Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Raus aus der Royal Lodge! – Wie Prinz Andrew das britische Mietrecht zum Hochadel erhob

Autor
Raus aus der Royal Lodge! – Wie Prinz Andrew das britische Mietrecht zum Hochadel erhob

Die teuerste Couch Britanniens – und keiner darf sie wegräumen

Es gibt in Großbritannien viele unbewegliche Dinge: die Queen (bis sie’s irgendwann nicht mehr war), der Linksverkehr – und Prinz Andrew, der Bruder von König Charles III., der sich seit Jahren erfolgreich weigert, aus der Royal Lodge in Windsor auszuziehen.

Die 30-Zimmer-Villa liegt malerisch auf einem Anwesen, das größer ist als so manche Kleinstadt. Und Andrew? Der sitzt drin wie ein Teenager, der seine Ausbildung abgebrochen hat, aber trotzdem bei Mama wohnen bleibt – nur dass seine Mama früher auf Geldscheinen abgedruckt war.

Der Skandal: Der Mann, der durch seine Freundschaft mit Jeffrey Epstein das Wort „Verstrickung“ neu definiert hat, zahlt für dieses royale Airbnb quasi nichts.

Und die Briten, die für 12 Quadratmeter in London eine Niere verkaufen müssen, fragen sich zu Recht: „Warum darf DER da wohnen – und ich nicht mal meine Heizung anmachen?“

Der goldene Mietvertrag – Ein Märchen aus der Ära der Absurditäten

Im Jahr 2003 schloss Prinz Andrew einen Vertrag, der in die Geschichte eingehen dürfte als das beste Geschäft seit der Erfindung des Schwarzmarkts: Er zahlte eine Million Pfund (Kaution, quasi), steckte 7,5 Millionen in Renovierungen – und seitdem ist seine Miete… nennen wir es symbolisch.

Wie symbolisch? Nun – wenn man’s runterrechnet, dürfte er pro Monat etwa so viel zahlen wie ein durchschnittlicher Brite für eine Netflix-Serienpause.

Die Crown Estate bestätigte, dass der Vertrag bis 2078 gilt. Das heißt: Selbst wenn König Charles schon längst zu den Sternen aufgestiegen ist und Prinz William mit grauen Haaren den Klimawandel auf Twitter bekämpft, sitzt Andrew immer noch in seinem Salon und schaut „The Crown“ – vermutlich in Dauerschleife, weil er die Figur, die ihn darstellt, „völlig unfair“ findet.

Der politische Aufschrei – Empörung mit Afternoon Tea

Der konservative Abgeordnete Robert Jenrick hat die Geduld verloren.

„Die Öffentlichkeit hat genug von Prinz Andrew!“ wetterte er in der Sun.

Er hat recht. Die Öffentlichkeit hatte eigentlich schon genug von Andrew, als der Prinz 2019 in einem legendär ungeschickten BBC-Interview erklärte, er könne nicht schwitzen – wegen eines „medizinischen Zustands“.

Seitdem schwitzt ganz Großbritannien für ihn mit.

Auch die Liberaldemokraten sind not amused. Abgeordnete Lisa Smart forderte:

„Er soll jeden Penny zurückzahlen, den er dem Steuerzahler schuldet.“

Das ist ungefähr so realistisch, als würde Boris Johnson seine Partys zurückgeben.

Und während Politiker mit Empörung jonglieren, murmelt die BBC, dass Andrews Lebensunterhalt sowieso indirekt von den Royal-Finanzen abhängt – also letztlich vom britischen Steuerzahler. Kurz gesagt: Die Briten zahlen dafür, dass jemand in einem Palast wohnt, der ihre Monarchie in Grund und Boden blamiert hat.

Oder wie ein Kolumnist trocken schrieb:

„Es ist, als würden wir den Strom für unseren eigenen Stromschlag finanzieren.“

König Charles und der Versuch einer royalen Zwangsräumung

Charles, der seit seinem Amtsantritt damit beschäftigt ist, die Monarchie wie eine angeschlagene Marke neu zu positionieren („Jetzt auch in nachhaltig!“), hat seinem Bruder schon mehrfach nahegelegt, endlich auszuziehen.

