Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Sport

„The Greatest Show on Turf“ – Wie Trump & Infantino den Fußball vergoldeten (und gleichzeitig begruben)

Autor
„The Greatest Show on Turf“ – Wie Trump & Infantino den Fußball vergoldeten (und gleichzeitig begruben)

New Jersey, MetLife-Stadion.

Es war kein Fußballspiel. Es war kein Turnier. Es war ein intergalaktisches Wettrennen um den goldenen Selbstzerstörungsknopf des Weltfußballs – feierlich überreicht von FIFA-Messias Gianni „Ich-grinse-bis-zur-Katar-Rente“ Infantino an Donald „Ball-ist-rund-wie-mein-Ego“ Trump.

32 Teams, 5 Wochen, 0 Gewissen.

Finale: Paris Saint-Germain gegen Chelsea – also Katar gegen Kapitalismus. Die Zuschauer? Zwischen Influencer mit Leuchtweste, saudischen Business-Buddhas in der 1. Reihe und Donald Trump mit Flagge, Pommes und tiefster Überzeugung, er sei eigentlich Erfinder des Elfmeterpunkts.

Infantino & Trump: Wenn Größenwahn auf Selbstbräuner trifft

FIFA-Boss Gianni Infantino wirkte bei der Pressekonferenz im Trump Tower wie ein Sektkorken in Dauerfreude – „Die erfolgreichste Klub-WM aller Zeiten!“, rief er, während hinter ihm ein Jongleur aus Saudi-Arabien einen PR-Vertrag unterschrieb.

Neben ihm: Trump, der sich vom Football- zum Soccer-Experten umschulen ließ, nachdem jemand „Ballbesitz“ mit „Immobilienbesitz“ erklärt hatte.

„Soccer ist fantastisch! Ich hab das erste Tor der Geschichte gemacht – im Garten vom Weißen Haus! Gegen Merkel! Hab gewonnen!“

Fußball in Zeiten von ICE-Razzien & Cooling-Break-Werbung

Wirklich warm wurde es nur den Spielern – wortwörtlich. 42 Grad, Kunstrasen, Smog, ICE-Hubschrauber überm Stadion. Während Trump draußen deportieren ließ, hieß es drinnen: „Welcome to the FIFA Family™“.

Bei jedem Einwurf: Werbung.

Bei jeder Verletzung: Werbung.

Bei jedem Cooling Break: eine aufblasbare Ölplattform mit Tänzerinnen in PIF-Shirts.

Die Kommentatoren verstummten, wenn gewechselt wurde – stattdessen sprach ein KI-Avatar:

„Dies ist kein Transfer wegen Geld. Der Spieler liebt Herausforderungen. Und 25 Millionen im Jahr.“

Saudi-Arabien: Vom Tod zur Torlinientechnik in drei Sponsorenschritten

Pünktlich zur Klub-WM stieg der saudische Staatsfonds bei DAZN ein. Danach erhielt Saudi-Arabien zufällig die WM 2034 und eine neue Bezeichnung als „Fußballentwicklungsland mit Begeisterung und ein paar Enthauptungen“.

Turki al-Jasser? Nie gehört.

Währenddessen lief auf dem Mega-Screen Werbung für „Visit Saudi – Wo sogar dein Lieblingsspieler wohnt“. Im Kleingedruckten: „Verlängerung der Menschenrechte nicht vorgesehen.“

Fußball als Feudal-Show – Trump als Halbzeit-Orakel

Die Halbzeitshow? Ein fliegendes Trump-Hologramm über dem Spielfeld mit Goldbarren als Konfetti, begleitet von einer achtminütigen Trump-Rede, die mehr Schnappatmung verursachte als jeder Fallrückzieher Neymars:

„Ich liebe PSG. Paris ist super. Hätten sie meine Mauer gebaut, hätte ich Paris gekauft. Ich bin quasi der Eigentümer von allem, was glänzt. Danke.“

Und Europa? Schaute – oder auch nicht.

Deutschland? Bayern raus. Dortmund raus. Watzke mit Hitzeschlag. Musiala kaputt. Dafür 50 Millionen Dollar Prämie – immerhin ein Trostpreis fürs Mitspielen in der „Saudi-Fußball-Show mit Special Guest: Demokratieverachtung“.

In Dortmund freute man sich über zwei Millionen neue Instagram-Follower. Leider aus Fake-Accounts und in arabischer Schrift, aber: Reichweite ist Reichweite.

Die Zukunft: FIFA Superduper-League mit Rückspiel auf dem Mars

Infantino kündigte an, das Turnier künftig alle zwei Jahre zu veranstalten. Oder alle sechs Monate. Oder jeden Mittwoch.

„Solange Saudi zahlt und Trump klatscht, ist alles möglich.“

Geplant sei ein Jahresplan mit einem Drittel Liga, einem Drittel WM, einem Drittel Werbung. Und für das Restdrittel: Influencer-Reisen nach Riad.

Al-Hilal gegen Real Madrid? Jeden Samstag!

Chelsea gegen Al-Nassr? Direkt nach dem Superbowl!

Viertelfinale zwischen Amazon Prime FC und Crypto United? Nur mit FIFA-Goldpass™!

Wenn Fußball stirbt, dann mit Feuerwerk und Paywall

Was bleibt? Ein Turnier, das sich anfühlte wie ein überlanger Werbespot für globale Verantwortungslosigkeit. Inszeniert von einem Glatzen-General mit FIFA-Badge und einem orangen Entertainment-Autokraten mit Stadionzugang auf Lebenszeit.

Trump nannte es die „beste Weltmeisterschaft, die er jemals gewonnen hat“. Infantino nannte es „einen Dienst an der Menschheit“. Und der Fußball? Der lag daneben. Verletzter denn je. Ohne Pfiff. Ohne Herz. Aber mit 14 Kameras drauf.

Let the Show go on. Oder wie Trump sagen würde: „Soccer First. Menschenrechte irgendwann.“