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Goldene Geschäfte und gekrönte Egos – Trumps Handelsreise zwischen Zollkrieg und Krönungsball
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Es war ein Bild für die Götter – oder zumindest für die Reality-TV-Zuschauer Amerikas: Donald Trump, der selbsternannte Retter der amerikanischen Wirtschaft, steht in Seoul, die Brust geschwellt wie ein patriotischer Pfau, und nimmt eine goldene Krone entgegen. Nicht aus Pappe, nicht symbolisch, sondern tatsächlich eine vergoldete Nachbildung aus der Silla-Dynastie – jenem Königshaus, das schon lange vor Twitter wusste, wie man Macht mit Glanz verwechselt.
Die Szene hätte kaum grotesker sein können: Während in den USA Millionen Menschen auf die Straße gehen, um bei den „No Kings“-Protesten gegen seine präsidiale Selbstüberhöhung zu demonstrieren, lässt sich Trump in Asien feierlich bekrönen. Die Ironie? Sie leuchtet heller als die Krone selbst.
Zölle, Deals und der Duft von Selbstverherrlichung
Doch natürlich ging es offiziell nicht um Monarchie, sondern um „Handel“. Denn Trump liebt es, den globalen Warenverkehr zu behandeln wie ein Pokerturnier mit persönlichen Beleidigungen. Nach Monaten voller Zollkeulen, Strafmaßnahmen und rhetorischer Fehden verkündet Südkorea also, man werde 350 Milliarden Dollar in den USA investieren – ein gigantisches „Friedensangebot“ aus purem Pragmatismus.
Das Kalkül aus Seoul ist klar: Wer mit Trump Geschäfte macht, muss ihn zuerst füttern – emotional und finanziell. Die goldene Krone war da quasi die Verpackung, das 350-Milliarden-Dollar-Investment der Inhalt.
Offiziell sollen 200 Milliarden in einen Fonds fließen und weitere 150 Milliarden in den Schiffbau, doch inoffiziell geht es natürlich um die magische Formel jeder Trump-Verhandlung: „Mach’s groß, mach’s glänzend, und sag, dass es sein Verdienst ist.“
Ein Deal, so golden wie sein Ego
Trump, sichtlich gerührt von so viel asiatischer Großzügigkeit (und Gold), reagiert wie ein Kind an Weihnachten: „Enorm! Sehr entschlossen! Großartig!“ – und man ahnt, er spricht nicht über das Handelsabkommen, sondern über seine neue Kopfbedeckung.
In Washington würde er später vermutlich erklären, er habe „persönlich dafür gesorgt, dass 350 Milliarden nach Amerika fließen“. Dass Südkorea das Geld ohnehin in amerikanische Industrien investieren wollte, ist nebensächlich. Hauptsache, er kann sagen, „ich habe’s gemacht“ – eine Floskel, die in seinem Sprachgebrauch irgendwo zwischen Evangelium und Rabattaktion rangiert.
Proteste? „No Kings“? Lächerlich!
Währenddessen toben in den USA die größten Proteste seit seiner Wiederwahl. Unter dem Motto „No Kings“ marschieren Millionen gegen das, was viele als autoritäre Selbstermächtigung des Präsidenten empfinden.
Trump, unbeeindruckt, winkt ab: „Ich bin überhaupt kein König. Ich arbeite mir den Arsch ab, um unser Land großartig zu machen!“ Klar, niemand ist königlicher als jemand, der sich regelmäßig selbst verteidigt, kein König zu sein.
Man muss sich das vorstellen: Ein Mann, der Paläste (Hotels), Ländereien (Golfplätze) und Untertanen (Parteifreunde) besitzt, lehnt eine Monarchie ab – während er eine Krone trägt. Das ist, als würde Elon Musk behaupten, er sei kein Kapitalist, sondern nur „interessiert an innovativen Eigentumsverhältnissen“.
Das teuerste Friedensangebot der Welt
Südkorea sieht das Ganze pragmatisch. Man weiß, dass Trump Politik macht wie ein Marktschreier: laut, spontan, egozentrisch. Also bezahlt man, um Ruhe zu haben. 350 Milliarden sind teuer, ja – aber günstiger als weitere vier Jahre Handelskrieg.
Im Gegenzug reduziert Trump die Zölle auf koreanische Autos von 25 auf 15 Prozent. Das ist in etwa so, als würde man jemandem erst das Auto klauen und ihm dann erlauben, es gegen Gebühr zurückzukaufen. Aber hey – Trump nennt das Diplomatie.
Er spricht vom „größten Deal aller Zeiten“. Analysten sprechen eher vom „teuersten Händedruck des 21. Jahrhunderts“.
Von der Krone zur Krönung der Absurdität
Das Geschenk hat Symbolwert. Die Krone steht für „Frieden und Würde“. In Trumps Händen wirkt sie eher wie eine Einladung zu Staffel 2 seiner präsidialen Realityshow. „Make Monarchy Great Again“, könnte das Motto lauten.
Und so schließt sich der Kreis: Ein Präsident, der zu Hause als „König Donald I.“ verspottet wird, lässt sich im Ausland ehren wie ein Imperator. Ein Land, das „Freiheit“ auf seine Fahne schreibt, finanziert sich durch Investitionen von Ländern, die lieber schweigen als widersprechen. Und ein Mann, der behauptet, kein Monarch zu sein, thront über einer Welt, die ihm ständig Beifall klatscht – oder Angst hat, es nicht zu tun.
Der Deal mit dem Drachen
Noch während Trump seine Krone poliert, bereitet sich die Welt auf das nächste Kapitel vor: das Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping. Beide Männer eint ein ähnliches Selbstverständnis – sie halten sich für das Zentrum des Universums, nur dass Xi es nicht auf Twitter teilt.
Während Ökonomen auf eine Einigung im Zollstreit hoffen, träumen Satiriker längst von einer Szene, in der Xi Trump eine Jade-Krone überreicht und ihn „kaiserlicher Geschäftspartner“ nennt. Und Trump? Der würde lächeln und sagen: „Viele Leute sagen, ich sehe in Grün sogar noch besser aus.“
Ein König ohne Reich, aber mit Rabatt
Trump beweist einmal mehr, dass internationale Politik kein Schachspiel ist, sondern eine Fernsehshow mit luxuriöser Requisite. Die Krone auf seinem Haupt mag nur vergoldet sein – aber für ihn ist sie echtes Symbol: Macht, Eitelkeit und Verhandlungsgeschick in einem.
Wenn Geld spricht, hört Trump zu. Wenn jemand kniet, lächelt er. Und wenn jemand eine goldene Krone überreicht, dann nickt er – denn endlich, endlich, hat jemand verstanden, wie man ihn wirklich glücklich macht.
Man muss ihn nicht mögen, um zu erkennen: Donald Trump regiert nicht mit der Verfassung, sondern mit dem Prinzip „Wer glänzt, gewinnt“. Und in Seoul hat er wieder einmal gesiegt – zumindest in seiner eigenen Realityshow.