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Shutdown Airways – Wenn Trumps Wirtschaft plötzlich im Landeanflug auf die Rezession ist
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Die amerikanische Wirtschaft ist bekanntlich robust. Sie hat Weltkriege überstanden, Ölkrisen gemeistert, Dotcom-Blasen platzen sehen – aber auf eines war sie offenbar nicht vorbereitet: Donald Trump und seinen Shutdown.
Denn laut Kevin Hassett, dem Wirtschaftsberater des Präsidenten (also quasi dem Mann, der das Chaos mit Excel erklären muss), könnte die US-Wirtschaft im vierten Quartal tatsächlich schrumpfen. Und zwar nicht wegen Inflation, nicht wegen Chinas, nicht wegen der Zinsen – sondern, halten Sie sich fest – wegen fehlender Fluglotsen.
Ja, richtig gehört. Die Weltmacht Nummer Eins wackelt, weil ihre Flugzeuge nicht mehr wissen, wo sie landen sollen.
Wenn der Himmel streikt, bleibt der Boden leer
Der Shutdown – Trumps Lieblingsinstrument, um politische Kompromisse mit dem Vorschlaghammer zu lösen – hat sich mal wieder selbst übertroffen. Weil er aus Trotz und Ego die Regierung lahmgelegt hat, arbeiten hunderttausende Staatsbedienstete entweder unbezahlt oder gar nicht. Darunter auch jene, die man in einem modernen Land eigentlich für unverzichtbar hält: Fluglotsen.
Ohne sie wird der amerikanische Luftraum zur anarchischen Improvisationsbühne. Flugzeuge warten, Flüge werden gestrichen, Passagiere stranden in Terminals, die plötzlich mehr Menschen als funktionierende Toiletten haben.
Und Kevin Hassett, der brave Ökonom im Dienst des Chaos, steht nun vor laufenden Kameras und erklärt, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen „erheblich“ seien. Kein Wunder: Thanksgiving ist in den USA das, was Weihnachten, Black Friday und Fußball-WM zusammen für Deutschland wären – ein heiliger Feiertagsmix aus Kommerz, Familientrauma und überfüllten Flughäfen.
Wenn also plötzlich niemand mehr fliegen kann, bricht nicht nur der Reiseverkehr zusammen – sondern auch das fragile Kartenhaus der Konsumwirtschaft.
Turbulenzen im Wirtschaftswolkenmeer
Hassett sagte beim Sender CBS mit der stoischen Ruhe eines Mannes, der längst weiß, dass seine Karriere an der Laune des Präsidenten hängt:
„Die Zeit um Thanksgiving ist eine der umsatzstärksten Phasen des Jahres. Wenn die Menschen in diesem Moment nicht reisen, dann könnten wir tatsächlich ein negatives Quartal erleben.“
Das klingt nüchtern – ist aber in der Sprache der Wirtschaftspolitik das Äquivalent zu „Brace for impact“.
Denn in der Trump-Administration sind selbst kleine Krisen wie Gewitterzellen: Niemand weiß, wann sie kommen, wie stark sie sind – und wer danach als Sündenbock abgesägt wird.
Die Ökonomie des Egos
Der Shutdown, der diese Turbulenzen ausgelöst hat, war kein Zufall, sondern eine bewusste Machtdemonstration. Trump hatte einst gesagt:
„Ich bin stolz auf den Shutdown. Ich werde ihn nicht der Opposition anlasten.“
Das war damals mutig. Heute klingt es eher wie der Moment, in dem jemand stolz erzählt, er habe „aus Prinzip“ den Stromzähler abgeschaltet – und wundert sich nun, dass der Kühlschrank ausläuft.
Denn der Schaden trifft am Ende nicht die politische Elite, sondern die Leute, die den Apparat am Laufen halten: Fluglotsen, Sicherheitskräfte, Verwaltungsbeamte. Menschen, die dafür sorgen, dass Amerika funktioniert – und die jetzt, dank des Präsidenten, erleben dürfen, wie es ist, wenn man zwar arbeiten soll, aber nicht bezahlt wird.
