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Globaler Migrationsstopp? Wie Trump die Welt zur ‚Drittweltzone‘ erklärt

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Globaler Migrationsstopp? Wie Trump die Welt zur ‚Drittweltzone‘ erklärt

In der amerikanischen Politik ist es manchmal wie in einer endlosen Serie, deren Drehbuch sich ständig selbst übertrifft – und Donald Trump übernimmt zuverlässig die Hauptrolle, egal ob Drama, Comedy oder Katastrophenfilm. Nun hat der Präsident erneut angekündigt, hart gegen Migration vorzugehen, und zwar nicht nur „hart“, sondern so umfassend, dass es schon fast wirkt, als wolle er die Schwerkraft selbst zur Einreiseverhinderung verpflichten.

Der Auslöser: Ein schrecklicher Angriff in Washington, begangen von einem afghanischen Staatsangehörigen, bei dem eine Nationalgardistin ums Leben kam. Ein Einzelfall, tragisch, entsetzlich – und ein gefundenes Fressen für politische Generalabrechnungen, die man sonst nur aus den düstersten Kapiteln der Rhetorik kennt.

Trump reagierte, wie Trump eben reagiert: Nicht mit differenzierten Maßnahmen, nicht mit einer nüchternen Analyse, sondern mit einer sprachlichen Abrissbirne, die einmal quer durch das Thema fegt. Auf seinen Social-Media-Kanälen verkündete er die „dauerhafte Aussetzung der Migration aus allen Drittweltländern“. Ein Satz, der so klingt, als wäre er aus einem politischen Museum gefallen, in dem das letzte Update irgendwann Mitte der 1980er Jahre stattgefunden hat.

„Drittweltländer“ – ein Begriff aus der Mottenkiste der Geopolitik

Dass ein US-Präsident öffentlich von „Drittweltländern“ spricht, ist nicht nur politisch fragwürdig, sondern auch historisch bemerkenswert ignorant. Der Begriff stammt aus der Zeit des Kalten Kriegs und ist in der heutigen Diplomatie ungefähr so zeitgemäß wie ein Faxgerät im Weißen Haus.

Doch für Trump scheint er die ideale Vokabel zu sein: schön pauschal, ausreichend abwertend und mit dem Vorteil, dass man nicht erklären muss, wen man konkret meint. Die Liste der betroffenen Staaten bleibt offen, was politische Flexibilität garantiert – und maximale Verunsicherung ebenfalls.

Die Logik: Ein Täter, viele Millionen Betroffene

Trump macht, was er politisch am besten kann: einen individuellen Fall nehmen, ihn aufblasen, verzerren und daraus ein weltpolitisches Grundsatzproblem konstruieren. Nach seiner Logik bedeutet ein einzelner Angriff eines Afghanen, dass gleich die gesamte Migration aus dutzenden Staaten ausgesetzt werden müsse.

Es ist der Versuch, ein tragisches Verbrechen zu instrumentalisieren, indem man aus einem Funken eine globale Feuersbrunst fabriziert.

Die rhetorische Botschaft dahinter lautet: „Wir wissen nicht, wer kommt – also lassen wir am besten niemanden mehr rein.“

Diese Art Politik erinnert stark an die Phase im Kindergarten, in der ein Kind ein Lego-Stein verschluckt und daraufhin beschlossen wird, das gesamte Spielzimmer zu schließen.

Die Drohung: Millionen Einreisegenehmigungen rückgängig machen

Als wäre die Ankündigung einer globalen Migrationssperre nicht schon dramatisch genug, legte Trump nach. Er drohte damit, „Millionen“ von Einreisegenehmigungen rückgängig zu machen, die unter Joe Biden erteilt worden seien.

Das Bild, das sich hier aufdrängt, ist grotesk: Bürokraten, die mit Stempeln und Schreddern durch Datenbanken rennen und verzweifelt versuchen, Millionen bewilligter Visa rückgängig zu machen.

Abgesehen davon, dass diese Drohung rechtlich kaum umsetzbar ist, hat sie einen anderen Zweck: Sie soll Stärke demonstrieren. Stärke durch Rückabwicklung. Stärke durch Ausschluss. Stärke durch Rückwärtsgewandtheit, die mit Vehemenz als Fortschritt verkauft wird.

Das „Erholungsbedürfnis“ des US-Systems – politische Poesie oder Panikmache?

Bemerkenswert ist die Formulierung, das US-System müsse sich „vollständig erholen“.

Wovon? Von Migration? Von Menschen, die arbeiten, studieren, investieren, Familien gründen, Steuern zahlen?

Die Aussage ist so nonsenshaft wie die Vorstellung, ein Land müsse sich „erholen“, weil jemand Kuchen gebacken hat. Migration ist kein Virus, das man auskurieren muss – es ist seit Generationen ein Motor der amerikanischen Gesellschaft.

Doch in Trumps Rhetorik wird daraus ein toxischer Angriff auf das nationale Immunsystem, eine Gefahr für alles, was „America“ im politischen Bauchgefühl der Anhänger bedeuten soll. Ein sehr dehnbarer Begriff, wie man weiß.

Ein altbekanntes Muster: Angstpolitik als Werkzeug

Dass Trump Migration nutzt, um Angst zu schüren, ist keine Neuigkeit. Neu ist jedoch die Größenordnung seiner Ankündigungen:

  • Alle Drittweltländer ausschließen.
  • Millionen Visa streichen.
  • Das gesamte System „schützen“, indem man es abschottet wie ein Bunker.

Es ist eine politische Strategie, die darauf basiert, dass Menschen lieber einfache Erklärungen hören als komplexe Zusammenhänge.

Die Realität ist jedoch: Migration ist nicht das Problem – schlechte Politik ist es. Kriminalität ist kein ausschließlich importiertes Phänomen. Und Sicherheit entsteht nicht durch symbolische Massenmaßnahmen, sondern durch funktionierende Strukturen.

Die satirische Komponente: Ein Präsident, der mit dem Globus auf Kriegsfuß steht

Man könnte fast meinen, Trump habe sich in einer Weltkarte verlaufen und beschlossen, alles jenseits der US-Grenzen pauschal als „Drittwelt“ zu klassifizieren – vielleicht, weil die Karte in seinem Büro nur aus den USA und einem großen roten Warning-Symbol besteht.

Die Idee, Migration aus „allen Drittweltländern“ auszusetzen, ist so undurchdacht, dass selbst politische Beobachter Mühe haben, nicht laut zu lachen. Ist Frankreich ein Drittweltland? Brasilien? Südkorea? Indien? Wer entscheidet das? Trump mit einem Würfel?

Fazit: Ein Präsident, der Migration zur Projektionsfläche macht – und die Welt staunt

Es bleibt die Erkenntnis, dass Trump einmal mehr ein tragisches Ereignis nutzt, um populistische Forderungen zu verstärken, die weder praktikabel noch zielführend sind.

Seine Botschaften sind einfach gestrickt, rhetorisch überzogen und politisch gefährlich. Doch sie wirken – zumindest bei denjenigen, die lieber starke Worte hören als stabile Lösungen sehen.