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Zuckerbrot für alle – Donald Trump verschenkt 2000 Dollar und nennt’s Wirtschaftspolitik
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In der Weltpolitik gibt es Momente, die wirken, als hätte jemand eine Reality-Show mit einem Haushaltsetat verwechselt. Donald Trump hat wieder einen dieser Momente geliefert. Der US-Präsident, Selbstdarsteller und Alleinunterhalter in Personalunion, kündigte auf seiner hauseigenen Social-Media-Bühne Truth Social an, jedem Amerikaner 2000 Dollar auszuzahlen – eine Art volkswirtschaftlicher Trostpreis mit patriotischer Schleife.
Er nennt es eine „Dividende für den Erfolg Amerikas“, Kritiker nennen es schlichter: Bestechung mit Landesmitteln.
Geldregen aus dem Weißen Haus
„Billionen von Dollars fließen in die USA, die Wirtschaft boomt, und jetzt ist es an der Zeit, das Volk zu belohnen!“, schrieb Trump in seiner typischen Mischung aus Selbstlob und Großbuchstabenlyrik. Ausgenommen seien nur die Reichen – also vermutlich jene, die ohnehin genug verdienen, um Trumps Wahlkampf zu finanzieren.
Für alle anderen klingt das natürlich erstmal verlockend. 2000 Dollar – das ist in den USA genug, um zwei Monate Miete zu zahlen, einen Kühlschrank zu ersetzen oder sich einmal kurz einzubilden, dass die Inflation nicht existiert.
Doch zwischen den Zeilen riecht die Aktion weniger nach wirtschaftlicher Vernunft als nach populistischem Parfum. Denn kaum waren die Demokraten bei mehreren Gouverneurswahlen erfolgreich und New York an einen progressiven Bürgermeister gefallen, wurde in Trumps Reihen nervös geraunt: „Donald verliert den Draht zum Volk!“
Also greift der Mann, der sonst lieber Mauern baut, jetzt zum Gießkannenprinzip.
Von „Make America Great Again“ zu „Pay America Off Again“
Die Idee ist nicht neu. Schon vor Monaten hatte Trump von einer Auszahlung an alle Amerikaner fantasiert, doch damals war das noch eine Nebelgranate im politischen Dauerfeuer. Jetzt, da die Kritik in den eigenen Reihen wächst, wird daraus ein nationaler Bonus-Check.
„Menschen, die gegen Zölle sind, sind NARREN!“, schrieb Trump außerdem. Das könnte fast als Motto seiner Wirtschaftspolitik durchgehen: Wer’s nicht versteht, ist halt dumm.
Die Logik dahinter ist so einfach wie absurd: Durch Trumps Zölle habe Amerika so viel Geld eingenommen, dass man es jetzt einfach ausschütten könne – als wäre der Staat ein Hedgefonds mit patriotischer Seele.
Ökonomen schütteln derweil kollektiv den Kopf. Denn erstens fließen Zolleinnahmen nicht wie Öl aus einem Texas-Bohrloch, und zweitens bezahlen sie letztlich die Verbraucher selbst – also genau die Menschen, die Trump jetzt mit 2000 Dollar „entschädigen“ will.
Mit anderen Worten: Erst werden sie zur Kasse gebeten, dann kriegen sie ihr eigenes Geld als „Geschenk“ zurück. Ein Trick, der in der Wirtschaft „Umverteilung“ heißt – und im Trumpismus einfach „Deal“.
Inflation? Nur was für Pessimisten
Trump erklärte in seinem Post stolz, die USA hätten „fast keine Inflation“. Das ist mutig, denn laut offiziellen Zahlen liegt sie bei rund 3,0 Prozent – also genau dem Niveau, bei dem jede Supermarktkasse bereits zu seufzen beginnt. Doch wer Trump kennt, weiß: Zahlen sind für ihn eher eine Suggestion als eine Realität.
In seiner Welt ist alles „rekordverdächtig“: Rekordjobs, Rekordinvestitionen, Rekordaktien. Dass gleichzeitig Strompreise, Mieten und Lebensmittelkosten steigen, spielt dabei keine Rolle – Hauptsache, die Börse jubelt.
Es ist, als würde ein Pilot durchs Cockpit rufen: „Alles bestens!“, während draußen ein Triebwerk brennt – aber die First-Class-Gäste noch ihren Champagner haben.
KI, Kapital und Kontrollverlust
Interessanterweise fällt Trumps Geldregen in eine Zeit, in der die USA vor neuen Herausforderungen stehen: Der Boom der Künstlichen Intelligenz sorgt für Schlagzeilen – allerdings nicht nur für positive. Während Tech-Konzerne jubeln und die Aktienkurse explodieren, fürchten viele Arbeitnehmer um ihre Jobs. Von Kalifornien bis Connecticut kursieren Berichte über Massenentlassungen in klassischen Industrien, während Strompreise steigen, weil Rechenzentren mehr Energie fressen als Kleinstädte.
Trump kommentiert das gewohnt optimistisch: „Anlagen und Fabriken sprießen überall aus dem Boden!“ Was er meint: Investoren bauen Serverfarmen in der Wüste. Was er nicht sagt: Menschen arbeiten dort kaum – Maschinen schon.
Die Ironie: Trump zahlt Geld an Bürger aus, damit sie weiter konsumieren können, während die Wirtschaft längst Maschinen baut, die ihre Jobs übernehmen. Das ist ungefähr so, als würde man einem Kanarienvogel einen Luftfilter schenken.
Der Präsident als Spielshow-Moderator
Es ist schwer zu sagen, ob Trump wirklich glaubt, dass seine 2000-Dollar-Aktion die Wirtschaft stärkt – oder ob er einfach nur eine Episode von „America’s Next Top Voter“ inszeniert.
Denn das Muster ist vertraut: Wenn die Stimmung kippt, kommt ein großspuriges Versprechen. Wenn die Fakten nerven, werden sie weggetwittert. Und wenn alles schiefgeht, war’s sowieso jemand anderes schuld – vorzugsweise die Demokraten, die „Fake News“ oder ein besonders unfaires Universum.
Trump regiert nicht nach Lehrbuch, sondern nach Drehbuch. In seiner Wirtschaftspolitik ist jeder Amerikaner ein Statist, jeder Dollar ein Requisit – und das Land die Bühne für den „Deal des Jahrhunderts“.
Dass er mit solchen Manövern seine Wählerschaft bei Laune hält, ist fast schon bewundernswert. Doch die Rechnung wird kommen – und zwar buchstäblich. Denn irgendjemand muss diese 2000 Dollar ja bezahlen.
Und wenn man Trump kennt, wird das garantiert nicht Trump selbst sein.
Ein Land in Scheckform
Donald Trump hat wieder einmal gezeigt, dass Politik und Unterhaltung in Amerika untrennbar verschmolzen sind. Seine Idee einer „Bürger-Dividende“ klingt wie ein modernes Märchen – großzügig, einfach, emotional. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Es ist der Versuch, eine bröckelnde Wählerbasis mit Kleingeld zu kitten, während die wirtschaftlichen Probleme unter dem goldenen Teppich verschwinden.
Kurz gesagt: 2000 Dollar fürs Volk – und ein Freiflug für die Vernunft. Die Börsen jubeln, die Ökonomen stöhnen, und das Volk applaudiert – wenigstens, bis die Schecks platzen.