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America First – Refugees Last": Wie Trump Humanität in Hauttönen portioniert

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America First – Refugees Last": Wie Trump Humanität in Hauttönen portioniert

Die Vereinigten Staaten von Amerika – einst das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – haben nun auch die unbegrenzte Beschränktheit offiziell in Gesetzesform gegossen. Präsident Donald Trump hat die Obergrenze für die Aufnahme von Geflüchteten auf ein rekordverdächtiges Minimum gesenkt: 7.500 Menschen pro Jahr. Das ist in etwa so, als würde man das Wort „Freiheit“ in einen Espresso pressen und hoffen, dass keiner merkt, dass er längst entkoffeiniert ist.

Die Begründung ist, wie bei Trump üblich, eine Mischung aus Pathos, Paranoia und PowerPoint: Die USA, so heißt es, müssten sich auf die richtigen Flüchtlinge konzentrieren – namentlich weiße Südafrikaner, also jene, die laut Trump „wegen ihrer Hautfarbe verfolgt“ werden. Eine bemerkenswerte Aussage von einem Mann, der seine politische Karriere damit begann, Menschen aus Mexiko pauschal als Drogenhändler zu bezeichnen.

Flucht in Luxusklasse – bitte nur mit heller Haut

Die Zahl 7.500 klingt klein, ist aber perfekt abgestimmt: genug, um behaupten zu können, man tue etwas, und zu wenig, um tatsächlich helfen zu müssen. Es ist eine Art symbolischer Humanismus, wie eine Spendenbox auf einem Golfplatz – hübsch anzusehen, aber garantiert wirkungslos.

Doch wer darf rein in die Festung Amerika? Laut Trumps Verfügung vom 30. September vor allem die „verfolgten weißen Buren“ aus Südafrika. Man wolle diesen „tapferen Farmern“ Schutz bieten – schließlich seien sie Opfer einer rassistischen Mehrheit. Dass diese „Opfer“ in der Regel auf weitläufigen Anwesen leben, umgeben von Sicherheitszäunen, Bediensteten und Land, das ihnen seit der Kolonialzeit gehört, scheint nebensächlich.

Trump inszeniert die Sache als Akt globaler Gerechtigkeit – was ungefähr so glaubwürdig ist, wie wenn ein Alligator plötzlich Vegetarier wird.

Ein Schutzprogramm für die Besorgten dieser Welt

Noch pikanter: In internen Dokumenten, die an die Presse durchgesickert sind, soll es Überlegungen gegeben haben, auch „verfolgte Europäer“ bevorzugt aufzunehmen – gemeint sind offenbar jene, die sich in ihrer Heimat durch „Massenmigration“ oder „linke Meinungen“ unterdrückt fühlen. Kurz gesagt: der Traum jedes AfD-Stammtischs.

Das wäre die erste Flüchtlingsbewegung in der Geschichte, bei der die Boote in Richtung Westen von Champagner statt Meerwasser durchgeschüttelt werden. „Endlich Freiheit!“, ruft dann der politisch verfolgte Populist beim Einchecken in Florida, während er seinen Twitter-Account aktiviert und über die Zustände in Europa klagt.

Vom Asylrecht zur Hautrechtsreform

Trump verkauft diese Politik als „America First, but Fair“ – doch in Wahrheit heißt sie: „Freiheit nur mit Farbgarantie.“ Die berühmte Freiheitsstatue in New York müsste ihr Gedicht auf dem Sockel dringend anpassen. Statt: „Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free“ müsste es künftig heißen: „Give me your tanned-but-not-too-tanned, your homeowners with property rights, your golf club members yearning to invest free.“

Die Einschränkung der Flüchtlingsaufnahme ist also kein Verwaltungsakt – es ist ein Statement. Ein Statement darüber, dass Humanität in den USA nun offenbar ein exklusives Markenprodukt ist: teuer, limitiert und vorzugsweise in Weiß erhältlich.

Ein globaler Trend der Gefühlskälte

Während Trump die Tür halb schließt und behauptet, es käme ohnehin keiner mehr rein, klopfen Millionen an, die wirklich Schutz brauchen. Syrer, Afghanen, Sudanesen – für sie bleibt nur das Symbolische: der Blick auf ein Land, das einmal Hoffnung war und nun eher aussieht wie ein Luxushotel mit dem Schild „Reserviert für Freunde des Managements“.

Gleichzeitig fordert die Trump-Regierung andere Staaten auf, es ihr gleichzutun. Man drängt Verbündete, das Asylrecht einzuschränken – ganz im Sinne einer neuen internationalen Bewegung, nennen wir sie: „Global Compassion Reduction Act.“ Eine Allianz der Emotionslosen, angeführt vom selbsternannten Leuchtturm der Freiheit.

Ironie in Reinform: Der Präsident als Menschenfreund

Natürlich sieht sich Trump selbst als Held dieser Geschichte. Ein moderner Moses, der sein Volk – in diesem Fall: weiße Christen – aus der Wüste der Weltmigration führt. Dass er dafür Millionen wirklich Schutzbedürftige im Regen stehen lässt, stört ihn kaum. Im Gegenteil: Es regnet ja selten in Mar-a-Lago.

Er bezeichnet seine Politik als „mutig und gerecht“. Tatsächlich ist sie mutig, wenn man bedenkt, wie viel Dreistigkeit es braucht, im 21. Jahrhundert eine farblich selektive Flüchtlingspolitik zu verkaufen – und dafür Applaus aus den eigenen Reihen zu bekommen.

Die Vereinigten Staaten von Amnesien

Was bleibt, ist ein Land, das seine Geschichte vergessen hat. Das Land, das einst Sklaven befreite, Fliehende aufnahm und den Unterdrückten eine Stimme gab, hat seine eigene Moral eingetauscht – gegen Schlagzeilen, Stimmen und Mauersteine.

Wenn man es positiv sehen will, könnte man sagen: Trump hat es geschafft, die Flüchtlingspolitik zu vereinfachen. Es gibt nur noch zwei Kategorien – „uns“ und „die anderen.“

Und wer die falsche Kategorie ankreuzt, darf draußen bleiben. Frei nach dem neuen amerikanischen Motto: „In God we trust – but only if he’s white, rich and carries a passport.“