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Mathe? Fehlanzeige! – Deutschland rechnet ab (aber keiner weiß womit)
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Die Quadratur des Bildungsnotstands
Deutschland – das Land der Dichter, Denker und Dauerbaustellen – hat wieder einen neuen Tiefpunkt in der Bildungsstatistik erreicht. Laut dem IQB-Bildungstrend 2024 ist die Lage in den Schulen so dramatisch, dass selbst der Satz des Pythagoras inzwischen als Wahlfach gilt.
Die Neuntklässler – jene zukünftige Generation, die irgendwann einmal unsere Rente sichern soll (haha) – haben in Mathe, Biologie, Chemie und Physik so abgebaut, dass man fast Mitleid mit den Taschenrechnern bekommt. Ein Viertel verfehlt die Mindeststandards für den Mittleren Schulabschluss.
Kurz gesagt: Deutschland ist nicht mehr auf dem Weg zur Wissensgesellschaft, sondern auf dem direkten Kurs zur „Ich-guck’s-bei-YouTube-nach“-Zivilisation.
Die bittere Bilanz – IQB oder SOS?
Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) testete rund 50.000 Schüler an 1.500 Schulen. Und was kam raus? Nicht viel – also, im übertragenen wie im wörtlichen Sinne.
In Mathematik fiel der Durchschnitt um 24 Punkte, in den Naturwissenschaften ähnlich. Das entspricht ungefähr dem intellektuellen Unterschied zwischen einem Taschenrechner und einer Taschenlampe.
Die Studie nennt das nüchtern einen „deutlichen Abwärtstrend“. Ein Lehrer aus NRW formulierte es anschaulicher:
„Früher haben die Schüler wenigstens falsch gerechnet – heute wissen sie nicht mal, dass sie hätten rechnen sollen.“
Mathe – ein ungeliebtes Hobby mit Zahlen
Das größte Problem: Mathe ist unbeliebt. Über die Hälfte der Jugendlichen gab an, „keine Begeisterung“ für das Fach zu empfinden. Man könnte sagen: Der einzige Bereich, in dem sie statistisch konstant bleiben, ist die Abneigungskurve.
Schüler beschreiben Mathe als „toxisch“, „zu theoretisch“ und „nichts für Kreative“. Oder wie ein Neuntklässler es zusammenfasste:
„Mathe ist wie meine Ex – kompliziert, unlogisch und taucht immer dann auf, wenn’s schlecht läuft.“
Dabei könnte man Mathe durchaus spannend gestalten – etwa mit praktischen Beispielen: „Wenn du 4 Stunden TikTok schaust und 2 Stunden schläfst, wie lange dauert es, bis du deinen Abschluss verkackst?“
Chemie stimmt nicht mehr, Physik hebt ab, Biologie vegetiert
Auch die Naturwissenschaften stecken in der Krise:
- In Chemie verstehen viele Schüler nicht, warum „NaCl“ nicht der Name eines Rappers ist.
- In Physik glauben manche, „Schwerkraft“ sei ein altes deutsches Wort für „Burnout“.
- Und in Biologie wird die Evolutionstheorie zunehmend als „alternatives Modell“ verstanden – vor allem in Sachsen-Anhalt.
Die IQB-Autoren sprechen von einem „besorgniserregenden Trend“. Besorgniserregend ist dabei vor allem, dass man in der neunten Klasse eigentlich schon wissen sollte, dass die Erde keine Scheibe ist – außer vielleicht in der Schulmensa.
Corona, Homeschooling und der große Didaktik-Schock
Natürlich hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Die jetzigen Neuntklässler waren in der 5. Klasse, als Deutschland beschloss, Schulen zu schließen, weil WLAN plötzlich als „Virusüberträger“ galt.
Homeschooling war das pädagogische Äquivalent zu einem Notfallchirurgen mit Holzhammer. Eltern, die seit 20 Jahren glaubten, Lehrer hätten „vormittags recht und nachmittags frei“, merkten plötzlich:
„Oh mein Gott, das ist ja Arbeit!“
Statt Matheunterricht gab’s PDFs per E-Mail und die pädagogische Wunderfrage: „Können Sie das bitte ausdrucken?“ Deutschland 2020 – Hightechland mit Faxgerätpflicht.
Und während die einen Schüler auf dem Laptop arbeiteten, mussten andere erst mal einen suchen. So entstand die digitale Klassenspaltung: Oben Zoom, unten Analogheft.
Lehrermangel – wenn Didaktik zur Rarität wird
In Deutschland fehlt es an Lehrern – und zwar so sehr, dass man bald auf Quereinsteiger mit Mathe-Trauma zurückgreifen muss.
