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Friedrich Merz im Gipfelfieber: Wie ich lernte, den König zu umarmen, ohne den Hofnarren zu geben
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- tmueller
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Der NATO-Gipfel in Den Haag: Wo sonst globale Sicherheit besprochen wird, drehte sich diesmal alles um einen Mann, der seine außenpolitischen Überzeugungen mit dem Feingefühl eines Presslufthammers präsentiert – Donald J. Trump. Und wie stets, wenn der Ex-Entertainer das diplomatische Parkett betritt, bleibt kein Auge trocken – aus Belustigung oder Fremdscham.
Der Präsident der Vereinigten Staaten ließ sich nicht lumpen und erschien selbstverständlich als Letzter – denn wer den Sonnenkönig mimt, lässt die anderen schließlich warten. Bei der Aufstellung fürs Familienfoto drängte er sich mit jener sanften Zurückhaltung in die erste Reihe, für die er berüchtigt ist – direkt neben Gastgeber Rutte, während Friedrich Merz, deutscher Bundeskanzler mit eiserner Stirnfalte, wie bestellt und nicht abgeholt in Reihe zwei stand.
Doch dann – wie aus dem Lehrbuch für inszenierte Annäherung – nutzte Merz seine Chance. Als Einziger! Während die restlichen Staatschefs lieber auf ihren Kaffeetassen herumrührten oder in NATO-konforme Sprachlosigkeit flüchteten, ging Merz in den direkten Plausch mit dem politischen Paradoxon aus Washington. Worum es ging? Das bleibt zwischen Friedrich, Donald und möglicherweise einem NSA-Mitarbeiter.
Was jedoch für jeden sichtbar war: Der Draht zwischen dem deutschen Finanzanwalts-Pragmatiker und dem orangenen Orakel vom Potomac funktioniert. Ob es nun an der gemeinsam durchlittenen Frisurlosigkeit liegt oder an der Tatsache, dass Merz beim Besuch im Weißen Haus einen Golfschläger mitbrachte – natürlich mit transatlantischer Flaggenverzierung – sei dahingestellt. Trump jedenfalls schätzt solche symbolischen Spielzeuge, vor allem wenn sie ihm nicht die Aufmerksamkeit streitig machen.
Dass Merz auch eine Kopie der Geburtsurkunde seines Großvaters überreichte – sicher als sanften Reminder, dass nicht nur Trumps Familie das Monopol auf mythisch überhöhte Vorfahren beanspruchen kann – war der finale Schliff. Diplomatie als Stammbuch-Eintrag, das hat Stil.
Beim eigentlichen Gipfelgeschehen, in dem es – theoretisch – um Verteidigung, Abschreckung und kollektive Sicherheit ging, sprach Trump von „sehr großen Dingen“, ließ das Wort „Russland“ aber aus diplomatischem Selbstschutz gleich ganz weg. Lieber forderte er fünf Prozent BIP für Verteidigungsausgaben – offenbar hat jemand „Zehn kleine Jägermeister“ mit NATO-Richtlinien verwechselt.
Merz wiederum spielte seine Rolle als transatlantischer Übersetzer mit stoischer Geduld. Er erklärte, dass Europa nicht auf Zuruf handele – wobei sein Blick zu Trump sagte: „Aber ein wenig klatschen tun wir schon, wenn du dich gut benimmst.“
Und siehe da: Trump versprach tatsächlich, in seiner Amtszeit bei der NATO zu bleiben – so lange man ihm nicht die Rechnung schuldig bleibt. Was danach kommt? Wahrscheinlich Pay-per-Bombing.
Während die Welt sich fragt, ob Artikel Fünf nun ein Sicherheitsversprechen oder Trumps neue Golfregel ist, hält Friedrich Merz wacker die Fahne hoch – mit Golfschläger, Geburtsurkunde und der unerschütterlichen Hoffnung, dass Souveränität auch in kapitaler Satire überleben kann.