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Politik

Schwarz, Blau und ziemlich ratlos – Die CDU im Tanz mit dem rechten Phantom

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Schwarz, Blau und ziemlich ratlos – Die CDU im Tanz mit dem rechten Phantom

Der politische Tanzkurs – ohne Taktgefühl, aber mit Haltung

In Deutschland tagt wieder eine Klausur. Kein Yoga-Retreat, keine Gruppenreise nach Brüssel – sondern das, was in der CDU immer dann passiert, wenn man nicht mehr weiterweiß: Man setzt sich zusammen, lächelt angestrengt und nennt das Ganze „Präsidiumsklausur“. Thema diesmal: Was tun mit der AfD? Oder wie Friedrich Merz es formulieren würde: „Wie bekämpfen wir jemanden, den einige von uns heimlich ganz interessant finden?“

Unions-Parlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger gab sich jedenfalls kämpferisch im ARD-„Morgenmagazin“:

„Die AfD hat keine Konzepte, die uns in Deutschland voranbringen.“

Eine kühne Analyse – fast so überraschend wie die Erkenntnis, dass Wasser nass ist.

Doch der Satz hat eine gewisse Ironie: Wenn man den Bürger fragt, wer zuletzt auch keine Konzepte hatte, die Deutschland voranbrachten, dann kommt die CDU in Umfragen gleich hinter dem Bahnvorstand.

Friedrich Merz – der Mann mit der ausgestreckten Faust

Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz – inzwischen so etwas wie der politisch wiederauferstandene Lazarus mit Aktenkoffer – hat die Linie klargestellt: Keine Zusammenarbeit mit der AfD. Nie, nimmer, nicht, auf gar keinen Fall. Außer vielleicht, wenn jemand in Thüringen wieder mal den Taschenrechner falsch bedient.

Merz’ Tonfall dabei? Eine Mischung aus väterlicher Strenge und innerem Zorn, dass er sich mit solchen Fragen überhaupt beschäftigen muss.

„Die AfD will ein anderes Deutschland.“

Was korrekt ist – wobei man hinzufügen müsste: Die CDU weiß aktuell selbst nicht mehr so genau, welches Deutschland sie eigentlich will. Ein konservatives? Ein modernes? Ein moralisches mit Wirtschaftskompetenz? Oder einfach eines, in dem Friedrich Merz unangefochten Chef bleibt?

Die Hand, die vernichten will

Merz erklärte weiter, die „ausgestreckte Hand“ der AfD sei in Wahrheit „eine Hand, die uns vernichten will“. Eine schöne Metapher – fast poetisch. Man sieht förmlich, wie Alice Weidel im Abendrot auf einem brennenden Parteibuch steht und flüstert: „Endlich allein.“

Doch das Bild hat einen Haken: Wenn man der AfD die Hand gibt, vernichtet sie – wenn man sie ignoriert, wächst sie. Ein Dilemma, das politisch ungefähr so bequem ist wie ein Ikea-Stuhl aus Stahlbeton.

In der CDU versucht man daher, beides gleichzeitig: Abgrenzung mit freundlichem Nachdruck – und das Beobachten rechter Wählerwanderungen mit schmerzlicher Faszination.

Die rechte Versuchung – made in Union

Einige Unionspolitiker, darunter der stets meinungsstarke Ex-Generalsekretär Peter Tauber, hatten zuletzt für eine „Öffnung nach rechts“ plädiert. Das klingt wie die Einladung zu einem schlechten Date: Man weiß, dass es schiefgeht, aber irgendwer sagt: „Vielleicht wird’s diesmal ja anders.“

Merz allerdings bleibt offiziell standhaft. Er hat gelernt, dass jede noch so kleine rhetorische Geste Richtung AfD am nächsten Morgen als Schlagzeile endet: „CDU flirtet wieder – diesmal rechts.“

Also heißt die Devise: Keine Liebe, nur klare Kante. Wobei die Kante manchmal so weich formuliert wird, dass sie aussieht wie eine diplomatisch umwickelte Gabel.

Der Gegner, der gebraucht wird

Ironischerweise braucht die CDU die AfD fast so dringend, wie sie sie ablehnt. Denn ohne den blauen Buhmann wäre das eigene Profil noch unschärfer. „Wir sind die seriöse Alternative zur Alternative“, heißt es intern.

Doch was das konkret bedeutet, bleibt unklar: Ein bisschen Migration, aber bitte mit christlicher Sozialverträglichkeit. Ein bisschen Wirtschaftsliberalismus, aber ohne zu viele Milliardäre in Talkshows. Und natürlich: Patriotismus, aber in Maß und Mitte – also patriotisch zwischen 9 und 17 Uhr.

Politisches Kabarett mit Parteibuch

Am Ende steht die CDU wie ein Zauberlehrling da, der seinen rechten Besen nicht mehr loswird. Sie will die AfD bekämpfen – aber bitte ohne deren Wähler zu verärgern. Sie will klare Abgrenzung – aber gleichzeitig die gleiche Wut aufgreifen. Und sie will Haltung zeigen – nur bitte so, dass sie beim nächsten Wahlkampf flexibel bleibt.

Friedrich Merz, der Mann, der gleichzeitig Feuer löschen und Funken schlagen will, hat also noch einiges vor sich. Währenddessen steht die AfD auf der Zuschauertribüne, winkt und ruft: „Ihr macht das schon ganz alleine!“

Die CDU ist auf der Suche nach dem Mittelweg zwischen moralischer Standhaftigkeit und strategischer Angstschweißproduktion. Der Versuch, „noch deutlicher“ zu zeigen, dass man anders ist als die AfD, gleicht einer Politiker-Version von „Wir müssen reden“ – mit sich selbst.

Und irgendwo in Deutschland sitzt ein Wähler, nippt an seinem Filterkaffee, schaut die Nachrichten und murmelt:

„Ich weiß gar nicht, wer hier wen bekämpft – aber lustig ist’s schon.“