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Politik

Washingtons neueste Telenovela – „Die Entfreundung“

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Washingtons neueste Telenovela – „Die Entfreundung“

Wenn es in Washington etwas im Überfluss gibt, dann sind es Skandale, die lauter knallen als die Feuerwerkskörper, die in US-Vororten jeden zweiten Dienstag sinnlos explodieren. Doch der jüngste Zoff im politischen Paralleluniversum toppt sogar die Serienlogik von „House of Cards“ – und das will etwas heißen.

Im Mittelpunkt dieses Spektakels steht eine Abgeordnete, die sich über Jahre hinweg als wandelnde Fan-Fahne des amtierenden Präsidenten erwies. Ein politischer Bodyguard wider Willen, der treu an der Seitenlinie stand, immer bereit, applaudierend einzuspringen, wenn ein neuer Tweet die Nation verunsicherte. Sie war so loyal, dass sogar Hundehalter neidisch wurden.

Doch plötzlich – und niemand sah es kommen – ist ausgerechnet sie zur innerparteilichen Kritikerin geworden. Die Umstände? Ein altbekannter Name: Epstein. Ein Skandal, der wie ein Bumerang funktioniert, egal wie oft man ihn wegschmeißt. Man könnte meinen, er habe ein Abo auf politische Dramen.

Der Beginn einer politischen Scheidung

Der Präsident, der eigentlich täglich eine neue Episode seiner Social-Media-Saga veröffentlicht, entschied sich diesmal für ein öffentliches Verlassen mit Ansage. In einem Post, der klang, als hätte er ihn zwischen zwei Golfabschlägen eingetippt, distanzierte er sich von der Abgeordneten – und zwar so lautstark, dass sogar der Algorithmus kurz innehielt.

Er nannte sie „durchgeknallt“, „pöbelnd“ und eine Art menschliche Nebelmaschine für Beschwerden. Eine elegante Umschreibung für: „Du warst mal nützlich, aber jetzt nervst du.“

Dabei war die Abgeordnete jahrelang Teil jener Hardcore-Basis, die jede politische Wetterlage damit beantwortete, dass sie noch ein Schild höher hielt, noch lauter applaudierte und noch tiefer in die Verschwörungskiste griff. Aber jetzt? Jetzt reicht ein Funke Transparenz – eine simple Forderung nach Offenlegung der Epstein-Akten – und zack, schon steht sie politisch im Regen.

Epstein – das Wort, das Washington schwitzen lässt

Während die Abgeordnete Transparenz fordert, weil sie meint, dass Akten nun mal in der Schublade nichts bringen, geht beim Präsidenten die Alarmanlage an. Transparenz ist in Washington generell ungefähr so beliebt wie ein Besuch vom Steuerprüfer – also gar nicht. Noch schlimmer: Es könnte ja auffallen, dass Epstein mit praktisch jedem mächtigen Menschen irgendwann mal Champagner getrunken, gescherzt oder zumindest die gleiche Party besucht hat.

Die Demokraten wollen die Akten sowieso offenlegen – vermutlich nicht ganz uneigennützig, aber immerhin konsequent. Und das Repräsentantenhaus könnte bald tatsächlich dafür stimmen. Das Problem? Die Republikaner müssten mitziehen. Und wer könnte das torpedieren? Genau: eine Abgeordnete, deren Loyalität plötzlich ein kaum sichtbares Rückgrat entdeckte.

Der Präsident im Selbstverteidigungsmodus

Die Reaktion des Präsidenten auf diese plötzliche Anwandlung von Gewissen fällt erwartbar groß aus. Er erklärt öffentlich, dass Epstein das Problem der Demokraten sei. Eine Aussage, die ungefähr so glaubwürdig ist wie die Annahme, dass politische Großspender altruistische Wohltäter sind.

Er betont außerdem, er müsse ein Land regieren und habe keine Zeit für solche „dummen“ Forderungen. Eine faszinierende Aussage, wenn man bedenkt, wie viele Stunden täglich in das Kommentieren von Meinungsabfragen, Gerichtsterminen oder TV-Moderatoren fließen.

Drama, Bedrohungen und ein Hauch von Shakespeare

Die Abgeordnete meldet derweil, sie werde bedroht – so massiv, dass Sicherheitsfirmen bereits nervös wurden. Sie schreibt, die Drohungen kämen nicht aus irgendeiner dunklen Ecke des Internets, sondern würden vom „mächtigsten Mann der Welt“ genährt. Ein Satz, der klingt wie eine Mischung aus Shakespeare, Netflix-Drehbuch und unbezahlter Praktikant im Überstundenrausch.

Gleichzeitig beschreibt sie sich selbst als Kämpferin für die Wahrheit, die für Transparenz einsteht. Das mag stimmen – oder auch nicht. Aber unterhaltsam ist es allemal, denn die Abgeordnete, die jahrelang Wind machte, hat nun tatsächlich Sturm geerntet. Und zwar politisch, atmosphärisch und kommunikativ.

Die Republikaner als stiller Chor

Andere Republikaner halten sich bedeckt. Politische Machtdynamiken erinnern hier stark an das Verhalten von Menschen im Fahrstuhl: Bloß keinen Blickkontakt, bloß nichts sagen, und wenn möglich, an der nächsten Station unauffällig verschwinden.

Dass die Abgeordnete sich immer mehr auf die Position der Demokraten zubewegt, sorgt zusätzlich für Nervosität. In Washington gilt das schon fast als Staatsverrat, oder zumindest als indiskrete Kehrtwende. Doch die Frage bleibt: Was, wenn Transparenz tatsächlich notwendig wäre? Was, wenn Offenlegung politisch nicht gefährlich, sondern gesund wäre?

Dann, so fürchten viele, müsste man sich mit unangenehmen Wahrheiten befassen, und das ist in der Politik nun wirklich das Letzte, was man gebrauchen kann.

Ein Drama ohne Helden, aber mit vielen Schatten

Der Streit zeigt einmal mehr, dass Loyalität in der Politik weniger mit Überzeugung und mehr mit Wetterfühligkeit zu tun hat. Sobald die Wolken der Transparenz aufziehen, beginnen die einst so festen Bündnisse zu bröckeln.

Die Abgeordnete steht nun allein da – eine Figur, die jahrelang das politische Trommelfell malträtiert hat und nun plötzlich feststellt, dass Transparenz keine Freunde macht.

Der Präsident zeigt derweil erneut, wie schnell er Unterstützer fallen lässt, wenn sie nicht mehr ins Drehbuch passen.

Und Epstein? Der bleibt ein Name, der wie eine unsaubere Datenbankabfrage immer wieder Fehlermeldungen wirft.