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Es war nur ein Briefing, okay? – Trumps Gedächtnislücken, Geburtstagsgrüße und die Akte Epstein
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Palm Beach / Washington D.C. – Man muss es Donald Trump lassen: Wenn es unangenehm wird, ist er schneller im Rückwärtsgang als ein Golfcart im Trump National Doral. Und gerade rauscht er mal wieder mit Karacho in ein altbekanntes Thema: die Epstein-Affäre – oder, wie Trump sie selbst nennt: „Fake News von Leuten, die eifersüchtig auf meinen sehr normalen, völlig harmlosen Umgang mit Milliardären sind, die zufällig mit Flugzeugen voller Models unterwegs waren.“
Laut übereinstimmenden Berichten der New York Times und des Wall Street Journal wusste Trump schon seit Mai, dass sein Name in den Epstein-Akten auftaucht. Und nicht nur einmal. Nein, mehrfach. Also nicht wie ein „vergessener Passant im Adressbuch“, sondern eher wie ein sehr gesprächiger Partygast, der sich ungefragt ins Gästebuch einträgt – mit goldener Tinte und eigenem Logo.
Aber keine Panik! Justizministerin Pam Bondi, bekannt für ihre Loyalität und ihren Talentvertrag mit Fox News, habe dem Präsidenten beruhigend auf die Stirn getupft: Es sei „nichts geplant, was irgendwie peinlich sein könnte. Oder juristisch relevant. Oder auch nur nachprüfbar.“
„Mein Name? In den Akten? Nie gehört! ...Also, ja, vielleicht kurz...“
Vergangene Woche fragte eine Journalistin den Präsidenten, ob er denn von Bondi erfahren habe, dass sein Name in den Akten stehe. Trump reagierte, wie Trump immer reagiert:
- Erst: „Nein. Totaler Blödsinn.“
- Dann: „Okay, ein kurzes Briefing. Ganz harmlos. Ging auch um China, UFOs und welche Farbe mein Golfplatz in Schottland als nächstes bekommen soll.“
So funktioniert Trumps Realität: Immer schön vage bleiben. Möglichst viele Substantive, möglichst wenig Verben. Und immer das Wort „Hexenjagd“ in Griffweite, wie ein biblischer Glücksbringer.
Der Geburtstag, das „Geheimnis“ und die 10 Milliarden Dollar
Doch es kommt noch besser. Laut Wall Street Journal soll Trump Epstein 2003 eine „anrüchige Geburtstagskarte“ geschickt haben – mit dem Vermerk, er wolle „unser kleines Geheimnis“ wahren.
Trump sagt dazu nur: „Nie passiert! Nie geschrieben! Vielleicht KI! Vielleicht Soros! Vielleicht Obama!“ Und weil man heutzutage nicht mehr einfach „Quatsch“ sagen kann, hat Trump die Zeitung direkt auf 10 Milliarden Dollar verklagt. Einfach so. Für einen Bericht. Über eine Karte. Mit einem Satz. Den er nicht mehr kennt. Oder vielleicht doch?
Die versprochene Aufklärung – wie Trumps Steuerunterlagen: angekündigt, aber abhandengekommen
Viele seiner eigenen Anhänger sind verärgert. Denn Trump hatte einst versprochen, den Epstein-Sumpf „komplett trockenzulegen“. Stattdessen: Akteneinsicht verweigert. Grand Jury-Protokolle bleiben unter Verschluss. Und statt Klarheit gibt’s erneut nur einen Hauch von „Alles ist möglich, nichts ist bewiesen – außer mein Genie“.
CNN zeigte derweil ein hübsches Erinnerungsfoto: Epstein als Hochzeitsgast auf Trumps großer Sause mit Marla Maples, irgendwo zwischen Buffet und Boulevard. Trump dazu: „Das war eine ganz andere Zeit. Ich kannte ihn kaum. Er war zufällig da. Vielleicht war es auch Elton John. Wer weiß das schon?“
Wenn Schweigen Gold ist, ist Trump ein Milliardär
Ronald Tramp meint: Der Präsident, der angeblich alles besser macht, hat bei Epstein auf einmal auffällig wenig zu sagen. Vom lauten Aufklärer zum stillen Mitwisser – mit kurzen Briefings, noch kürzerem Gedächtnis und einem maximal elastischen Verhältnis zur Wahrheit.
Sein Plan? Aussitzen. Abstreiten. Anklagen. Und wenn gar nichts mehr hilft, gibt’s noch immer: „Pam hat gesagt, das war nicht so schlimm.“
Aber seien wir ehrlich: Wenn dein Name mehrfach in den Epstein-Akten steht, ist „nicht schlimm“ eine verdammt steile Verteidigung.
Bleibt nur noch eine Frage: Wie viele Milliarden verklagt man eigentlich für einen schlechten Ruf, wenn man ihn sich selbst gebaut hat?