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Wenn der Sturmvogel kreist – Atomraketen, Alphatiere und andere Naturkatastrophen

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Wenn der Sturmvogel kreist – Atomraketen, Alphatiere und andere Naturkatastrophen

Es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob die Weltgemeinschaft heimlich ein Bewerbungsvideo für den Darwin Award dreht. Einer dieser Momente kam jetzt aus Russland: Präsident Wladimir Putin – der Mann, der nie lacht, weil er befürchtet, die Falten könnten seine Männlichkeit unterminieren – hat stolz verkündet, dass die Tests eines neuen nuklear angetriebenen Marschflugkörpers abgeschlossen seien. Sein Name: Burewestnik, russisch für „Sturmvogel“. Ein Name, der so poetisch klingt, als würde er im Frühling über Birkenwälder gleiten – nur dass dieser Vogel ein Mini-Kernkraftwerk im Bauch hat und die Tauben der Welt lieber in Asche als in Frieden baden lässt.

Laut Putin handelt es sich um eine „einzigartige Erfindung“, die außer Russland niemand besitze. Ja, das mag stimmen – niemand möchte sie besitzen. Es ist ein bisschen wie mit Atommüll oder VHS-Rekordern: Nur weil man’s noch hat, heißt das nicht, dass es eine gute Idee war. „Unbegrenzte Reichweite“, schwärmt der Kremlchef. Da freut sich das Klima – endlich mal etwas, das mehr CO₂ in die Atmosphäre pustet als ein deutscher SUV mit Wohnwagen in den Alpen.

Während in Moskau also die Raketenmotoren brummen, zeigt sich der US-Präsident – Donald Trump, der selbsternannte „großartigste Friedensstifter aller Zeiten“ – wenig amüsiert. Von Bord der Air Force One, jener fliegenden Twitter-Zentrale mit Jet-Antrieb, verkündet er: „Das ist nicht angemessen. Er sollte lieber den Krieg in der Ukraine beenden.“ Eine Ansage, die ungefähr so glaubwürdig klingt, als würde ein Fastfood-Kettenbesitzer gesunde Ernährung predigen. Immerhin kommt sie vom Mann, der einst drohte, Nordkorea „Feuer und Zorn“ zu bringen – wahrscheinlich, weil jemand dort einen Burger ohne Käse bestellt hatte.

Doch zurück zum neuen Wunderflügel des Kremls. Die Vorstellung, ein nuklear angetriebener Marschflugkörper könne „unbegrenzt fliegen“, klingt technisch beeindruckend – und moralisch so fragwürdig, dass selbst Dr. Strangelove die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde. Wenn der Burewestnik startet, könnte er theoretisch die Erde mehrfach umrunden, sich dabei eine leichte radioaktive Bräune holen und am Ende irgendwo einschlagen, wo gerade zufällig ein Weltfriedenstag gefeiert wird.

Die amerikanische Reaktion fällt erwartungsgemäß frostig aus. Washington wurde offiziell über die Tests informiert, vermutlich per Telegramm mit der Notiz: „Nur zu Informationszwecken, keine Panik, ist alles unter Kontrolle. Vielleicht.“ In Wahrheit gleicht das Ganze einem armseligen Wettbewerb um den größten geopolitischen Ego-Booster: „Wer hat den längsten – Raketenstart, natürlich.“

Trumps Kommentar, dass der Krieg in der Ukraine „eine Woche hätte dauern sollen“, ist dabei fast schon rührend. Eine Woche! Offenbar hält der Mann internationale Konflikte für Reality-TV-Formate: Staffelstart Montag, Staffelfinale Sonntag, mit goldenem Friedensvertrag zum Dessert. Dumm nur, dass Putin sein Drehbuch anders schreibt – eher Richtung „Endgame“, aber ohne Abspann.

Das geplante Treffen zwischen den beiden Alpharüpeln in Budapest wurde indessen „auf unbestimmte Zeit“ verschoben – was im diplomatischen Wörterbuch etwa so viel bedeutet wie: „Nie. Es sei denn, jemand bringt Snacks mit.“ Trump erklärte, er wolle seine Zeit nicht verschwenden, solange keine Einigung in Sicht sei. Übersetzt: Wenn’s keine Schlagzeilen gibt, gibt’s keinen Termin.

Inzwischen bereitet der Kreml „die Infrastruktur für die Stationierung“ der neuen Waffe vor. Man kann sich das bildlich vorstellen: Arbeiter schrauben an betonierten Silos, während ein Beamter stolz in die Kamera sagt: „Das hier ist kein Rückfall in den Kalten Krieg – das ist Nostalgie mit Radioaktivität.“

So dreht sich die Spirale der Weltpolitik weiter – mit Putin, der Raketen baut, um Stärke zu zeigen, und Trump, der Tweets schreibt, um sich selbst zu feiern. Dazwischen steht die Menschheit, die sich fragt, ob sie bald wieder lernen muss, wie man unter einem Tisch Schutz sucht, während draußen die Weltpolitik einen atomaren Vogel zeigt.

Das Ganze wirkt wie eine schlechte Realityshow namens „Nukes Next Top Model“ – Kandidaten: zwei Egomanen mit Hang zur Selbstinszenierung. Staffelziel: Wer bringt die Welt zuerst an den Rand des Nervenzusammenbruchs?

Und während sich die politischen Muskelspiele fortsetzen, bleibt der Rest der Welt zurück – leicht verstrahlt, aber mit der Hoffnung, dass irgendwann jemand merkt: Frieden könnte man ja vielleicht auch mal testen. Ohne Atomantrieb.