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Der FIFA-Friedenspreis: Wenn Politik zur Gala wird und Satire plötzlich Realität
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- tmueller
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Es gibt politische Ereignisse, die so vorhersehbar wirken, dass man sich fragt, ob sie überhaupt real sind oder ob irgendwo eine internationale Satire-Redaktion eine verlorene Wette einlösen musste. Die Verleihung des allerersten FIFA-Friedenspreises an Donald Trump gehört zweifellos in diese Kategorie. Dass der Preis „erst kürzlich geschaffen“ wurde, wie es so hübsch heißt, verleiht dem Vorgang eine dramaturgische Feinheit, die man eher von Casting-Shows kennt als von einem Fußballweltverband, der sich traditionell besonders durch Transparenz, Integrität und Unabhängigkeit hervortut – zumindest in den Broschüren.
Der Rahmen: eine Gala im ehrwürdigen John F. Kennedy Center in Washington, nur einen Steinwurf entfernt vom Weißen Haus. Man könnte meinen, der Preis habe gar keine andere geographische Wahl gehabt, als sich in unmittelbarer Nähe seines mutmaßlich ersten Empfängers materialisieren zu müssen.
FIFA-Präsident Gianni Infantino, ein Mann, der mit Extremsituationen im Bereich der Glaubwürdigkeit vertraut ist, verkündet feierlich: „Das ist Ihr Preis.“
Ein Satz, der zwischen Genie und Selbstparodie pendelt – und der schon dadurch zur Legende wird, dass er gar nicht einmal versucht, subtil zu wirken. Ein Preis, den es bis vor wenigen Wochen nicht gab, wird in einer Gala ins Leben gerufen, um einen Mann für seine Verdienste um den Weltfrieden zu ehren, der sich selbst regelmäßig als kriegerische Naturgewalt inszeniert.
Infantino beschreibt den neuen Preis mit Formulierungen, die man sich am besten mit besonders sphärischer Hintergrundmusik vorstellt: Er solle Menschen auszeichnen, „die ein klares Engagement für Frieden auf der Welt fördern“.
Ein Satz, der so allgemein klingt, dass man fast den Verdacht hegt, er sei absichtlich vage formuliert worden – möglicherweise, um nicht erklären zu müssen, was genau hier unter „Frieden“ verstanden wird. Vielleicht politischer Frieden? Wirtschaftlicher Frieden? Frieden auf Social Media? Oder schlicht: Frieden im Umfeld desjenigen, der den Preis erhält?
Der Preis, der aussieht, als hätte jemand „Make it look official“ gesagt
Dass der Preis wirkt, als sei er über Nacht erfunden worden, macht die Situation nur ironischer. Der FIFA-Friedenspreis – ein Name, der in seiner Ambition so gewaltig ist, dass man instinktiv nachschauen möchte, ob es im Kleingedruckten Hinweise auf satirische Absichten gibt. Aber es ist ernst gemeint. Die FIFA verleiht jetzt Friedenspreise. Die Organisation also, die in den letzten 25 Jahren häufiger in internationalen Ermittlungsakten vorkam als in Friedensverhandlungen.
Man könnte meinen, es handele sich um einen Versuch der Fußballwelt, sich selbst neu zu erfinden. Vielleicht wollte man unbedingt einen Preis schaffen, den garantiert niemand wegen sportlicher Leistungen kritisieren kann – denn Sport wird hier zwar erwähnt, spielt aber eine erstaunlich untergeordnete Rolle.
Warum gerade Donald Trump? Die Antwort könnte Sie amüsieren
Für Kritikerinnen und Kritiker ist die Preisvergabe eine Provokation erster Güte. Nicht etwa, weil Trump keinerlei Interesse an Frieden gezeigt hätte – er hat interessiert gewirkt, wenn Frieden mediale Aufmerksamkeit versprach –, sondern weil die FIFA in ihrer Wahl mutiger vorgeht als die gesamte internationale Karikatur-Szene zusammen.
Friedensfördernde Maßnahmen Trumps werden nun breit thematisiert, wobei viele Beobachter sich fragen dürften, ob der Preis tatsächlich für politische Verdienste vergeben wurde – oder eher als symbolischer Ausdruck dafür, dass in der heutigen Welt alles möglich ist, solange es glamourös präsentiert wird.
Dass Trump öffentlich bekundet hat, er hätte gern den Friedensnobelpreis, macht die Sache natürlich nicht weniger pikant. Es wirkt fast wie eine internationale Version von: „Wir haben da keinen Nobelpreis, aber wir haben etwas, das so ähnlich klingt – möchtest du den nehmen?“
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie der Preis im Hinterzimmer entstanden ist: Eine Runde hochrangiger FIFA-Funktionäre diskutiert, wie man weltpolitische Relevanz gewinnt. Jemand schlägt vor, einen Friedenspreis zu schaffen. Jemand anderes fragt, wer ihn bekommen soll. Ein Dritter ruft: „Wir kennen doch jemanden, der so etwas sehr zu schätzen wissen würde!“ Und alle nicken wissend.
Der mediale Sturm – eine Mischung aus Kopfschütteln und kollektivem Zynismus
Dass Kritikerinnen und Kritiker auf die Barrikaden gehen, ist absehbar. Schließlich hat die Weltöffentlichkeit selten erlebt, dass ausgerechnet eine Organisation, die selbst mit politischen Kontroversen und Fehlentscheidungen vertraut ist, einen Friedenspreis an eine Person vergibt, die kaum für moderate Diplomatie bekannt ist.
Ob der Preis tatsächlich für konkrete Friedensleistungen vergeben wurde oder eher für internationale Unterhaltung, bleibt unklar. Vielleicht ist es eine Geste. Vielleicht ist es eine Botschaft. Vielleicht ist es ein Meme.
In jedem Fall ist es ein Ereignis, das sowohl politische Kommentatoren, Karikaturisten als auch Fußballromantiker gleichermaßen ratlos zurücklässt.
Ein Friedenspreis wie ein Kunstprojekt
In einer Welt, in der Preise oft inflationär werden, hat die FIFA offenbar beschlossen, die Latte für Überraschungspreise noch weiter zu erhöhen. Und Donald Trump hat – erwartungsgemäß – mit einer Mischung aus Stolz und selbstverständlichem Anspruch reagiert.
Man darf gespannt sein, wen die FIFA im nächsten Jahr auszeichnet. Vielleicht einen Schiedsrichter für seine Fähigkeit, während eines Intervalls nicht umzufallen. Vielleicht eine Katze für den Beitrag zur emotionalen Stabilisierung eines Fanlagers. Vielleicht gleich wieder Trump.
Schließlich verleiht die FIFA den Preis jetzt jährlich.