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Wer zum Teufel ist dieser Typ?“ – Wenn das Internet einen Kanzler erfindet, den selbst Trump nicht kennt
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Scharm el-Scheich – der Ort, an dem sich normalerweise Staatschefs treffen, um friedlich über Krieg zu diskutieren, während im Hintergrund Kamele seufzen und Journalisten über die Klimaanlage streiten. Diesmal ging es um nichts weniger als das Friedensabkommen zwischen Israel und der Hamas – also um jene Art Gipfel, bei dem jeder weiß, dass Frieden erst nach dem Dessert beginnt, falls überhaupt.
Mitten in dieser Hochglanzdiplomatie: Donald J. Trump, der sich seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus wieder als Auserwählter Gottes und Content Creator in Personalunion versteht. Neben ihm: Friedrich Merz, Deutschlands Kanzler, stets korrekt gekämmt, mit diesem leicht säuerlichen Gesichtsausdruck, als würde er die Inflation persönlich in der Luft wittern.
Und plötzlich, irgendwo zwischen Buffet und Bilateralgespräch, taucht im Internet ein Screenshot auf. Darauf angeblich auf Truth Social zu lesen:
„Who the hell is this guy?“ – Donald Trump über Friedrich Merz.
Ein Satz, so perfekt, so typisch Trump, dass die ganze Welt sagte: „Ja klar, das hat er gesagt.“ Denn wenn jemand den diplomatischen Vorschlaghammer beherrscht, dann der Mann, der einmal Nordkoreas Diktator „a pretty smart cookie“ nannte.
Der Kanzler, den keiner kennt (nicht mal das Internet)
Das Problem: Der Post existiert nicht.
Weder auf Truth Social, noch im Internetarchiv, nicht einmal im Darknet zwischen russischen Katzenvideos und NFT-Pyramiden. Nichts. Nada. Null.
Der angebliche Urheber auf X (früher Twitter, heute Elon’s Ego-Plattform) gestand später kleinlaut:
„War nur Spaß. Hab ein bisschen geflunkert.“
Das Internet:
„Zu spät. Das Ding hat mehr Reichweite als Merz’ Steuerreform.“
So wurde der Fake zur Wahrheit – weil er sich einfach zu gut anfühlte, um falsch zu sein. Und mal ehrlich: Wenn Trump jemanden nicht kennt, dann ist das kein Zufall, sondern ein Naturgesetz.
Die Metapher mit Haargel
Man muss sich die Szene einmal bildlich vorstellen: Trump steht am Rande des Gipfels, goldenes Licht fällt auf seine Tolle. Er scannt das internationale Parkett wie ein Algorithmus, der Likes sucht. Und plötzlich – ein schlanker Mann im Anzug, akkurat gebügelt, die Aura eines PowerPoint-Seminars: Friedrich Merz.
Trump runzelt die Stirn, lehnt sich zu Melania (die aus PR-Gründen wieder einmal da ist) und flüstert:
„Is that the accountant?“
Melania zuckt mit den Schultern, denkt an Paris und antwortet:
„No idea. But he looks… efficient.“
Der digitale Flächenbrand
Binnen Stunden brannte das Internet wie eine schlecht geerdete Steckdose. Meme-Generatoren liefen heiß. Merz wurde wahlweise als Praktikant, Bankberater oder Statist in der Netflix-Serie „The Crown – Staffel Steuerpolitik“ bezeichnet.
Ein Nutzer schrieb:
„Wenn selbst Trump dich nicht erkennt, hast du diplomatisch alles richtig gemacht.“
Ein anderer:
„Endlich spricht Trump uns aus der Seele.“
Und unter dem Hashtag #WhoTheHellIsThisGuy tauschten sich Millionen Nutzer über den Kanzler aus – viele zum ersten Mal überhaupt. Was eigentlich alles über die internationale Markenbekanntheit des Mannes aussagt, der einst versprach, Deutschland „aus der Lethargie zu führen“.
Die dpa macht den Spaß kaputt
Dann kam – wie immer, wenn’s gerade lustig wird – die Deutsche Presse-Agentur. Sachlich, gründlich, spaßbefreit. Sie recherchierte, fand nichts, stellte fest:
„Trump hat diesen Satz nicht gesagt.“
Das war’s dann mit der schönen Illusion. Die Pointe wurde von der Realität enteignet.
Aber im Netz war das längst egal. Denn dort gilt die goldene Regel der Postmoderne:
Wenn etwas gefälscht ist, aber so klingt, als wäre es echt – dann ist es echt genug.