Eine groteske Situation: Während Trump auf Golfplätzen über „großartige Wirtschaftszahlen“ schwärmt, können seine eigenen Beamten nicht mal das Taxi zum Flughafen bezahlen.
Thanksgiving am Boden – Kapitalismus im Stau
Thanksgiving ist traditionell der Höhepunkt der amerikanischen Reise- und Konsumsaison. Millionen Menschen fliegen, um bei Truthahn und Kürbiskuchen so zu tun, als sei die Familie noch heil. Fluggesellschaften verdienen Milliarden, Tankstellen Rekordumsätze, Supermärkte verkaufen mehr Butter als Norwegen produziert.
Doch diesmal droht der nationale Ritualbetrieb zu kollabieren. Wer nicht fliegen kann, bleibt zu Hause. Wer zu Hause bleibt, kauft keine Geschenke. Und wer keine Geschenke kauft, lässt die Wirtschaft stocken.
So wird der Shutdown plötzlich zum Symbol einer absurden Wirtschaftsdynamik: Ein Land, das davon lebt, dass Menschen reisen, konsumieren und produzieren – wird von einem Präsidenten lahmgelegt, der stolz darauf ist, alles anzuhalten.
Der Ökonom im Nebel
Hassett versucht derweil, die Fassung zu wahren. Er erklärt, das vierte Quartal könne negativ ausfallen – aber man solle „nicht überreagieren“. Ein bisschen so, als würde der Kapitän der Titanic durchs Bordmikro sagen:
„Kleine Unregelmäßigkeiten im Eisbergmanagement, aber kein Grund zur Sorge.“
Denn in Wahrheit ist die Lage ernst. Flugverkehr ist in den USA nicht nur Transport, sondern ein wirtschaftliches Nervensystem. Wenn Flughäfen stillstehen, steht auch der Rest still: Tourismus, Lieferketten, Geschäftsreisen – die gesamte Ökonomie spürt den Druckabfall.
Und das alles, weil die Administration beschlossen hat, Gehälter einzufrieren, um einen politischen Punkt zu machen.
Shutdown als Stilmittel – oder: Die Kunst des wirtschaftlichen Harakiri
Trumps Regierungsstil lässt sich am besten als wirtschaftliches Reality-TV beschreiben. Man erzeugt ein Problem, erklärt es dann zur „Strategie“, sucht einen Schuldigen (meist Demokraten oder Medien), und wenn’s kracht, ruft man: „Fake News!“
Doch diesmal lässt sich das Problem schwerer weg-twittern. Flugzeuge bleiben am Boden, und das Bruttosozialprodukt kann man nicht mit einem Caps-Lock-Tweet wieder starten.
Selbst loyale Republikaner wirken nervös, denn ein wachstumsnegatives Quartal im Vorwahljahr wäre ungefähr so hilfreich wie ein Stromausfall bei Fox News.
Amerika fliegt in Zeitlupe
Die USA erleben gerade, wie fragile eine Supermacht wird, wenn sie sich selbst blockiert. Ein Shutdown, der als politisches Druckmittel gedacht war, entwickelt sich zur ökonomischen Selbstsabotage – oder, wie man in Washington sagt: „Ein mutiger Schritt in Richtung Selbstbestätigung.“
Kevin Hassett hat wahrscheinlich recht: Das vierte Quartal könnte negativ werden. Aber in Wahrheit schrumpft längst mehr als nur die Wirtschaft – nämlich das Vertrauen in die politische Vernunft.
Trump wollte zeigen, dass er Stärke beweist. Am Ende zeigt er vor allem, dass man selbst die größte Volkswirtschaft der Welt an die Wand fahren kann – wenn man nur genug Ego und zu wenig Fluglotsen hat.