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Wenn der Drache hustet – Taiwans Alltag zwischen Drohnen, Drohungen und diplomatischer Dauer-Deko

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Wenn der Drache hustet – Taiwans Alltag zwischen Drohnen, Drohungen und diplomatischer Dauer-Deko

Man könnte meinen, die Welt habe schon genug Stress. Klimakrise, KI-Angst, Reality-TV-Politik und steigende Bierpreise – aber nein, irgendwo auf dem Globus findet sich immer jemand, der sagt: „Halt mal mein Gewehr, ich will noch kurz Stärke demonstrieren.“ Diesmal ist es wieder China. Und das ausgerechnet vor einem Treffen zwischen Xi Jinping und Donald Trump – einem diplomatischen Spektakel, das schon ohne Flugzeugträger in der Nähe an Realsatire grenzt.

Peking hat also beschlossen, ein bisschen zu proben. Für was genau? Nun, laut Staatsmedien für den „Fall einer Invasion Taiwans“. Man nennt es dort natürlich Militärmanöver, was ungefähr so beruhigend klingt wie ein Zahnarzt, der sagt: „Das wird nur kurz pieksen.“ Mehrere H-6K-Bomber – die High-End-Version des „Wir-meinen-es-ernst“-Signals – kreisten um Taiwan und übten Luftblockaden, Präzisionsschläge und vermutlich auch die richtige Kameraperspektive fürs Staatsfernsehen.

Ein Pilot verkündete stolz, die Küste Taiwans sei „deutlich zu erkennen“. Schön. Man könnte meinen, das sei die diplomatische Version von „Ich kann dein Haus sehen“ – nur mit Atomsprengkopf im Rucksack. In Peking applaudierte man sich selbst und sprach von einer „demonstrativen Machtdarstellung“. Ach was! Als ob ein Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern und der größten Armee der Welt noch demonstrativ wirken müsste. Das ist, als würde Hulk sich vor einem Kleinkind aufbauen, um zu zeigen, dass er notfalls auch laut schreien kann.

Dass das Ganze nur wenige Tage vor dem Treffen zwischen Xi Jinping und Donald Trump publik wurde, ist natürlich purer Zufall – und hat rein gar nichts mit politischem Muskelzucken zu tun. Man wollte sicher nur sicherstellen, dass der amerikanische Präsident auf dem Weg nach Südkorea nicht versehentlich das Wort „Taiwan“ ausspricht, ohne vorher dreimal überlegt zu haben, wie viele Handelsabkommen er dabei verliert.

US-Außenminister Marco Rubio, der menschgewordene Valium-Streifen der amerikanischen Diplomatie, erklärte derweil, Taiwan müsse sich „keine Sorgen machen“. Ein Satz, der in der Weltpolitik ungefähr so viel Beruhigung bietet wie ein Regenschirm in einem Hurrikan. Die USA haben sich verpflichtet, „Taiwans Verteidigungsfähigkeit sicherzustellen“ – allerdings ohne offizielle Beziehungen. Das ist wie ein Tinder-Date, das sagt: „Ich bin emotional verfügbar, aber nicht offiziell.“

Taiwan selbst reagiert mittlerweile mit stoischer Gelassenheit. Das Verteidigungsministerium meldete: „Keine ungewöhnlichen Vorkommnisse.“ Natürlich nicht. Wenn man seit Jahren täglich von Kampfjets überflogen wird, ist „ungewöhnlich“ ein Wort, das man nur noch im Wetterbericht hört. Die Bürger auf der Insel trinken ihren Bubble Tea, während über ihnen strategische Bomber ihre Runden drehen. Ein normaler Dienstag also, nur etwas lauter.

In Peking träumt man weiterhin von der „friedlichen Wiedervereinigung“. Wobei das Wort „friedlich“ hier ungefähr so viel Bedeutung hat wie „vegan“ auf einer chinesischen Speisekarte. Xi Jinping spricht von „historischer Mission“, Taiwan nennt das „Einmarsch“. Dazwischen: das Meer, ein paar Fischerboote und jede Menge Satellitenbilder.

Taiwans Präsident Lai Ching-te betonte kürzlich: „Frieden muss auf Stärke beruhen.“ Ein Satz, der in Peking ungefähr so beliebt ist wie ein Falun-Gong-Treffen in der Parteizentrale. Er sprach davon, dass man sich „keiner Illusion hingeben dürfe, dass ein Stück Papier Frieden schaffen könne“. Ein Seitenhieb auf die chinesischen „Wiedervereinungsvorschläge“, die sich in etwa lesen wie ein Ehevertrag, bei dem der eine Partner alles bekommt und der andere ein freundliches Lächeln.

Trump wiederum – stets in seiner Paraderolle als selbsternannter Friedensengel mit Tweet-Lizenz – äußerte sich erstaunlich zurückhaltend. Vielleicht, weil ihm gerade niemand das Wort „China“ korrekt buchstabiert hatte. Offiziell will er in Südkorea mit Xi über Handelsfragen sprechen, inoffiziell vermutlich über die Frage, wer das größere Ego hat. Beobachter rechnen nicht mit greifbaren Ergebnissen, höchstens mit neuen Selfies und einer gemeinsamen Pressekonferenz, bei der beide betonen, „alles unter Kontrolle“ zu haben – während irgendwo ein Bomber weiter seine Kreise zieht.

Am Ende bleibt die alte Erkenntnis: In der Weltpolitik geht’s weniger um Vernunft als um Inszenierung. China testet, Taiwan trotzt, die USA beruhigen, und die Welt schaut zu wie bei einer Netflix-Serie, deren letzte Staffel niemand mehr versteht, aber trotzdem weiterläuft.

Wenn der Drache hustet, sollte man besser nicht zu laut lachen – aber ein bisschen Satire darf man sich leisten. Schließlich ist Humor die letzte Waffe, die noch nicht auf der Sanktionsliste steht.