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Vom Ministerpräsidenten zum Mahnmal – Bodo Ramelow und die Selbstverlinkung der Linken

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Vom Ministerpräsidenten zum Mahnmal – Bodo Ramelow und die Selbstverlinkung der Linken

Ilmenau, Thüringen. Ort der Wahrheit – oder zumindest der gefühlten Wahrhaftigkeit. Was früher einmal der Landesparteitag der Linken war, ist heute ein Live-Experiment in marxistischer Thermodynamik: Je heißer die Debatte, desto mehr Genoss*innen verdampfen.

Mitten drin: Bodo Ramelow, der Letzte, der jemals einen Koalitionsvertrag unterschrieben hat, ohne dabei den Marx in sich zu verraten. Er wacht auf und fragt sich:

„Verlasse ich die Partei – oder verlässt die Partei gerade mich?“

Die Antwort: Beides. Gleichzeitig. Und in 17-facher Satzungskorrektur.

Die Linke in Bewegung – aber wohin?

Die neuen Parteitagsheld*innen tragen Namen wie „Basisgruppe Südsüd“, „Rosa Besser“ oder „Kreisverband Gegen Alles“. Sie fordern: – Ein Einkommensdeckel für Abgeordnete (außer für Theorielektüre und Soli-Cocktails) – Amtstrennung zwischen Funktion und Funktionärsgefühl – Und eine Fehleranalyse der letzten 10 RegierungsjahreSpoiler: Die Fehler heißen Ramelow, Bartsch, Gysi und Pragmatismus.

Ramelow dazu (laut gedacht):

„Was habe ich falsch gemacht, außer zehn Jahre lang ein Bundesland zu regieren, ohne jeden Dienstag eine Vollversammlung abzuhalten?“

Linke Spaßpartei? Nein danke – lieber Klassenkampf mit Sinnkrise.

Der Thüringer Altlinke spricht es offen aus:

„Partei muss Spaß machen – aber wir wollen keine Spaßpartei sein.“

Klingt wie: „Lachen ist erlaubt – solange es gegen Kapitalismus, westliche Werte, und ab 19:00 Uhr ist.“ Denn auch beim Humor hat die Linke inzwischen einen Mindeststandard: – Ironie? Ja – aber bitte intersektional.Satire? Nur, wenn sie nach dem Plenum genehmigt wurde.Kritik? Gerne – aber bitte nicht konstruktiv, das wirkt schon wieder neoliberal.

Schwerdtner antwortet mit Betonformulierung

Ines Schwerdtner, die neue Stimme der Partei, antwortet auf Ramelows Seelenlage so, wie man es im Bewegungsbetrieb gelernt hat: „Wir stellen den Klassenkampf zwischen oben und unten wieder nach vorne.“

Das ist ungefähr so konkret wie:

„Wir pflanzen Tomaten – gegen den Kapitalismus!“

Und weiter:

„Bodos Beitrag ist irgendwie wie ein Brief aus dem Vorjahr.“

Oder, anders gesagt: „Lieber Bodo, wir haben dich lieb – aber wir schreiben gerade ein neues Drehbuch. Du bist jetzt der Plot-Twist.“

13,1 % in Thüringen – und trotzdem mehr Haltung als Mandate

Die Linke verliert in Thüringen, aber gewinnt moralische Überlegenheit. Die Partei macht Wahlkampf mit dem Slogan:

„Wir waren nicht erfolgreich – aber wenigstens nicht neoliberal.“

Neue Mitglieder strömen – vor allem aus WG-Küchen, Hochschulseminaren und Podcast-Segmenten. Regieren? Ein interessanter Gedanke, der noch dekonstruiert werden muss.

Bodo Ramelow, Parteiveteran im Endgame-Modus

Er wollte gestalten. Jetzt erklärt er, dass Gestaltung leider toxisch wirken kann, wenn man nebenbei die Systemfrage stellt. Er war einmal das linke Schaufenster der Bundesrepublik – jetzt wirkt er wie eine Wandzeitung aus der Postwachstumsfraktion.

Und irgendwo im Hintergrund murmelt der Basischor:

„Bodo ist halt 69 – da beginnt man, an Besitzstand zu glauben.“