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Der große Gatsby des Weißen Hauses – Wie Donald Trump sich den Ballsaal der Macht vergolden lässt
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Washingtons politische Bühne erlebt ein neues Kapitel – und diesmal tanzt sie im Dreivierteltakt. Donald Trump, der selbsternannte Baumeister des modernen Amerika, lässt den Ostflügel des Weißen Hauses abreißen. Grund: Er braucht Platz. Viel Platz. Für einen Ballsaal. Nicht irgendeinen, versteht sich. Sondern den „größten, schönsten, elegantesten, luxuriösesten Ballsaal der Welt“. Kostenpunkt: 300 Millionen Dollar.
Laut Trump soll das Projekt „komplett privat“ finanziert werden. Kein Steuerdollar, kein Problem. „Weil der Steuerzahler nichts bezahlt, hat der Steuerzahler auch nichts zu sagen“, erklärte der Präsident. Ein Satz, der in jedem autoritären Führerhandbuch unter Kapitel 3 steht – gleich nach „Wie man Parlamente durch Pressetermine ersetzt“.
Der Ballsaal als Machtmaschine
Der neue Ballsaal soll laut Trump „die Seele Amerikas widerspiegeln“ – was in diesem Fall bedeutet: glänzend, laut, überteuert und mit Sponsorenlogos, die vermutlich bald dezent an den Wänden prangen werden.
Denn die Liste der Geldgeber liest sich wie die Gästeliste eines Silicon-Valley-Banketts: Apple, Google, Meta, Amazon, T-Mobile, Lockheed Martin, Palantir, dazu ein paar ungenannte „Patrioten“, die offenbar lieber anonym bleiben wollen. Trump nennt sie „großartige Amerikaner“. Die New York Times nennt sie „anonyme Spender mit wirtschaftlichen Interessen“ – was im Washingtoner Sprachgebrauch ungefähr das Gleiche ist wie „Wölfe im Smoking“.
Der geheime Spendenreigen
Offiziell sollte alles transparent ablaufen. Schließlich hatte das Weiße Haus versprochen, die Liste aller Spender offenzulegen. Doch dann tauchten Lücken auf, größer als die zwischen Trumps Realität und der seiner Minister.
Laut New York Times fehlen darauf mehrere Milliarden-Spender – also genau die, die wirklich interessant sind. Darunter Blackrock, der Investmentriese mit moralischem Doppelkinn: öffentlich gegen fossile Energien, privat mit Marmorplatten im Oval Office. Auch Nvidia soll kräftig gespendet haben – wahrscheinlich, damit ihre Chips künftig nicht nur Computer, sondern auch Trumps Ego antreiben.
Zwei Pharmafirmen – Vantive und Extremitycare – zahlten angeblich Millionen, kurz bevor Trump plötzlich bestimmte Gesundheitskürzungen „neu prüfen“ ließ. Zufall? Natürlich. Ebenso zufällig wie die Tatsache, dass Trumps Zahnarzt zufällig den neuen Kronleuchter liefern darf.
Und dann ist da noch Jeff Yass, der Milliardär mit einem Faible für TikTok. Er spendete Millionen – kurz darauf verschob Trump den TikTok-Bann. Man könnte sagen: Der Algorithmus dankt.
Künstliche Intelligenz, echte Interessen
Auch Greg Brockman, Präsident von OpenAI, steht auf der inoffiziellen Liste. Er soll zweieinhalb Millionen Dollar beigesteuert haben, um Trumps Team davon zu überzeugen, keine KI-Regulierung einzuführen. „Innovation darf nicht durch Bürokratie gebremst werden“, sagte Brockman. Oder, frei übersetzt: „Wenn unsere Roboter eines Tages Präsident werden, sollen sie wenigstens freie Hand haben.“
Wenn der Ballsaal zur Währung wird
In Washington gilt der neue Ballsaal inzwischen als politisches Thermometer. Je höher die Spenden, desto näher die Einladung zur Eröffnungsgala – das neue System der Gunstbezeugung nennt man intern „Pay to Waltz“. Lobbyisten nennen es „Networking“. Trump nennt es „Demokratie auf dem freien Markt“.
Doch was nach einer Wohltätigkeitsveranstaltung klingt, ist in Wahrheit ein Machtinstrument aus Marmor und Glas. Wer spendet, darf hoffen, dass seine Branche beim nächsten Handelskrieg verschont bleibt. Wer nicht spendet, darf draußen zusehen – vermutlich auf Fox News.
Der Präsident als Eventmanager
Trump bezeichnet das Projekt als „selbstlos“. Er tue es „für Amerika“. Für die vielen Staatsgäste, die künftig im Ballsaal tanzen können, „statt in diesem schrecklich kleinen East Room, wo man kaum Platz hat, um seine Macht zu zeigen“.
Ein Architekt aus New York berichtete, Trump habe „besonderen Wert auf visuelle Wirkung“ gelegt. Sprich: Es wird viel Gold geben. So viel, dass man sich fragt, ob die Gäste künftig mit Sonnenbrillen erscheinen müssen.
Die Dekoration? „Klassisch amerikanisch“, also ein Mix aus Versailles, Las Vegas und Mar-a-Lago. Selbst die Kronleuchter sollen angeblich das Wort „TRUMP“ in Morsezeichen blinken.
Tanz der Interessen
Politische Beobachter nennen das Projekt einen „Lobbyistenmagneten in Marmor“. Ein Symbol dafür, wie nahtlos sich Wirtschaft und Politik in Trumps Amerika umarmen – und zwar zu Walzerklängen.
Denn wenn Google, Meta und Apple plötzlich die gleiche Tanzkarte wie Pharmafirmen und Waffenhersteller haben, dann weiß man: Hier wird kein Ball gefeiert – hier wird Einfluss verhandelt. Und während die Musik erklingt, zählt niemand die Takte, sondern die Steuervergünstigungen.
Eine Demokratie mit Parkettboden
Trump beteuert, der Ballsaal sei unpolitisch. Doch das Weiße Haus wird damit zum größten Networking-Event der westlichen Welt. Ein Raum, in dem jeder Scheck eine Stimme hat und jeder Champagnerkorken wie ein politisches Signal klingt.
Kritiker befürchten, der Saal werde zur „Eintrittskarte ins Machtzentrum“. Anhänger nennen ihn „den schönsten Raum Amerikas“. Beide haben vermutlich recht.
Denn wenn das Herz der Demokratie demnächst im Takt des Geldes schlägt, dann tanzt nicht mehr Washington, sondern Wall Street.
Die Republik der Ballspender
Der Ballsaal wird kommen. Das Gold wird glänzen. Die Kameras werden blitzen. Und Trump wird in der Mitte stehen, stolz und zufrieden, als Baumeister einer neuen, vergoldeten Demokratie.
Ein Raum, der nicht aus Stein, sondern aus Spenden gebaut ist. Ein Raum, der beweist, dass man in Amerika alles kaufen kann – sogar den Ort, an dem Freiheit und Kapital gemeinsam tanzen.