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Make Telegram Great Again – Wenn Amerikas junge Rechte das Rad der Geschichte zurück ins Dritte Reich dreht
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Titel: “” (Ein ausführlich-satirischer Bericht über die digitalen Entgleisungen der neuen „Generation Maga“)
Wenn Politik zur Chatgruppe wird
Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – und der begrenzten geistigen Bandbreite. Man hat sich dort längst an alles gewöhnt: Präsidenten, die auf Social Media mit Weltkriegen drohen, Talkshows, die wie Beerdigungen für Fakten wirken, und Debatten, die mehr Lärm als Inhalt produzieren. Doch jetzt setzt die Nachwuchsriege der Republikaner noch einen drauf: die Young Republicans haben sich selbst geleakt – via Telegram.
Dort, wo sich sonst Fitness-Influencer, QAnon-Verschwörer und Leute tummeln, die glauben, Bill Gates verstecke Chips in Impfstoffen, schreiben sich die politischen Hoffnungsträger der Rechten ihre „Visionen“ von Amerika – offenbar mit der feinen Tastatur eines Wutbürgers auf Red Bull.
Das Ergebnis: ein Chatprotokoll, das aussieht wie die Kreuzung aus einem Geschichtslehrbuch über 1933 und einem Reddit-Thread über toxische Männlichkeit.
Der Star des Skandals – Paul Ingrassia, der Mann für die schmutzige Arbeit
Im Zentrum der Aufregung: Paul Ingrassia, 30 Jahre alt, Republikaner mit Karriereaussicht und vermutlich einem recht großen Meinungsvorrat für sehr wenig Ahnung. Er soll nach Trumps Willen die Leitung des Office of Special Counsel übernehmen – also einer Behörde, die Whistleblower schützen soll. Ironisch, dass genau jemand, dessen Chatverhalten aussieht, als hätte er gerade erst entdeckt, dass „Privatmodus“ nicht bedeutet, man könne das Grundgesetz anzünden, diesen Job bekommen soll.
Ingrassia hat sich in den Chats als Mann mit „Nazi-Tendenzen“ bezeichnet und erklärt, der Martin-Luther-King-Feiertag gehöre in die Hölle. Das ist ungefähr so, als würde ein Metzger erklären, Vegetarier gehörten ins Salatbeet – nur mit deutlich weniger Charme.
Sein Chef, Präsident Donald Trump, schweigt bislang zu den Vorwürfen. Wahrscheinlich, weil er noch überlegt, ob er den jungen Mann befördern oder ihm eine eigene Talkshow geben soll.
„Jugendliche Dummheiten“ – Die neue republikanische Rechtfertigungsroutine
JD Vance, Vizepräsident und selbsterklärter Mann des Volkes (also jenes Volkes, das Fox News für einen Geschichtsunterricht hält), verteidigte die Chatnachrichten nicht direkt, nannte sie aber „jugendliche Dummheiten“.
Ein interessanter Ansatz. Denn „jugendliche Dummheiten“ ist normalerweise die Bezeichnung für Dinge wie Graffiti, Ladendiebstahl oder fragwürdige Frisuren – nicht für das Loben von Hitler und das Fantasieren über Gaskammern.
Man stelle sich vor: Ein Teenager wird beim Zerstören einer Bushaltestelle erwischt. Ein anderer postet Holocaust-Witze. Beide bekommen dieselbe pädagogische Bewertung: „Schwamm drüber, war Pubertät.“
Amerika schafft es immer wieder, die Messlatte moralischer Absurdität noch ein Stück tiefer in den Boden zu rammen.
Der digitale Partykeller der Reaktion
Die Leaks stammen aus mehreren Chatgruppen, in denen sich die Young Republicans – also jene Generation, die eigentlich mal die Zukunft des konservativen Amerikas gestalten sollte – hemmungslos austobten.
Was dort zu lesen ist, könnte man nur mit Humor ertragen, wenn es nicht so furchtbar ernst wäre: „Ich liebe Hitler“, schrieb einer. Ein anderer witzelte über „politische Gegner in Gaskammern“. Ein Dritter diskutierte, ob man den Zweiten Weltkrieg „nicht einfach hätte nochmal versuchen sollen, aber diesmal richtig“.
