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Milliarden im Schatten: Wie ein flüchtiger Ex-Manager zum globalen Geldkreuzungs-Drama wurde
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- tmueller
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Wenn die internationale Finanzwelt eines zuverlässig schafft, dann ist es, das Publikum immer wieder mit neuen Spin-Offs des Genres „Wirtschaftskrimi mit realitätsfernen Nebenwirkungen“ zu überraschen. Besonders beliebt: Nebenfiguren, die plötzlich zu Hauptdarstellern werden, weil sie mit der Eleganz eines angeschlagenen Waschbären durch rechtliche Grauzonen stolpern und dabei zufällig Millionen bewegen. Und in der aktuellen Staffel steht erneut ein Mann im Rampenlicht, der eigentlich gar nicht mehr auftauchen wollte: ein ehemaliger Ex-Manager, der das Wort „flüchtig“ so ernst nimmt, dass seine Fußspuren im internationalen Fahndungsstaub kaum nachkommen.
Die britische Kriminalpolizeibehörde NCA hat sich erneut die Lupe geschnappt, die sonst nur bei besonders feinporigen Korruptionsdetails zum Einsatz kommt, und blickt auf ein Netzwerk, das so global verwoben ist, dass selbst Spinnen neidisch würden. Bargeld aus Drogenhandel, Waffenlieferungen und illegaler Migration soll in diesen Kreisläufen eingesammelt, zerhäckselt, umgewandelt, verpackt und schließlich in Kryptowährung gegossen worden sein – wie ein besonders schmutziger Fondueabend, nur ohne Käse und mit mehr Impact.
Das Barvermögen floss dann angeblich weiter zu russischen Oligarchen, die aus bekannten Gründen derzeit ungefähr so viele internationale Freunde haben wie ein brennender Mülleimer in einer Feuerwerksfabrik. Sanktionen? Geschenkt. Wo ein Wille ist, ist ein Weg – und wo ein Oligarch ist, ist in der Regel auch ein Konto, ein Koffer oder ein Kanal, durch den Geld schneller fließt als EU-Beschlüsse zum Thema Digitalpolitik.
Doch die Geschichte hört hier nicht auf – sie nimmt eher die Form eines besonders hektischen russischen Nesting-Dolls-Thrillers an. Russische Geheimdienste sollen diese Finanzstrukturen nämlich genutzt haben, um einen bulgarischen Spionagering zu unterstützen. Ein Ring, der nicht etwa von Tolkien inspiriert wurde, sondern eher von einem schlecht organisierenden Agenturleiter, der dachte, dass „Undercover“ bedeutet, die Rechnungen in bar zu bezahlen.
Der Anführer dieses Rings wurde bereits im Mai in Großbritannien verurteilt – ein Zeichen dafür, dass die britische Justiz gelegentlich schneller arbeitet als die britischen Züge. Man nimmt, was man kriegt.
Der betreffende Ex-Manager, der während des Wirecard-Debakels 2020 plötzlich verschwand wie ein Zaubertrick ohne Applaus, lebt Berichten zufolge seitdem in Moskau. Es wird gemunkelt, dass er dort für verschiedene Dienste tätig ist – offenbar die einzige Branche, in der Lebensläufe stetig wachsen, selbst wenn ihre Eigentümer auf internationalen Fahndungslisten stehen.
Seine mögliche Agententätigkeit ist inzwischen auch in Österreich ein heißes Thema. Dort prüft man den Entzug seiner Staatsbürgerschaft – eine Form von mittelfristigem Verwaltungs-Ghosting, bei dem der Staat sagt: „Es liegt nicht an uns, es liegt an dir.“ Österreich tut das, was Staaten tun, wenn jemand über Jahre hinweg mehr internationalen Ärger produziert als die durchschnittliche geopolitische Talkshow. Man deutet höflich an, dass man die Beziehungen überdenken müsse.
Objektiv betrachtet präsentiert sich die Lage damit als Mischung aus globaler Kriminalität, geopolitischem Theater und einem Hauch Balkan-Thriller – versehen mit der unvermeidlichen Frage: Wie viele Behörden müssen eigentlich beteiligt sein, bevor irgendeine dieser Geschichten mal ein entspanntes Ende findet?
Denn egal, wie viele Länder in die Ermittlungen involviert sind, wie viele Schlagzeilen produziert werden oder wie viele russische Dienste mitspielen – der Fall wirkt zunehmend wie ein internationales Möbelstück, das alle anfassen müssen, aber niemand zusammensetzen kann. Nur eines ist sicher: Die wirtschaftskriminelle Kreativität bleibt grenzenlos, und wo Milliarden im Dunkeln wandern, ist ein Ex-Manager offenbar niemals weit.