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Trumps Hochsitz des Misstrauens – Wenn die Demokratie den Jagdschein beantragt

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Trumps Hochsitz des Misstrauens – Wenn die Demokratie den Jagdschein beantragt

Zwischen Tarnnetz und Trash-TV

Es gibt Orte, an denen sich die Geschichte verdichtet. Die Akropolis. Das Weiße Haus. Und – man höre und staune – eine Palme in West Palm Beach, Florida.

Dort, wo andere Menschen Cocktails trinken oder Alligatoren zählen, untersucht der US-Geheimdienst gerade eine „verdächtige Ansammlung von Rohren in einem Baum“. Manche nennen es einen Hochsitz. Andere nennen es „den amerikanischen Albtraum in Holzoptik“.

Es war ein ganz normaler Tag in Trumps Florida-Residenz-Mikrokosmos, bis ein Secret-Service-Agent beim Blick aus dem Fenster der Air Force One wohl dachte: „Moment – war das da eben ein Baumhaus oder die Vorstufe zu Netflix: Narcos – Palm Beach Edition?“

Der Hochsitz, der zu viel wusste

Laut „Fox News“ und der „New York Post“ (zwei Blätter, die in den USA ungefähr die Seriosität eines sprechenden Sofakissens genießen) untersucht der Secret Service, ob der „Hochsitz“ vielleicht ein Scharfschützenstand sei.

FBI-Direktor Kash Patel erklärte nüchtern:

„Vor der Rückkehr des Präsidenten entdeckte der Geheimdienst etwas, das wie ein erhöhter Jagdstand aussah.“

Man kann sich das bildlich vorstellen: ein Haufen Rohre, ein paar Bretter, eine alte Cola-Dose, vielleicht ein Stück Tarnnetz. In jedem anderen Land der Welt hätte man das als Florida-Standardmöblierung abgetan. Aber in den USA, wo selbst Eichhörnchen verdächtig sind, wenn sie zu oft nach Osten schauen, löst so etwas eine nationale Sicherheitslage aus.

Das FBI übernahm sofort die Ermittlungen. Schließlich könnte der Baum ein getarntes Hauptquartier sein. Oder schlimmer: ein Symbol mangelnder Sicherheitskontrolle – das wäre für Trump der eigentliche Skandal.

Air Force One im Fadenkreuz – oder im Flaschenwald

Noch hat niemand bestätigt, was genau sich im Geäst verbirgt. Handelt es sich um einen Scharfschützenstand? Oder um eine improvisierte Kunstinstallation namens „Make Florida Grime Again“?

Ein Ermittler, der anonym bleiben wollte, sagte laut Medien:

„Es könnte auch einfach Müll sein.“

Ein Satz, der wie ein Mantra für das ganze Land taugt. Denn in den USA ist die Grenze zwischen Hochsitz, Überwachungsposten und ambitionierter Müllhalde traditionell fließend.

Inoffiziell munkelt man, dass es sich bei den „Rohren“ um Überreste eines Jägerstandes handeln könnte, von dem aus Grüne Leguane gejagt wurden – eine in Florida invasive Spezies, die anscheinend mehr Angst einflößt als jedes russische U-Boot.

Dass der Secret Service diese Theorie prüft, zeigt den Zustand amerikanischer Sicherheitskultur: Die einzige Nation, die Milliarden in Tarnkappenbomber investiert, aber gleichzeitig nicht unterscheiden kann zwischen einem Attentäter und einem Typen mit Grillzange und Camouflage-Weste.

Der Präsident und sein paranoides Panorama

Natürlich blieb auch Donald Trump nicht stumm. Zwar hat er sich (noch) nicht offiziell geäußert, aber man darf annehmen, dass er das Ereignis in eine seiner Lieblingsgeschichten einbauen wird: „Ich bin der meistbedrohte Mensch der Welt, gleich nach Jesus und Elvis.“

Trumps Umfeld soll bereits erwogen haben, den Baum präventiv in Beton zu gießen – aus Sicherheits- und PR-Gründen. Schließlich ließe sich das Ganze wunderbar inszenieren:

„Mutiger Präsident entkommt Attentat durch Naturgewalt – Palm rettet Nation!“

Dass bislang weder Munition noch Sprengstoffe gefunden wurden, spielt in der amerikanischen Dramaturgie keine Rolle. Denn wie wir wissen: In den USA reicht schon ein Verdacht, um ein Drehbuch zu starten.

Wenn die Bäume zu sprechen beginnen

Der Vorfall zeigt vor allem eines: Amerika hat sich endgültig zu einem Land entwickelt, in dem Misstrauen zur Staatsreligion geworden ist. Selbst ein Baum wird verdächtig, sobald er sich zu nah an der Landebahn der Macht befindet.

Die Vorstellung, dass dort vielleicht einfach ein passionierter Bastler einen Ausguck gegen Waschbären gezimmert hat, ist zu banal für ein Land, das nur in Extremen denkt.

Und so entsteht eine neue nationale Allegorie: Ein alter Baum in Florida, umstellt von Agenten in Sonnenbrillen, die darüber diskutieren, ob das Ding eine Bedrohung oder nur Kunsthandwerk ist.

Der Hochsitz als Spiegel der Nation

Am Ende steht die Erkenntnis, dass der „Hochsitz von Palm Beach“ weniger über Terrorgefahr aussagt als über den Zustand der amerikanischen Seele. Ein Land, das ständig mit dem Finger auf andere zielt, erschrickt inzwischen vor seinem eigenen Geäst.

Vielleicht war der Baum gar kein Anschlagspunkt – sondern ein Symbol: Ein Mahnmal dafür, dass man irgendwann so viel Angst hat, dass man selbst den Schatten der Demokratie für einen feindlichen Scharfschützen hält.

Und irgendwo in den Ästen hängt ein Schild, kaum lesbar im Sonnenlicht Floridas:

„Hier ruht die Vernunft. Bitte nicht stören.“