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Trump, der Feldherr von Truth Social – Wie San Francisco per Anruf gerettet wurde
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Es war einer dieser Abende, an denen die Welt kurz vor dem Wahnsinn steht – und dann, wie durch ein Wunder, gerettet wird. Nicht durch Diplomatie. Nicht durch das Völkerrecht. Sondern durch einen Telefonanruf von Tech-Milliardären aus Kalifornien.
US-Präsident Donald Trump hatte nämlich beschlossen, San Francisco „endlich aufzuräumen“. In seinem Vokabular bedeutet das: Truppen schicken, Kameras aufstellen, sich selbst feiern. Der Plan war so konkret, dass das Pentagon bereits Landkarten ausdruckte und jemand in Washington vermutlich schon „Mission Foggy Freedom“ auf eine PowerPoint-Folie schrieb.
Doch dann klingelte das Telefon im Oval Office. Am anderen Ende: Jensen Huang von Nvidia und Marc Benioff von Salesforce – zwei Männer, die sonst Chips und Cloudlösungen verkaufen, nicht Weltfrieden. Sie baten Trump höflich, die Stadt nicht zu besetzen. Und der Präsident? Er legte den Panzerstift nieder, schnaubte kurz und sagte:
„Okay, aber nur, weil ihr nett gefragt habt.“
So leicht ist es also, amerikanische Innenpolitik zu beeinflussen: ein Anruf, ein bisschen Schmeichelei – und schon bleibt eine Metropole verschont.
Wenn Politik klingt wie ein Gruppenchatscreen
Auf Truth Social präsentierte Trump die ganze Episode stolz wie ein Reality-TV-Gewinner:
„Die Bundesregierung bereitete sich auf eine Offensive vor, aber Freunde von mir sagten: Donny, tu’s nicht. Also hab ich’s nicht getan. Ich bin ein sehr verständnisvoller Mensch.“
Freunde! Das Wort klang so warm, als würde er mit alten Schulkameraden über den nächsten Golfurlaub sprechen – nicht über den Einsatz bewaffneter Bundesbeamter in einer US-Großstadt.
Man stelle sich vor: Ein Präsident, der seine Migrationspolitik nach den Empfehlungen des Silicon-Valley-Stammtisches richtet. Das ist, als würde man eine Diät starten, weil der Kühlschrank einen freundlich darum bittet.
San Francisco – die Stadt, die zu nett zum Besetzen war
San Francisco hat in den letzten Jahren vieles erlebt: Erdbeben, Drogenkrisen, Tech-Blasen, Elon Musk auf Twitter – aber eine Bundesoffensive war neu im Programm. Trump sah in der Stadt ein Symbol für alles, was schiefläuft: Demokraten, Obdachlose, Latte Macchiato.
Offiziell sollte die Aktion gegen „illegale Einwanderung“ gerichtet sein. Inoffiziell schien es eher eine Kombination aus Machtdemonstration, Trotzreaktion und Reality-Show zu sein.
Doch nun, nach dem Telefonat mit Bürgermeister Daniel Lurie, ist alles anders: Trump will der Stadt „eine Chance geben, sich selbst zu retten“. So, als wäre San Francisco ein Teenager mit Drogenproblem und Daddy Trump der strenge, aber verständnisvolle Vater, der sagt:
„Mach’s besser, oder ich hol die Marines.“
Die Milliardäre als Friedensstifter
Jensen Huang und Marc Benioff – sonst als Gesichter des digitalen Kapitalismus bekannt – verwandelten sich für einen Abend in diplomatische Schutzengel. Benioff, der noch vor wenigen Wochen für einen Militäreinsatz plädiert hatte, ruderte auf X (ehemals Twitter, jetzt Meme-Schleuder) schnell zurück:
„Ich glaube, die Nationalgarde ist nicht nötig. Ich war nur… übervorsichtig.“
Klar. Man kennt das ja: Erst ruft man nach Panzern, dann bestellt man doch lieber Sushi.
Jensen Huang wiederum soll Trump daran erinnert haben, dass San Francisco das Herz der KI-Industrie sei – und man dort besser keine Maschinen verschreckt, die bald intelligenter sind als ihre Regierung. Ein Argument, das beim Präsidenten offenbar wirkte. Schließlich liebt er alles, was mit „Artificial“ anfängt.
Der Bürgermeister als diplomatischer Jongleur
Daniel Lurie, der frischgewählte Bürgermeister, hat an diesem Tag vermutlich die Nerven seines Lebens bewiesen. Er soll Trump in einem 20-minütigen Gespräch beruhigt, besänftigt und gleichzeitig umarmt haben – verbal, versteht sich. Eine Meisterleistung, denn Lurie musste die perfekte Balance finden zwischen: „Bitte nicht unsere Stadt besetzen“ und „Ich respektiere natürlich Ihr großes, wunderschönes, historisches Ego, Mr. President.“
Nach dem Gespräch twitterte er erleichtert:
„Wir begrüßen jede Zusammenarbeit mit dem FBI und der DEA, aber Militär auf unseren Straßen hilft niemandem.“
Ein Satz, der in den USA im Jahr 2025 fast schon revolutionär klingt.
Trumps Kommunikationsstrategie – vom General zum Gönner
Wenige Stunden später trat Trump vor die Presse. Er sprach von „Fortschritten“, „Dialog“ und „Erfolgen durch meine unendliche Geduld“. Das klang wie eine Mischung aus Friedensnobelpreisrede und Werbespot für ein Beruhigungsmittel.
Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, auch ein wenig zu drohen:
„Wenn sie’s nicht hinkriegen, machen wir’s. Und zwar besser, größer, schöner.“
Das ist Trumps Politik in einem Satz – eine Mischung aus architektonischer Angeberei und emotionaler Erpressung.
Die Lehre – Zwischen PR, Panik und Poesie
Die ganze Episode zeigt eindrucksvoll, wie moderne Macht funktioniert: Nicht durch Gesetze, nicht durch Gremien, sondern durch spontane Eingebungen und Freundschaftsanrufe. In Trumps Welt ist Regierung keine Institution – sie ist eine Talkshow mit Live-Entscheidungen.
Man stelle sich vor, Kennedy hätte in der Kuba-Krise gesagt:
„Ich ruf mal Elon an, vielleicht kann er das per App regeln.“
Aber in Trumps Amerika scheint genau das der Normalzustand zu sein.
San Francisco hat also vorerst Glück gehabt – gerettet durch den Charme seiner Tech-Elite, die Ironie des Schicksals und die kurzfristige Laune eines Mannes, der Politik wie Poker spielt. Nur dass diesmal niemand All-In gegangen ist.