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Atombomben im Urlaub – Wenn Amerikas Haushaltspolitik auf Knallgas umstellt

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Atombomben im Urlaub – Wenn Amerikas Haushaltspolitik auf Knallgas umstellt

Die mächtigste Nation der Welt – im Kassensturz

Die Vereinigten Staaten von Amerika – dieses Land, das den Begriff „Supermacht“ einst erfand und seither nicht mehr loswird – stehen mal wieder kurz davor, an sich selbst zu scheitern. Nicht etwa durch äußere Feinde, sondern durch ein altbewährtes Instrument amerikanischer Selbstsabotage: die Haushaltssperre, auch bekannt als Government Shutdown.

Man stelle sich das so vor: Die Regierung streitet darüber, wie viel Geld sie wofür ausgeben darf – und währenddessen werden einfach die Lichter ausgemacht. Nur dass diese Lichter diesmal in einem besonders sensiblen Bereich flackern: der National Nuclear Security Administration (NNSA), also der Behörde, die aufpasst, dass Amerikas Atombomben nicht in den „Deep Sleep“-Modus gehen oder versehentlich von Praktikanten gewartet werden.

Und nun soll – man halte sich fest – 80 Prozent der Mitarbeiter entlassen oder zumindest „in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickt“ werden. Mit anderen Worten: Amerikas Atomarsenal könnte bald von einem Notdienst verwaltet werden, bestehend aus drei überarbeiteten Technikern, einem Hausmeister und vermutlich einer Katze.

Wenn die Bombe Pause macht

Kongressabgeordneter Mike Rogers, Republikaner und bekannt dafür, Probleme mit dem Enthusiasmus eines Versicherungsvertreters zu erklären, brachte die frohe Botschaft:

„Die Behörde hat uns mitgeteilt, dass die Notfallmittel bald aufgebraucht sind.“

Was in etwa so klingt, als würde ein Feuerwehrchef sagen:

„Die Schläuche sind leer, aber wir haben noch Eimer.“

Rogers versuchte zu beruhigen, betonte aber gleichzeitig:

„Dies sind keine Mitarbeiter, die jemand nach Hause schicken möchte. Sie verwalten ein sehr wichtiges, strategisches Gut.“

Ein Satz, der so banal klingt, dass man kurz vergisst, dass dieses „strategische Gut“ aus tausenden Atomsprengköpfen besteht – also aus Dingen, die man eher nicht unbeaufsichtigt im Keller liegen lassen sollte.

Man darf also gespannt sein, ob die Wartungsroutine bald so aussieht: „Heute keine Inspektion, wir sparen an der Schraube für den Sprengkopf – bitte nicht niesen.“

Der Shutdown – Amerikas Lieblings-Soap

Haushaltssperren gehören in den USA inzwischen zum politischen Jahreslauf wie der Superbowl oder Massenschießereien. Alle paar Jahre blockiert sich der Kongress gegenseitig, weil Republikaner und Demokraten unterschiedlicher Meinung darüber sind, ob man Steuern lieber erhöht oder abschafft, ob soziale Programme wichtig sind oder überbewertet, und ob man lieber Brücken baut – oder lieber die Luftwaffe aufrüstet, um sie aus der Luft zu betrachten.

Das Ergebnis ist stets dasselbe: Tausende Staatsbedienstete ohne Gehalt, geschlossene Museen, überforderte Flughäfen – und Chaos in den Sicherheitsbehörden.

Aber diesmal ist es anders. Diesmal betrifft es jene Menschen, die dafür sorgen, dass Amerikas atomare Spielzeuge nicht rosten, gammeln oder versehentlich online bestellt werden können. Kurz: Wenn das Pentagon das Gehirn der US-Armee ist, dann ist die NNSA ihr Nervensystem mit Zugang zum roten Knopf – und das will man nicht mit Personalengpässen betreiben.

Atomphysik trifft auf Bürokratie

Die Vorstellung ist absurd und gleichzeitig typisch amerikanisch: Ein Land mit über 5.000 Nuklearsprengköpfen, das sich selbst in einen Shutdown manövriert, weil man sich im Parlament nicht einigen kann, ob man mehr Geld für Bildung oder für den nächsten Flugzeugträger ausgeben soll.

Das ist, als würde man im Restaurant sagen:

„Ich kann meine Rechnung nicht bezahlen – aber lassen Sie bitte das Gas an, ich will noch mit dem Koch über sein Messer sprechen.“

Und während die Regierung um Milliardenbeträge streitet, fehlen in der NNSA bald Kaffeefilter, Putzpersonal und Sicherheitsbeamte – also genau jene Kleinigkeiten, die verhindern, dass im Hochsicherheitslabor jemand versehentlich auf den großen roten Knopf mit der Aufschrift „Testen Sie nicht diesen Knopf“ drückt.

Nukleare Entspannung – made in Washington

Man könnte es positiv sehen: Wenn 80 Prozent der Nuklearspezialisten Zwangsurlaub machen, könnte das der erste Schritt zu echter Abrüstung sein – durch administrative Erschöpfung.

Weltweit würden Schlagzeilen lauten:

„USA reduziert Atomwaffenaktivität – unfreiwillig, aber effizient.“

Russland würde jubeln, China applaudieren, Nordkorea wahrscheinlich spontan eine Parade veranstalten, und Europa würde wie immer ratlos nicken.

Doch die Realität ist ernster: Wenn in einem Land, das seine Atomarsenale lieber modernisiert als seine Schulen, plötzlich niemand mehr für die Wartung zuständig ist, darf man sich schon fragen, ob das Ganze noch unter „Friedenspolitik“ oder schon unter „organisierte Unverantwortlichkeit“ fällt.

Ein Pulverfass auf Haushaltssperre

Die USA erleben gerade, was passiert, wenn man eine Supermacht wie einen defizitären Familienhaushalt führt. Man kann eben nicht einfach sagen:

„Kinder, diesen Monat kaufen wir keine Milch – und auch keine atomare Abschreckung.“

Während Mike Rogers mahnend den Finger hebt, bleibt der Rest des Kongresses gelassen – vermutlich, weil viele Abgeordnete wissen, dass sie im Falle einer nuklearen Fehlzündung rechtzeitig in den Bunker dürfen.

Und der Rest der Welt? Der schaut mal wieder fasziniert und kopfschüttelnd zu, wie das Land, das sich selbst als Hüter der globalen Sicherheit versteht, droht, die eigenen Schlüssel zur Apokalypse in der Couchritze zu verlieren.

Sollte die Haushaltssperre andauern, ist eines sicher: Die Welt könnte bald ein Stück friedlicher werden – nicht, weil Diplomatie gesiegt hat, sondern weil die USA vergessen haben, das Personal fürs Armageddon zu bezahlen.