- Veröffentlicht am
- • Politik
Vom Putin-Versteher zum Putin-Verprellten – Donald Trump entdeckt die Realität (vielleicht)
- Autor
-
-
- Benutzer
- tmueller
- Beiträge dieses Autors
- Beiträge dieses Autors
-

Washington, D.C. – Was als geopolitische Männerfreundschaft begann, endet womöglich als kalter Entzug mit diplomatischen Nebenwirkungen. - Donald Trump und Wladimir Putin – einst das dynamische Duo der globalen Dissonanz. Der eine Ex-KGB, der andere Ex-TV-Star. Beide mit Hang zur Selbstvermarktung, Muskeln auf Postergröße und Vorliebe für nationale Alleingänge. Doch nun kracht es gewaltig im bromantischen Polit-Himmel.
Trump: „Putin? Völlig verrückt geworden!“
Nach dem jüngsten russischen Raketenhagel auf die Ukraine meldete sich Trump empört zu Wort:
„Ich bin immer gut mit ihm klargekommen, aber irgendetwas ist mit ihm passiert.“ Und dann – die ultimative Beziehungsdiagnose auf Truth Social: „Putin ist absolut verrückt geworden.“
Ein Satz, der überrascht. Nicht wegen seines Inhalts – den kennt man aus allen Geheimdienstberichten seit 2014 – sondern weil Trump ihn ausgerechnet jetzt sagt, nach einem weiteren lauwarmen Telefonat und einer kalten Dusche der Realität.
Die große Frage: Hat Trump es wirklich erst jetzt gemerkt?
Hat er vorher nie ganz verstanden, dass Putin kein Fanclubpräsident ist, sondern ein geopolitischer Pyromane mit Langstreckenraketen? Hat Trump ernsthaft geglaubt, dass ein Telefonat und ein „tremendous Deal“ den Krieg beenden könnten?
Oder ist es, wie so oft, die Mischung aus spontaner Eingebung und innenpolitischem Druck, die ihn plötzlich nach Klartext klingen lässt?
Super-Deal oder Super-Rückzug?
Trump hatte einst angekündigt, den Ukraine-Krieg in 24 Stunden zu beenden. Nun klingt er eher nach:
„Macht doch euren Kram allein – ich bin hier nur der Vermittler mit Goldmarmor-Ästhetik.“
Seine Kritik an Selenskyj („Alles, was aus seinem Mund kommt, verursacht Probleme“) deutet auf einen schleichenden Rückzug hin. Aus der Rolle des Verhandlers. Aus der Rolle des Helden. Und vielleicht auch aus der Verantwortung – sollte der Konflikt weiter eskalieren.
Denn eins steht fest: Wer den großen Deal verspricht, kann sich keinen gescheiterten Kompromiss leisten.
Sanktionspaket liegt bereit – aber Trump zögert
Der US-Senat ist vorbereitet. Ein massives Sanktionspaket mit 500 % Strafzöllen für Russland-Freunde liegt auf dem Tisch. 80 von 100 Senatoren wollen es – aber es fehlt ein Daumen: Trumps.
Schon im April murmelte Trump, er sei „not happy“ mit Putin. Doch passiert ist: nichts. Der Mehrheitsführer der Republikaner, John Thune, wartet – ebenso wie Friedrich Merz, der aus Kiew mit diplomatischer Mission kam und bei Trump höflich aufgelaufen ist wie ein Pizzabote ohne Termin.
Zwischen Wankelmut und Weltenlenker
Trump schwankt – wie immer – zwischen:
- Retter der freien Welt,
- Verständnisvoller Putin-Psychologe, und
- TV-gerechter Dramakünstler mit Meinungswechsel im Stundentakt.
Ob er am Ende für neue Sanktionen stimmt? Ob er sich auf Seiten der Ukraine stellt? Oder ob er das Ganze morgen schon wieder „fake news“ nennt?
Niemand weiß es. Vielleicht nicht mal Trump selbst.
Aber eines ist sicher: Wenn selbst Trump Putin „verrückt“ nennt, dann ist die Bromance offiziell beendet. Und das könnte – ganz vielleicht – der Anfang von etwas sein, das man bei Trump nicht oft erlebt: politischer Realismus mit Restverantwortung.
Oder wie er es nennen würde:
„A huge, tremendous disappointment. But let’s see. Maybe it’s all gonna be… great again.“