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Deutschland zieht sich warm an – im Tarnmuster der Zukunft

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Deutschland zieht sich warm an – im Tarnmuster der Zukunft

Die Bundesregierung hat wieder einmal bewiesen, dass sie weiß, was im Kleiderschrank der Nation fehlt: fast 19 Milliarden Euro für neue Bundeswehr-Bekleidung. Ja, richtig gelesen – 19 Milliarden. Nicht für Panzer, nicht für Flugzeuge, nicht einmal für einen funktionierenden WLAN-Anschluss in der Kaserne. Nein, es geht um Hosen, Jacken, Stiefel und was man sonst so trägt, wenn man in Deutschlands modernstem Abenteuerpark „Landesverteidigung 2034“ mitspielen möchte.

Das Ganze läuft unter dem charmanten Namen „FASER“ – was klingt wie ein Modeprojekt aus Berlin-Mitte, ist in Wahrheit das teuerste Textilprojekt Europas. Fast 19 Milliarden Euro, um sicherzustellen, dass der deutsche Soldat nicht nur kämpft, sondern dabei auch modisch aussieht. Und das Beste: Das Finanzministerium nennt als Begründung lediglich einen „Mehrbedarf“. Man hätte also auch schreiben können: „Wir haben mal nachgezählt und festgestellt, dass es irgendwie mehr Leute gibt, die Hosen brauchen.“

High Fashion trifft Feldgrau

Man kann sich das bildlich vorstellen: In einem geheimen Keller des Verteidigungsministeriums sitzen Dutzende Berater – natürlich in Designeranzügen – über Stoffmustern. „Dieser Grünton schreit 2005, Frau Staatssekretärin! Wir brauchen etwas mit mehr Attitüde!“ Vielleicht wird das neue Tarnmuster ja digital – passend zur Cyberabwehr, die laut Insidern übrigens immer noch Probleme mit dem Faxgerät hat.

Dabei geht es nicht nur um Mode, sondern auch um Vision: Die Truppe soll auf 460.000 Soldaten anwachsen. Ein ehrgeiziges Ziel – wenn man bedenkt, dass die Bundeswehr schon heute Schwierigkeiten hat, die vorhandenen Stiefel in der richtigen Größe zu liefern. Aber bis 2034 ist ja noch Zeit – und die Verpflichtungsermächtigungen, also das finanzielle Versprechen an die Zukunft, stehen. Es ist quasi wie Ratenzahlung bei Zalando, nur mit Tarnfarbe.

Die größte Modenschau der Republik

Wenn man 18,7 Milliarden Euro für Kleidung ausgibt, ist das keine Ausrüstung mehr, das ist Haute Couture. Vielleicht sehen wir bald das erste „Bundeswehr Fashion Week“-Event in Berlin: „Heute auf dem Laufsteg: Hauptfeldwebel Meier präsentiert die neue Gefechtsjacke in Nebelgrau, kombiniert mit ballistischer Weste, Modell Fallout 2026.“ Applaus von der Presse, Influencer filmen auf TikTok: „Mega cool, Leute! Bundeswehr, aber Make it Fashion!“

Doch Moment – das ist noch nicht alles. Neben der textilen Revolution gibt es auch Nachschub für den Maschinenpark. Rund 7,5 Milliarden Euro sind für neue Radpanzer vorgesehen. Das Projekt soll bis 2037 laufen – vermutlich, weil man die Fahrzeuge so lange braucht, um überhaupt geliefert zu werden. Es handelt sich um den Radpanzer Boxer, ein Fahrzeug, das in Fachkreisen als robust gilt, aber in politisch-satirischen Kreisen vor allem als „das teuerste Fahrrad der Republik“ bekannt ist.

3.000 bis 5.000 Stück sollen angeschafft werden. Und das Schönste: Es gibt noch nicht einmal Klarheit, wie viele es am Ende wirklich werden. Das erinnert an deutsche Großprojekte wie den Berliner Flughafen oder die Maut: Am Anfang klingt alles solide – am Ende bleibt eine Zahl, die doppelt so groß ist wie geplant und eine Rechnung, die keiner mehr versteht.

Mehr Panzer, weniger Plan

Wenn man 7,5 Milliarden Euro hört, denkt man an modernste Technik, Präzision, Effizienz. Aber das Wort „langfristig“ im Regierungstext weckt Skepsis. „Langfristig“ ist in der deutschen Beschaffungssprache etwa das, was in der Gastronomie „frisch zubereitet“ bedeutet: eine charmante Umschreibung für „kommt irgendwann, vielleicht“.

Doch immerhin wird alles ordentlich dokumentiert. Die Verpflichtungsermächtigung ist quasi der Vertrag mit der Zukunft – eine rechtliche Absicherung, dass man auch in zehn Jahren noch sagen kann: „Wir wollten doch!“ Und das Beste: Bis 2037 ist alles gestreckt. Das klingt weniger nach Planung, mehr nach Pilates für den Haushalt.

Zwischenbilanz

Was bleibt, ist das Bild einer Armee, die sich selbst neu einkleidet, während der Rest Europas darüber diskutiert, ob man vielleicht lieber Drohnen oder Cyberabwehrsysteme finanzieren sollte. Deutschland hingegen investiert in das, was man anfassen kann – Stoffe, Knöpfe, Reißverschlüsse. Vielleicht ist das ja die neue Strategie: Der Feind sieht die Uniform, denkt sich „Wow, das ist Stil!“ – und kapituliert freiwillig.

Mode trifft Militär – das FASER-Phänomen

Kritiker fragen sich indes: Wieso 19 Milliarden? Was kostet da so viel? Werden die Reißverschlüsse aus Titan gefertigt? Sind die Uniformen beheizt, klimatisiert oder gar KI-gesteuert? Vielleicht erkennt die Weste ja bald automatisch, ob der Träger erschöpft ist – und spielt ihm dann über Bluetooth beruhigende Marschmusik ein.

Oder steckt hinter „FASER“ einfach ein tiefer Gedanke: Wenn schon nichts fliegt, rollt oder schießt wie geplant, dann soll es wenigstens gut aussehen, wenn es stehen bleibt.

Deutschland hat eine Vision: Eine Armee der Zukunft, die nicht nur kämpft, sondern glänzt – im feinsten Stoff der Republik. 18,7 Milliarden für Kleidung, 7,5 Milliarden für Räder, und alles bis 2037 auf Raten. Man könnte sagen: Das ist kein Haushalt – das ist ein Modeabo mit militärischem Flair.

Und wer weiß – vielleicht trägt der Bundeskanzler schon bald selbst das erste FASER-Prototypmodell: eine Kombination aus Haushaltsrealismus und taktischem Stretchstoff. Perfekt geeignet für jede politische Lage – von der Haushaltsdebatte bis zum Truppenbesuch.