Sein Vorschlag: Ein kleineres Anwesen – Frogmore Cottage, das ehemalige Zuhause von Harry und Meghan. Doch Andrew lehnte ab.

Natürlich lehnte er ab. Von 30 Zimmern auf ein Cottage mit nur fünf Schlafzimmern? Für Andrew wäre das, als würde man einem Michelin-Sternekoch sagen, er solle sich fortan von Dosensuppen ernähren.

Hinter den Palastmauern, so heißt es, tobt ein stiller Familienkrieg. Charles will sparen, William will modernisieren, und Andrew will... Netflix und Ruhe.

Ein Palast-Insider sagte angeblich:

„Er fühlt sich im Stich gelassen.“ Das ist interessant, denn das Land fühlt sich seit Jahren von ihm im Stich gelassen – moralisch, finanziell und ästhetisch.

Juristisch unantastbar – moralisch untragbar

Rechtlich, erklärt der Anwalt Mike Hansom (dessen Name klingt, als würde er in einer BBC-Serie von Hugh Grant gespielt), sei Andrews Vertrag „wasserdicht“. Der Prinz dürfe dort bis 2078 wohnen. Selbst eine Zwangsräumung würde Jahre dauern – vermutlich länger als der Brexit.

Das ist die britische Mischung aus absurdem Adel und perfektem Bürokratismus: Selbst wenn man einen Skandalprinzen loswerden will, muss man erst 45 Dokumente ausfüllen, ein Gremium bilden und eine öffentliche Anhörung durchführen, während der Betroffene im Garten Tee trinkt.

Die Nation lacht (verzweifelt)

Auf den Straßen Londons kursieren inzwischen Witze wie:

„Wie nennt man einen arbeitslosen Prinzen mit Gratiswohnung?“ „Einen staatlich geförderten Parasiten.“

Die Satirezeitschrift Private Eye titelte:

„Andrew zahlt keine Miete – weil er offenbar auch kein Gewissen hat.“

Im Internet trendete der Hashtag #EvictAndrew – mit Memes, die ihn zeigen, wie er sich an den Torrahmen klammert, während Charles mit einer Brexit-ähnlichen Geduld versucht, ihn rauszuziehen.

Sogar The Guardian wurde poetisch:

„Die Monarchie kämpft um Relevanz. Und ihr größtes Hindernis ist ein Mann, der glaubt, dass ‚Privatleben‘ bedeutet, in einem Schloss zu wohnen, das andere bezahlen.“

Wenn Aristokratie zu Reality-TV wird

Man kann es drehen, wie man will: Prinz Andrew ist kein tragischer Held, kein verfolgter Royal, kein Opfer der Presse – sondern das lebende Symbol einer verkrusteten Monarchie, die glaubt, moralische Verantwortung sei optional, solange der Tee heiß ist.

Er wird die Royal Lodge wohl nicht verlassen, solange niemand das Mietrecht mit einem Katapult durchsetzt. Er wird dort sitzen, während die Republikdebatte in Großbritannien langsam wieder Fahrt aufnimmt – und sich fragen, warum die Welt ihn nicht versteht.

Vielleicht, weil sie ihn zu gut versteht.

Denn am Ende bleibt Andrew der einzige Mensch auf der Insel, der gleichzeitig in einem Skandal, einer Luxusvilla und einem juristischen Bunker wohnt – und es normal findet.

Oder, wie ein Londoner Taxifahrer es bei einem BBC-Interview zusammenfasste:

„Wenn Andrew ’nen normalen Mietvertrag hätte, wär er längst raus. Aber Royals kriegt man nicht raus – die sind wie Brexit: teuer, peinlich und keiner weiß, wann’s endlich vorbei ist.“