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Late Night? Not on My Watch!“ – Donald Trump, Jimmy Kimmel und der Kampf um die letzte Pointe
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Es gibt viele Dinge, die Donald Trump nicht mag: Wind, Treppen, Fakten – und offenbar Late-Night-Comedians. Nachdem Stephen Colberts „The Late Show“ ihr Ende für 2026 angekündigt hat, wittert der selbsternannte „König der Einschaltquoten“ seine Chance, die gesamte US-Abendunterhaltung zu säubern. Nicht von schlechtem Humor, versteht sich, sondern von jeder Form von Spott, die nicht aus seinem eigenen Mund kommt.
Trumps Krieg gegen die Nacht – oder gegen das Lachen
In einer Pressekonferenz, die eigentlich seiner brillanten Idee gewidmet war, die Nationalgarde wegen „ausufernder Kriminalität“ in Washington einzusetzen (Stadtbewohner nennen das auch „Freitagabend“), wurde Trump auf sein bevorstehendes Treffen mit Wladimir Putin angesprochen. Natürlich unterliefen ihm gleich mehrere geographische und zeitliche Fehltritte – aber wichtiger war ihm: die Abrechnung mit Jimmy Kimmel.
Für Trump steht fest: Wenn schon Colbert aus dem Verkehr gezogen wird, müssen Kimmel und Fallon gleich mit. „Sie sind als Nächstes dran. Sie werden gehen. Ich habe gehört, dass Sie gehen werden“, erklärte er im typischen Trump-Sprech, einer Mischung aus Mafia-Drohung, Horoskop und dem Klatsch einer sehr schlecht informierten Nachbarin.
Jimmy Kimmels Notfallplan – „Arrivederci, Amerika!“
Kimmel reagierte nicht mit Angst, sondern mit einem Reisepass. Genauer gesagt: einem italienischen. In Sarah Silvermans Podcast enthüllte er, dass er die Staatsbürgerschaft Italiens erworben hat. Offiziell vermutlich aus familiären Gründen – inoffiziell wohl eher, um im Notfall rechtzeitig vor dem ersten „Comedy-Gulag“ des MAGA-Regimes die Grenze zu überqueren.
„So schlimm, wie man dachte, dass es wird – es ist so viel schlimmer“, sagte Kimmel über Trumps Präsidentschaft. „Schlimmer, als er selbst es gern hätte.“ Man könnte fast meinen, Trump habe sich bei der Bewerbung um das Präsidentenamt selbst überschätzt – was natürlich völlig unvorstellbar ist, wenn man bedenkt, dass er sich gleichzeitig für den größten Präsidenten, Geschäftsmann, Golfspieler und Menschen der Menschheitsgeschichte hält.
Trump, Colbert und die Frage nach Talent
Colbert, der sich seit Jahren als Trump-Dauergegner positioniert, bekam vom Präsidenten zum Abschied den üblichen Truth-Social-Giftpfeil: „Ich liebe es total, dass Colbert gefeuert worden ist. Sein Talent war noch kleiner als seine Einschaltquoten.“
Dass Colbert nicht gefeuert, sondern seine Show planmäßig beendet, ignorierte Trump großzügig – schließlich gilt bei ihm die alte Regel: Wenn die Realität nicht passt, wird sie einfach überschrieben. Colberts Antwort: „Könnte ein talentloser Mann den folgenden satirischen Witz verfassen? Sie können mich mal.“ Treffend, wenn auch weniger poetisch als Trumps übliche Reden, die klingen, als hätte jemand eine PowerPoint-Präsentation mit Rechtschreibfehlern laut vorgelesen.
Die stille Flucht der Promis
Kimmel ist nicht allein. Rosie O’Donnell hat sich nach Irland abgesetzt, Ellen DeGeneres nach England. Beide erklärten offen, dass sie damit Trumps Amerika den Rücken kehren. Die Exodus-Liste der Promis liest sich mittlerweile wie das Teilnehmerverzeichnis einer sehr teuren Comedy-Kreuzfahrt – nur ohne Rückfahrticket.
In Trumps Welt wäre das kein Verlust, sondern eine „geniale Wirtschaftspolitik“. Er könnte dann endlich eigene Abendshows installieren – vielleicht „Late Night with Don the Great“, gefilmt im Oval Office, inklusive Live-Publikum aus bestochenen Fox-News-Praktikanten und mit Werbepausen für Trump Steaks und Trump Water.
Donald Trump führt keinen Kulturkampf – er führt einen Humor-Krieg. Nicht, weil er Humor nicht versteht (das wäre zu simpel), sondern weil er weiß, dass gut platzierte Pointen gefährlicher sind als jede Pressekonferenz. Jimmy Kimmel hat das verstanden und sich vorsorglich einen italienischen Plan B gesichert.
Es ist ein absurdes Bild: Trump, der versucht, Late-Night-Hosts wie Schachfiguren vom Brett zu schieben, während diese sich schon längst auf einem anderen Kontinent befinden. Der Präsident, der das Lachen kontrollieren will, ist am Ende der größte unfreiwillige Comedian im Raum – nur dass ihm niemand sagt, dass er der Witz ist.