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Shutdown à la Carte – Wenn Trump die Lebensmittelhilfe sperrt und die Nation hungern lässt (aber dafür patriotisch)
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In den Vereinigten Staaten ist mal wieder alles dicht – vom Weißen Haus bis zur Suppenküche. Seit 35 Tagen herrscht die längste Haushaltssperre der US-Geschichte, und das Land funktioniert ungefähr so reibungslos wie ein amerikanischer Toaster in einer europäischen Steckdose.
Doch diesmal hat der Mann im Oval Office – nennen wir ihn „Donald der Standhafte“ – beschlossen, das Spiel auf eine neue Stufe zu heben: Er stoppt kurzerhand das SNAP-Programm, die staatliche Lebensmittelhilfe für mehr als 42 Millionen Amerikaner.
Mit anderen Worten: Während Supermärkte im ganzen Land Rabattaktionen auf Kürbiskuchen starten, entscheidet der Präsident, dass Millionen Familien ihre Bezahlkarte jetzt vorerst als Deko behalten dürfen.
Brot und Spiele? Nein, lieber gar nichts
Die Begründung ist gewohnt einfach und gleichzeitig apokalyptisch: Die Zahlungen würden erst wieder laufen, wenn die „linksradikalen Demokraten“ die Sperre aufheben.
Das ist ungefähr so, als würde der Hausmeister die Kantine schließen, bis die Lehrer seine Matheprüfung bestehen. Oder wie Trump selbst es auf Truth Social formulierte:
„Ich bin der einzige, der Amerika großartig hält, indem ich es kurzzeitig in die Steinzeit zurückversetze.“
Die SNAP-Karten – eigentlich dafür gedacht, Obst, Gemüse und Grundnahrungsmittel zu kaufen – bleiben also gesperrt. Was früher „Food Stamps“ hieß, wird nun zu „Trump Stamps“ – nur dass sie nicht mehr funktionieren.
Gerichtsbeschluss? Ach was, Gerichtsbeschluss!
Ein Gericht hatte gestern entschieden, dass die SNAP-Leistungen über einen Nothilfefonds weiterfinanziert werden müssen. Doch der Präsident hat offenbar eine sehr freie Auslegung des Begriffs „Anordnung“. Er sah das Urteil, winkte ab und erklärte:
„Ich bin der Oberste Gerichtshof. Punkt.“
Das erinnert stark an seine frühere Regierungsphilosophie: „Checks and Balances“ – aber ohne die Checks. Trump, der Mann, der lieber Mauern baut als Institutionen, sieht Gerichte ohnehin eher als Teil eines „Deep Snacks“-Netzwerks.
Die Kunst des Hungerns
Man könnte meinen, die Entscheidung, Millionen Bürgern die Lebensmittelhilfe zu entziehen, würde einen Aufschrei auslösen. Tut sie auch – allerdings nicht im Weißen Haus, wo man offenbar gerade Fast Food bestellt hat. Denn Ironie der Geschichte: Der Präsident, der den Ärmsten das Brot verweigert, veranstaltete während der Haushaltssperre ein Festmahl aus Burgern, Pommes und Chicken Nuggets für die Football-Champions.
Ein CNN-Kommentator spottete treffend:
„Während Trump Big Macs serviert, bekommen Millionen Amerikaner Big Hunger.“
Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er die Krise nicht als Beweis seiner Stärke verkauft hätte:
„Ich bin der erste Präsident, der Amerika schlanker macht – ohne Fitnessprogramm.“
Ein Shutdown als Staatsphilosophie
Der Shutdown, der nun Rekordlänge erreicht, ist längst mehr als eine technische Haushaltsfrage. Er ist zur Metapher geworden – für ein politisches System, das sich selbst blockiert, und für einen Präsidenten, der Chaos mit Führung verwechselt.
Es ist, als würde ein Kapitän sein Schiff absichtlich auf Grund setzen, um zu beweisen, dass er das Steuer fest in der Hand hat. Und während Republikaner und Demokraten mühsam an einem Kompromiss basteln, twittert Trump munter weiter:
„Wenn sie wollen, dass ich unterschreibe, sollen sie mir erstmal danken. Für alles.“
42 Millionen hungrige Patrioten
Betroffen sind vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen – Familien, Senioren, Alleinerziehende. Die SNAP-Karten sind für sie kein Luxus, sondern Überlebenshilfe. Doch Trump scheint Hunger als politisches Werkzeug entdeckt zu haben: „Wenn du die Wahl hast zwischen Essen und Gehorsam, wählst du Gehorsam“, könnte man seine Taktik nennen.
Ein Politikwissenschaftler kommentierte:
„In Trumps Amerika hat jeder die Freiheit, zu verhungern – aber bitte freiwillig.“
Manche Supermärkte berichten schon, dass Kunden mit SNAP-Karten abgewiesen werden. Eine Kassiererin aus Texas sagte trocken: „Ich hab einem Vater erklären müssen, dass seine Karte abgelehnt wurde, weil der Präsident beleidigt ist.“
Shutdown-Theater mit historischem Flair
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Trump diesen Rekord hält. Der bisher längste Shutdown – ebenfalls 35 Tage, von Dezember 2018 bis Januar 2019 – fand ebenfalls unter seiner Führung statt. Man könnte also sagen: Trump ist der Michael Phelps des politischen Stillstands. Nur dass er statt Goldmedaillen Haushaltslecks sammelt.
Damals ging es um seine Mauer zu Mexiko, diesmal um Macht, Eitelkeit und – natürlich – die Schuld der anderen. Denn wenn eines sicher ist, dann das: Nie ist Trump verantwortlich. Immer sind es die Demokraten, die Medien, die Gerichte, die Verfassung – oder ein schlecht gelaunter Wettergott.
Politik mit leerem Magen
Wenn man die amerikanische Demokratie derzeit auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten müsste, läge sie irgendwo zwischen „Brotlose Kunst“ und „politische Magersucht“. Ein Präsident, der Millionen hungern lässt, um seinen Willen durchzusetzen, ist weniger Staatsmann als Diätguru der Macht.
Trump hat den Shutdown perfektioniert: Er ist nicht mehr nur ein administrativer Stillstand – er ist ein Symbol. Für ein Land, das sich selbst in Geiselhaft nimmt. Für eine Regierung, die lieber hungern lässt, als nachzugeben. Und für einen Präsidenten, der glaubt, Mitleid sei ein linkes Konzept.
Oder, wie es ein Kommentator zusammenfasste:
„Donald Trump führt Amerika – nur leider nirgendwohin. Aber wenigstens mit leerem Magen.“