In manchen Schulen unterrichten Biologen Physik, Deutschlehrer Mathe und Sportlehrer Ethik („Laufen stärkt den Charakter“). Und wenn keiner da ist, gibt’s eben „selbstständiges Lernen“ – also TikTok mit Arbeitsblatt im Hintergrund.
Ein Lehrer brachte es auf den Punkt:
„Ich kann nicht alles sein – Lehrer, Sozialarbeiter, IT-Support und Motivationstrainer. Ich will einfach nur meinen Taschenrechner zurück.“
Der soziale Faktor – wer Bücher hat, gewinnt
Wie immer zeigt sich: Bildung hängt am Geldbeutel – oder genauer gesagt, am Bücherregal. Je mehr Bücher im Haushalt, desto besser die Noten.
In bildungsfernen Haushalten gilt dagegen die Devise:
„Alexa, was ist ein Bruch?“
Und Alexa antwortet:
„Das ist das, was Ihr Bildungssystem derzeit erlebt.“
Die Studie nennt das „sozioökonomische Disparität“. Man könnte auch sagen: Kinder aus reichen Familien rechnen mit Zahlen, Kinder aus armen Familien mit Hoffnung.
Föderales Chaos – 16 Länder, 0 Lösungen
Wie immer bei Bildungsfragen läuft es in Deutschland so: Jedes Bundesland bastelt sein eigenes Bildungssystem – mit eigenen Standards, eigenen Prüfungen und eigenem Stolz.
Bayern: „Unsere Schüler sind die Besten!“ NRW: „Unsere Lehrer sind die Nettesten!“ Bremen: „Unsere Statistiksoftware funktioniert manchmal!“
Ergebnis: 16 Bildungssysteme, 17 Krisen. Und wenn der Bund hilft, heißt es sofort:
„Das ist unser Zuständigkeitsbereich! Wir versagen hier selbstständig!“
Die Psyche bröckelt – Burnout in der 9. Klasse
Ein weiterer Befund: Die psychischen Belastungen nehmen zu – besonders bei Mädchen. Viele berichten von Niedergeschlagenheit, Ängsten und Leistungsdruck.
Früher war das schlimmste Erlebnis der Pubertät der Sportunterricht. Heute ist es das Leben selbst – in Kombination mit Klausuren, KI-Referaten und Elternabenden mit PowerPoint.
Psychologen fordern Programme zur „Stärkung der Resilienz“. Das ist das moderne Wort für: „Halt einfach durch, Kind.“
Die große Lösungsoffensive – Deutschlands Reformzirkus
Die Autoren des Berichts empfehlen, was in jedem Bildungsbericht steht – seit 1985:
- mehr Förderprogramme,
- bessere Lehrerausbildung,
- Digitalisierung der Schulen,
- und „mehr Freude am Lernen“.
Das ist so, als würde man einem sinkenden Schiff raten:
„Mehr Pläne, weniger Wasser.“
Man darf gespannt sein, was die Politik draus macht. Vermutlich ein Gremium. Oder ein „Digitalpakt 2.0“, der pünktlich 2032 flächendeckend Faxgeräte durch Bluetooth ersetzt.
Deutschland – die Bildungsnation mit Ladehemmung
Das Fazit? Deutschland schafft es, bei jeder Bildungsstudie noch ein bisschen schlechter abzuschneiden – aber immer mit System.
Die Jugend ist demotiviert, die Lehrer sind überfordert, die Eltern sind erschöpft – und die Politik ruft:
„Wir brauchen eine Taskforce!“
Vielleicht wäre es schon ein Fortschritt, wenn die nächste Generation wieder den Unterschied zwischen Plus und Pro versteht. Oder wenigstens, dass man beim Satz des Pythagoras nicht raten darf.
Denn wenn eines sicher ist, dann das: Wer Bildung spart, zahlt später drauf – mit Zins, Witz und Zukunftsverlust.
Hoffnung in Zahlen
Aber es gibt auch einen Lichtblick: Laut Studie können 10 % der Neuntklässler noch mit Variablen umgehen. Das sind immerhin 5.000 Jugendliche – also genug, um in 20 Jahren das Bildungsministerium zu leiten.
Wenn sie bis dahin nicht aufgeben.
Oder Mathematiker werden. Oder – realistischer – Influencer für Lernvideos mit dem Titel:
„Wie ich durchgefallen bin und trotzdem Erfolg habe.“
Deutschland hat im Jahr 2024 die Bildung offiziell in die Warteschleife gestellt. Doch keine Sorge – sobald das WLAN funktioniert, wird nachgelernt. Bis dahin gilt:
„Wer nichts weiß, muss alles glauben – aber wenigstens mit Tablet.“