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Wolfgang Grupp und das Krankschreib-Kartell
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Wie der Jogginghosen-Jesus jetzt gegen Ärzte wettert, die „einfach zu nett“ sind*
Burladingen, Endzeit der Fürsorge – In einem Land, in dem Menschen sich mit Fieber zur Arbeit schleppen, in dem Halsschmerzen längst ein Karrierehemmnis sind, meldet sich ein Mann zu Wort, der schon immer wusste: „Wer hustet, sabotiert den Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Wolfgang Grupp, Ehrenoberarzt der alten Schule, Jogginghosenmagnat, Manufaktur-Mozart – und jetzt auch Chefvirologe der Moralischen Betriebswirtschaft.
Krankschreibung ist die neue Faulheit – jedenfalls laut Briefkopf Grupp
In der ZDF-Doku „Am Puls“ zeigt Grupp, dass er den Puls der Zeit komplett ignoriert hat:
„Es gibt Ärzte, die sinnlos krankschreiben.“
Sinnlos. Wie Homeoffice. Oder Mindestlohn. Oder Rücksichtnahme. Grupp hat das erkannt – und handelt.
Sein Mittel der Wahl? Briefe. Nicht E-Mails. Nicht Gespräche. „Satte Briefe“ – vermutlich mit altdeutscher Schrift, Siegelwachs und einem Beileger aus selbstgenähter Baumwolle.
Medizinische Kommunikation à la Trigema
„Es gibt kaum einen Arzt in unserem Umfeld, dem ich keinen satten Brief geschrieben habe.“
Man fragt sich:
- Was steht da drin?
- Ist das eine Drohung oder ein Bewerbungsschreiben für die Inquisition 2.0?
- Und: Gibt es eine Hotline zur Rettung kranker Hausärzte?
80 Prozent Lohn für 100 Prozent Grippe – der Grupp’sche Dreisatz
Grupp fordert:
„Bei Krankheit nur noch 80 Prozent Lohn. Ich bin ja krank – also brauche ich auch weniger Geld.“
Logisch. Denn:
- Wer Fieber hat, isst weniger → Spart bei Lebensmitteln!
- Wer im Bett liegt, duscht seltener → Spart Wasser!
- Wer krank ist, stirbt früher → Spart Rente! Win-Win-Win!
Wirtschaftlich visionär – menschlich so empathisch wie ein verschimmeltes Taschenbuch der FDP.
Der Tankgutschein als Trostpflaster für das Immunsystem
Bei Trigema bekommen nicht krankgemeldete Mitarbeiter alle zwei Monate Tankgutscheine.
Also: Wer durchzieht, wird betankt. Wer aber Rückenschmerzen hat, Halsschmerzen oder gar ein Attest? Der kriegt vielleicht demnächst einen „satten Brief“, ein nervöses Kopfschütteln – und den Satz:
„Ach wissen Sie, Herr Doktor... bei uns war früher niemand krank.“
Der Chefarzt der Meinung – mit Maßanzug und ZDF-Bühne
Grupp hat 54 Jahre lang Trigema geleitet. Jetzt leitet er offenbar auch das Gesundheitsamt von Klein-Burladingen.
Was ihn zum Arzt qualifiziert? Eine Mischung aus Unfehlbarkeitswahn, Gottvertrauen und tiefsitzendem Misstrauen gegenüber jeder Form von Lethargie, die nicht steuerpflichtig ist.
Die Ärzte: Satte Gegenrede statt „satter Brief“
Der Präsident der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, Jürgen de Laporte, antwortet mit maximaler Contenance:
„Das Problem ist nicht die Krankschreibung – sondern, dass Leute zu früh wieder arbeiten.“
Aber Grupp sieht das anders: Krankheit ist eine Entscheidung. So wie Jogginghosen in Deutschland herzustellen. Oder öffentlich Sätze zu sagen, bei denen sich selbst Friedrich Merz diskret unter dem Sitzungstisch duckt.
Fazit:
Wolfgang Grupp hat keinen neuen Job. Er hat einen neuen Fetisch: Das gesundheitspolitische Erweckungserlebnis via Chefpost.
Er glaubt, Briefe heilen die Republik, und Ärzte seien zu weich. Er vergisst nur: Menschen sind keine Maschinen. Und auch Maschinen brauchen manchmal Öl.