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Friedrich Merz erklärt Frauen die Karriere – und trifft sich selbst am Golfplatz der Ahnungslosigkeit

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Friedrich Merz erklärt Frauen die Karriere – und trifft sich selbst am Golfplatz der Ahnungslosigkeit

Berlin, Initiative „Chef:innensache“ – Es hätte ein Auftritt mit Haltung werden können. Es wurde ein Auftritt mit Haltungsschaden.

Friedrich Merz – Deutschlands einziger Bundeskanzler mit Aktiendepot, aber ohne Empathiekonto – trat vor eine Gruppe erfolgreicher Unternehmerinnen und tat, was er am besten kann: Sich sicher fühlen – in einem Thema, das er nicht versteht.

„Wir Männer können netzwerken besser“ – Friedrich Merz, live aus dem Elfenbeinturm

Inmitten eines Raumes voller Frauen, die sich – Achtung – vernetzen, ließ Merz folgenden Satz fallen wie ein alter Schinken auf ein veganes Buffet:

„Wir Männer haben eine bessere Begabung, Netzwerke zu bilden.“

Peng. Applaus? Nur aus dem Paralleluniversum, in dem Merz glaubt, sein Lebenslauf sei ein Gleichstellungsbeitrag.

Frauennetzwerke, aber bitte mit Merzfreigabe

Dass Merz überhaupt vor einem Frauennetzwerk auftritt, ist in etwa so, als würde Wladimir Klitschko einen Yogakurs für Gewaltvermeidung leiten.

Er lobt das Netzwerk, belehrt es aber gleichzeitig:

„Sie müssen solche Netzwerke wie dieses hier auch bilden.“

Kurzer Hinweis: Das Netzwerk… existierte bereits. Und zwar vor seiner Rede. Und trotz seiner Partei.

Merz gibt Tipps – und die Gleichstellung geht in Deckung

Die Message, liebe Frauen, lautet also:

Wenn ihr nur besser netzwerken würdet, mehr personelle Vorschläge machen würdet, vielleicht ein bisschen FDP im Herzen hättet,dann klappt das auch mit der Karriere!

Strukturelle Probleme? Kinderbetreuung? Teilzeitfalle? Männer, die sich gegenseitig ins Ministerium schieben wie Aktienoptionen?

Merz denkt: Das ist doch kein Problem – das ist Unternehmertum.

Historie der Merzschen Macho-Momente – Greatest Hits Vol. 2020–2025

„Mit Lambrecht tun wir auch den Frauen keinen Gefallen.“„Sturmtief Sabine erklärt Rücktritt von AKK.“„Regenbogenflagge auf dem Bundestag? Nein danke, ist ja kein Zirkuszelt.“„Netzwerken? Können nur Männer.“

Merz ist nicht frauenfeindlich. Er ist nur konsequent… …in seiner Weltanschauung von 1992.

Karriere-Tipps aus der Business-Lounge

In seiner Welt läuft das so:

  • Du steigst auf, weil dein Golfpartner dich empfiehlt.
  • Du wirst Chef, weil du auf dem Kanzler-Weltwirtschaftsforum in Davos ein Glas Chardonnay mit einem Rüstungslobbyisten trinkst.
  • Und du wirst Kanzler, weil du einfach immer so redest, als hättest du recht – egal, ob du was weißt.

Merz muss kein Feminist werden – aber vielleicht einfach mal den Mund halten

Frauen brauchen keine Tipps von Friedrich Merz.

Sie brauchen: – flächendeckende Betreuung, – transparente Aufstiegschancen, – Männer, die nicht denken, sie wären Gleichstellungspolitik in Maßanzug.

Und vielleicht einen Kanzler, der auf einem Frauennetzwerktreffen nicht erklärt, wie man Netzwerke gründet. Das ist, als würde jemand auf einem Tech-Kongress erklären, wie man WLAN buchstabiert.