Man möchte glauben, das seien Parodien, von „The Onion“ oder „Colbert“. Aber nein – das sind reale Nachrichten von Menschen, die später einmal in Ministerien sitzen könnten. Oder schlimmer: auf TikTok.
Wenn der Nachwuchs so ist, sehnt man sich nach den Alten
In den USA war die Jugend politisch schon vieles: rebellisch, idealistisch, manchmal naiv – aber selten offen faschistoid mit WLAN-Anschluss. Die „Young Republicans“ nennen sich selbst die Generation „Uncancelled“. Ein bisschen wie „ungeschliffen“, nur ohne Aussicht auf Besserung.
Man hat das Gefühl, sie tragen MAGA-Kappen beim Familienessen und zünden bei der Nationalhymne Wunderkerzen an. Ihre Argumentation klingt dabei wie eine Mischung aus Gymnasialdebatte und Facebook-Kommentarspalte: laut, beleidigt und grammatikalisch leicht verwirrt.
Schumer, der letzte Mahner im Senats-Club der Clowns
Chuck Schumer, Demokrat mit Dauerempörung im Gesicht, warf sich sofort in den Ring:
„Ingrassia darf niemals wieder eine Führungsposition innerhalb der Regierung bekleiden!“
Ein Satz, den man in Washington ungefähr so oft hört wie „Das war bestimmt keine gute Idee, Mr. President.“ Trotzdem hat Schumer recht – was ihn aber nicht davor schützt, dass seine moralische Empörung sofort wieder als „linke Cancel-Culture“ verspottet wird.
Die Republikaner reagierten mit ihrer Lieblingsstrategie: Sie verwiesen auf einen Demokraten in Virginia, der 2022 in einem privaten Chat angeblich Gewaltfantasien gegen Republikaner geäußert hatte. Was in etwa so überzeugend ist, wie wenn man beim Autofahren mit 120 durch die Stadt erwischt wird und sagt: „Aber der da drüben hat auch nicht geblinkt!“
Das Hakenkreuz im Büro – Zufall oder Dekoidee?
Als wäre der Telegram-GAU nicht schon grotesk genug, wurde in einem republikanischen Abgeordnetenbüro auch noch eine amerikanische Flagge mit Hakenkreuzsymbol entdeckt. Die Polizei rückte an, der Abgeordnete schwor, er habe damit „nichts zu tun“. Vermutlich hat der Praktikant sie aus Versehen aufgehängt – oder es war wieder „ein jugendlicher Fehler“.
In Washington ist die Verantwortungsspirale inzwischen so routiniert, dass man fast eine App dafür erwarten würde: “Scapegoat – blame made easy.”
Vom Patriotismus zur Parodie
Das Problem geht tiefer: Die Republikaner – einst die Partei Lincolns – sind heute ein merkwürdiges Konglomerat aus Nostalgikern, Nationalisten und Netz-Trolls. Was früher politische Überzeugung war, ist heute Content. Man inszeniert Wut, weil Wut Klicks bringt. Man flirtet mit Extremismus, weil es Reichweite gibt. Und wenn das nicht reicht, beleidigt man Journalisten – „Deine Mutter“ inklusive.
Es ist die Reality-Show einer Nation, die aus dem politischen Diskurs eine Dauerstaffel „America’s Next Top Scandal“ gemacht hat.
Wenn Telegram zur Parteizentrale wird
Die Enthüllungen um die „Young Republicans“ zeigen: Die Zukunft der US-Politik liegt nicht in Think Tanks oder Wahlkampfbüros – sie liegt in Gruppenchats, in denen Menschen mit Harvard-Abschlüssen „lol“ unter Holocaustwitze schreiben.
Der republikanische Nachwuchs hat den moralischen Kompass längst gegen ein Meme getauscht. Und während die Welt sich fragt, wie man das noch toppen kann, plant wahrscheinlich schon jemand, die Chats als NFT zu verkaufen – patriotisch, versteht sich.
Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis: Die Partei, die früher „God, Guns & Glory“ rief, hat jetzt „GIFs, Gossip & Gaskammerwitze“.
Wenn das Amerikas politische Zukunft ist, dann braucht das Land dringend Nachhilfe – und zwar nicht in Wirtschaft oder Ethik, sondern in Grundschule Sozialverhalten, Modul 1: Wie man keine Nazis im Gruppenchat ist.