die Sprecherin des Handelsministeriums verkündete lächelnd, man werde „den Export zum Schutz der globalen Stabilität anpassen“ – eine Formulierung, die im diplomatischen Lexikon direkt hinter „Wir haben euch in der Hand“ steht.
Während also in Washington die Alarmglocken schrillen, gießt Peking gemütlich Tee nach. Man weiß dort: Die Welt braucht China – und zwar nicht wegen Pandas, sondern wegen Praseodym.
Das ist das neue Machtmittel des 21. Jahrhunderts: kein Öl, kein Gas, sondern die chemische Fähigkeit, westliche Lieferketten in kollektive Panik zu stürzen.
Die Rhetorik des Rohstoff-Rambos
Trump aber bleibt Trump. Er postete noch am selben Abend:
„Wir werden unsere eigenen Seltenen Erden finden! Amerika hat Berge! Schöne Berge! Ich kenne Berge persönlich!“
Laut Insidern soll er schon befohlen haben, „den Grand Canyon vorsichtig nach Neodym zu durchsuchen“. Das Pentagon prüft, ob sich die Air Force beteiligen könnte – notfalls mit Marschflugkörpern.
Ein hochrangiger Wirtschaftsberater kommentierte trocken:
„Wenn Trump denkt, man könne chemische Elemente per Zollgebühr heranzüchten, dann sollten wir ihm vielleicht sagen, dass das Periodensystem keine Wahlliste ist.“
Der Menschheit letzter Stoffwechsel
Die Wahrheit ist: Seltene Erden sind gar nicht so selten. Sie sind nur verdammt schwer zu fördern – und noch schwerer zu ersetzen. Und während sich Trump und Xi mit geopolitischen Muskelspielen überbieten, wackelt die Weltwirtschaft wie ein Smartphone mit leerem Akku.
Die Energiewende? Steht auf der Kippe. Elektroautos? Bald wieder Deko. Windkraftanlagen? Nur noch schön zum Anschauen.
Wenn Zölle zum Ersatz für Strategie werden
Der Konflikt um Seltene Erden ist mehr als nur ein Handelsstreit. Er ist die geopolitische Version von „Mein Schatz“ aus Herr der Ringe. Nur dass Gollum diesmal orangefarbene Haare trägt und Tweets verschickt.
China spielt Schach, Amerika spielt Poker – und der Rest der Welt sitzt dazwischen und versucht verzweifelt, sein Handy zu laden.
Denn am Ende bleibt nur eine Erkenntnis: Seltene Erden sind der Stoff, aus dem Zukunft gemacht wird – und Donald Trump ist der Mann, der versucht, sie zu besteuern, bevor er sie versteht.