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Grill den Jens – Masken, Milliarden, Mein Gewissen
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Berlin. Hauptstadt der Nebelkerzen.
Es ist Mittwoch, das Wetter ist schön, die Würstchen liegen bereit – und Jens Spahn steht am Grill. Also vor dem Haushaltsausschuss. Grillt mich, wenn ihr euch traut!, sagt sein Blick. Ich hab ein reines Gewissen – frisch vakuumiert, ohne Rückstände, vom Bundesministerium für Eigenlob geprüft.
Während sich die Haushälter noch warm laufen, kommt Spahn schon mal in Schürze und Rhetorikschürfwunden. Seine Eröffnungsrede: „Ich war jung, ich brauchte die Masken.“ So jung, so dynamisch, so spontan war noch kein Milliardenversenker in der Geschichte der Bundesrepublik. Seine Strategie? Kaufen, ohne zu gucken. Bezahlen, ohne zu fragen. Und logistisch lagern beim Lieblingsspediteur aus dem Münsterland, der bis dahin vor allem Gartenmöbel an Rentner verschickte.
Die Sonderermittlerin Sudhof – SPD, also per se verdächtig – hat sich die Akten angesehen. 170 Seiten voller Bürokratie-Blues und Masken-Magie. Ergebnis: Jens Spahn hat alles gemacht. Und alles falsch. "Team Ich statt Team Staat", wie sie schreibt. Ein Slogan, der auch gut auf seine Bundestags-Visitenkarte gepasst hätte. Oder auf eine Duftkerze mit dem Geruch „Schaden in Milliardenhöhe“.
Doch Sudhofs Bericht – randvoll mit Fakten, Quellen, Zitaten und der einen oder anderen kognitiven Ohrfeige – wird natürlich vom Ministerium abgewatscht: „Hä? Quellen? Fakten? Wer soll das alles geprüft haben – das Orakel von Delphi?“ Spahn selbst wurde übrigens nie befragt. Aus gutem Grund: Wozu jemanden fragen, der sich sowieso alles selbst beantwortet?
Und was tut man in solchen Fällen? Richtig, man schwärzt. Nicht vor Scham, sondern vor Publikum. 170 Seiten Sudhof-Bericht gingen an den Bundestag – doch darin mehr Zensurbalken als in einer nordkoreanischen Wikipedia-Ausgabe. Selbst die Maskenpreise sind geschwärzt. „Wettbewerbsgeheimnis!“, heißt es. Offenbar kauft Jens seine Bratwürste auch immer mit verbundenen Augen.
Das Ministerium versichert derweil: Man distanziere sich von allem. Vom Bericht. Von der Realität. Und ein bisschen auch von sich selbst.
Spahn dagegen sieht die Sache sportlich: „Ich habe ein reines Gewissen – sogar gebügelt.“ Und wer das nicht glaubt, kann ihn gerne fragen. Im Ausschuss. Zwischen Tür, Angel und Bratwurst.
Denn um Punkt 18 Uhr ist Grillen. Da kann man nicht einfach weiter debattieren, nur weil der Staat um ein paar Milliarden geprellt wurde. Die Demokratie muss schließlich auch mal chillen dürfen. Mit Bier in der einen, Brötchen in der anderen Hand. „Ich hatte keine Ahnung, aber das mit Überzeugung!“ – könnte auf dem nächsten CDU-Parteitag ein Bewerbungsslogan werden.
Und während Sonderermittlerin Sudhof sich fragt, ob sich irgendwer für ihren Bericht interessiert, gründet das Ministerium schon die nächste Organisationseinheit: Eine eigene Stelle zur Aufarbeitung der Maskenaufarbeitung. Bald gibt’s wohl auch ein Gremium zur Kontrolle der Kontrollkommission zur Evaluierung der Aufarbeitungsgruppe.
Fazit? Deutschland – Land der Dichter, Denker und Desinfektionsverträge. Und Jens Spahn, der erste Gesundheitsminister, der 3 Milliarden Euro verbrennt und dann mit ruhiger Stimme sagt: „Hat halt nicht alles geklappt. Aber hey – guckt mal, wie sauber mein Gewissen ist.“