Und so blieb der nicht-existente Trump-Post die wahrscheinlich authentischste Fake News des Jahres.
Merz – die tragische Meme-Figur
Währenddessen in Berlin: Friedrich Merz steht im Kanzleramt, betrachtet sein Handy, liest die Schlagzeilen und denkt vermutlich:
„Na wunderbar. Ich bin Teil der Weltpolitik – aber als Running Gag.“
Er ruft seinen Sprecher: „Wir dementieren das!“
Der Sprecher: „Was genau?“
Merz: „Dass mich niemand kennt.“
Der Sprecher: „Das ist… schwierig.“
Trumps digitales Chaosorchester
Trump selbst schwieg. Vielleicht, weil er die ganze Aufregung gar nicht mitbekam. Vielleicht aber auch, weil er gerade damit beschäftigt war, sich auf Truth Social selbst zu liken.
Aber man kennt ihn: Hätte er es tatsächlich gepostet, wäre die Version vermutlich so gegangen:
„Who the hell is this guy? He looks boring. Probably German. No charisma. No Trump Tower. Sad!“
Und kurz darauf hätte er ein Foto von sich beim Händeschütteln mit einem Sphinx gepostet, mit der Bildunterschrift:
„Even the pyramids love me. Great architecture. Very Trumpish.“
Vom Meme zur Metapher
Das Schöne an dieser Episode ist: Sie sagt mehr über unsere Zeit aus als jedes Gipfelprotokoll.
Denn während irgendwo in Ägypten tatsächlich über Frieden im Nahen Osten gesprochen wurde, beschäftigte sich das globale Internet lieber mit der Frage, ob Trump den deutschen Kanzler kennt. Ein digitaler Ablenkungsakt in Reinform.
Die Weltpolitik verkommt zum Reality-TV:
- Gipfel sind Content.
- Pressekonferenzen sind TikToks.
- Und Kanzler sind austauschbare NPCs in Trumps persönlicher Simulation.
Merz hat’s erwischt – aber er ist in guter Gesellschaft: Schon Kim Jong Un, Justin Trudeau und der Papst wurden in Trumps Kommentarspalten zu Statisten degradiert. Und jetzt eben auch Friedrich – der Mann, der alles werden wollte, nur nicht Meme des Tages.
Die deutsche Reaktion – zwischen Fremdscham und Galgenhumor
In Deutschland schwankte die Reaktion irgendwo zwischen Lachkrampf und Kollektivkater. Die einen sagten:
„Das ist peinlich für unser Land!“ Die anderen: „Endlich redet mal jemand über Merz!“
Selbst die SPD grinste kurz, bevor sie sich daran erinnerte, dass sie eigentlich gar nicht mehr in der Regierung ist.
Und im Kanzleramt soll jemand geflüstert haben:
„Vielleicht sollten wir das Meme nutzen – als Imagekampagne. ‚Wer zum Teufel ist dieser Typ? Finden Sie’s raus: Friedrich Merz. Jetzt im Kanzleramt!‘“
Realität ist das, was übrig bleibt, wenn das Meme schläft
Am Ende bleibt ein Lehrstück in digitaler Ironie: Ein Kanzler, den kaum jemand international kennt, wird weltberühmt, weil jemand so tut, als würde ihn niemand kennen.
Das ist nicht einfach ein Fake – das ist Meta-Satire in Reinform.
Und während Merz weiter an seinem Image als nüchterner Sanierer Deutschlands arbeitet, lacht das Netz, löscht nichts, und produziert schon die nächsten Varianten:
- „Who the hell is this sausage guy?“ (mit einem Rügenwalder-Logo im Hintergrund)
- „Who the hell is this cityscape problem?“
- „Who the hell invited this guy to Scharm el-Scheich?“
Die Pointe, die keiner löschen konnte
Vielleicht, nur vielleicht, hat Trump die Schlagzeilen irgendwann doch gesehen – und dabei gedacht:
„Wait… they think I didn’t post that? Genius idea. I should have.“
Und irgendwo, in einem klimatisierten Raum in Berlin, nickt Friedrich Merz langsam, während er die Meldung liest. Ein leichtes, gequältes Lächeln huscht über sein Gesicht.
Denn tief in ihm weiß er: Wenn du von Trump vergessen wirst, bist du vielleicht der einzige Mensch, den er nie beleidigt hat.
Und das, so sagt man im diplomatischen Berlin, ist fast schon ein Friedensabkommen.