Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Mine, Baby, Mine – Donald Trump, die Bagger von Alaska und der amerikanische Traum vom Loch in der Landschaft

Autor
Mine, Baby, Mine – Donald Trump, die Bagger von Alaska und der amerikanische Traum vom Loch in der Landschaft

Ein Mann, ein Plan, ein Presslufthammer

Donald Trump ist wieder da – und diesmal will er buchstäblich tief graben. Sein neuestes Projekt: eine 340 Kilometer lange Industriestraße mitten durch die unberührte Wildnis Alaskas, um Kupfer und Zink aus der Erde zu holen. Er nennt es:

„Ein wirtschaftliches Meisterwerk. Eine Straße direkt in den amerikanischen Wohlstand!“

Kritiker nennen es eher:

„Eine 340 Kilometer lange Beleidigung der Geografie.“

Trump hat es wieder geschafft, ein Vorhaben zu verkaufen, das gleichzeitig ökonomisch fragwürdig, ökologisch katastrophal und rhetorisch völlig absurd ist – also exakt sein Markenzeichen. Und natürlich garniert mit einem neuen Slogan: „Mine, baby, mine!“ Das klingt weniger nach Energiepolitik, sondern eher nach einem Country-Song über eine toxische Beziehung – und tatsächlich passt das ziemlich gut auf das Verhältnis zwischen Trump und der Natur.

Alaska – das neue Texas, nur kälter

Das sogenannte Ambler-Access-Projekt soll eine Kupfer- und Zinkmine erschließen. Trump nennt das Ganze eine „wirtschaftliche Goldmine“. Was er dabei großzügig übersieht: Es ist buchstäblich keine Goldmine.

Aber das ist nebensächlich – für Trump zählt nur, dass man irgendwo etwas ausgräbt, das glänzt. Wenn’s nicht Metall ist, dann wenigstens Aufmerksamkeit.

In einem feierlichen Akt unterzeichnete er im Oval Office die Genehmigung. An seiner Seite: Innenminister Doug Burgum, der dabei aussah, als wolle er am liebsten direkt selbst den Bagger starten. Er erklärte patriotisch:

„China kontrolliert 85 Prozent der Mineralien. Wir holen uns die Kontrolle zurück!“

Klingt heldenhaft. Nur blöd, dass die Mine zur Hälfte einem kanadischen Unternehmen gehört. Das ist ungefähr so, als würde man den Cheeseburger aus der Hand des Nachbarn klauen, um sich unabhängig von Fastfood zu fühlen.

Der Geist von Jimmy Carter – und der Fluch des gesunden Menschenverstands

Wem das alles bekannt vorkommt: Ja, das Projekt wurde schon einmal gestartet – in Trumps erster Amtszeit. Dann kam Joe Biden, stoppte es, und alle atmeten kurz auf. Doch kaum ist Trump wieder da, wird die Wildnis erneut zur Großbaustelle erklärt.

Das Problem: Ein gewisser Jimmy Carter hatte 1980 fast die halbe Fläche Alaskas unter Schutz gestellt – damals der größte Naturschutzakt in der Geschichte der USA. Trump hat das offenbar als persönliche Beleidigung verstanden.

Man stelle sich vor, wie Carter – ein stiller, humanistischer Präsident – sich im Himmel an den Kopf fasst, während Trump unten verkündet:

„Wir ehren sein Vermächtnis. Indem wir es beseitigen.“

Wenn Karibus die neuen Klimaflüchtlinge werden

Die geplante Straße führt mitten durch den Gates-of-the-Arctic-Nationalpark – eine Region, so unberührt, dass selbst Google Maps dort höflich „no signal“ anzeigt. Elf Flüsse, hunderte Bäche und mehrere Wandergebiete von Karibu-Herden sollen überquert werden.

Naturschützer warnen:

„Das Projekt zerstört Laichgründe, verschmutzt Flüsse und zerschneidet die Lebensräume der Tiere.“

Trump hingegen beschwichtigt:

„Die Tiere werden sich schon an die Straße gewöhnen. Vielleicht lieben sie sie sogar – die Straße ist wunderschön.“

Man darf also gespannt sein, wann die ersten Karibus mit reflektierenden Westen als Baustellenmaskottchen auftreten. Oder wann Trump erklärt, dass man auf der neuen Straße hervorragend Jagd machen könne – natürlich rein zufällig während einer Spendengala.

Die gespaltene Seele Alaskas

Und dann sind da noch die Ureinwohner, die sich zwischen Tradition und Trumpismus wiederfinden. Einige, wie Miles Cleveland, sehen die Mine als Chance:

„Wir brauchen Arbeitsplätze. Wie sonst sollen wir unsere Schneemobile und Gewehre bezahlen?“

Ein Satz, der zeigt, wie tief das Dilemma reicht – man braucht moderne Mittel, um die eigene Lebensweise aufrechtzuerhalten, während diese Lebensweise gleichzeitig von der Moderne zerstört wird. Eine Tragikomödie, die selbst Kafka zu düster gewesen wäre.

Andere, wie Häuptling Frank Thompson, wehren sich entschieden:

„Das ist der letzte unerschlossene Ort in Nordamerika.“ Er hat recht. Und wenn die Bulldozer anrollen, ist er es vielleicht auch buchstäblich.

Der Tunnel nach Russland – Trumps geopolitischer Größenwahn

Als wäre das nicht grotesk genug, sagte Trump beiläufig, er denke über einen Tunnel zwischen Russland und Alaska nach. Er nannte die Idee „interessant“. Das ist Trumps Codewort für: „Ich habe keine Ahnung, aber es klingt nach Applaus.“

Man stelle sich das vor: ein gigantisches Bauprojekt, das Amerika mit Putin verbindet. Eine Unterwasserstraße zwischen zwei Supermächten – eine Art Nordpol-Version der Berliner Mauer, nur ohne Sinn und mit Mautpflicht.

Vielleicht will Trump ja später die Karibus durch den Tunnel schicken – als Exportgut oder Beweis, dass seine Politik „tierisch funktioniert“.

Die Straße ins Nichts – oder der American Dream auf Schotter

Trump verspricht, die 340 Kilometer in weniger als einem Jahr zu bauen. Fachleute rechnen mit mindestens zehn Jahren – falls das Projekt nicht vorher in Bürokratie und Permafrost versinkt.

Doch Geschwindigkeit war nie Trumps Stärke. Er will Geschichte schreiben – notfalls mit dem Radlader.

Das Problem ist nur: Die Geschichte hat kein Happy End. Wo heute Karibus grasen und Adler kreisen, könnten morgen Lkws hupen und Dieselabgase wabern. Und in 50 Jahren erzählen Schulbücher vielleicht:

„Hier begann der letzte große Versuch, die Erde zu besiegen – mit einem Baustellenabsperrband.“

Wenn Größenwahn die Umweltpolitik ersetzt

Das Projekt ist eine Metapher für Trumps ganze Politik: laut, kurzsichtig und völlig überzeugt von der eigenen Genialität. Er sieht in Alaska kein Ökosystem, sondern eine ungenutzte Fläche mit PR-Potenzial. „Mine, baby, mine“ – das ist kein Infrastrukturprogramm, das ist eine Ideologie aus Presslufthämmern, patriotischen Parolen und Businessplänen auf Servietten.

Wenn die Karibus dann irgendwann nicht mehr zurückkehren, kann Trump sagen:

„Mission accomplished. Jetzt haben wir wirklich Platz für Amerika zuerst.“

Und irgendwo, weit entfernt in den Bergen, hört man das Echo eines Motors, der ruft: „Make Alaska Flat Again!“