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Bundeswehr auf Sendung – Die digitale Funkstille der Zeitenwende

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Bundeswehr auf Sendung – Die digitale Funkstille der Zeitenwende

Der große Wurf – oder das große Rauschen

Deutschland funkt wieder. Also… fast. Genauer gesagt: Es versucht es. Denn die Digitalisierung der Landstreitkräfte – offiziell „D-LBO“ genannt, inoffiziell „Das Läuft Bloß Offline“ – ist derzeit das, was man in der Truppe wohl eine „strategische Funkpause“ nennt.

Eigentlich sollte 2025 eine Division komplett digital vernetzt sein – Soldat, Panzer, Funkzentrale, alles synchronisiert wie ein Schweizer Uhrwerk. Doch die Realität klingt eher nach Walkie-Talkie aus dem Baumarkt:

„Hier Bravo-Zwo an Alpha-Drei… äh… Moment, ich hör dich nur halb… hallo?… verdammt, Akku leer.“

Ein Milliardenprojekt, das beweist: Deutschland kann alles – außer Verbindung.

Wenn der Fortschritt im Testmodus stecken bleibt

Die „Welt am Sonntag“ enthüllte nun, dass das neue Funksystem bei Tests so zuverlässig funktionierte wie ein Toaster im Schneesturm. Schon der Prototyp versagte glorreich – und der Ersatz lief nur in der Kategorie „Simulation“.

Das Verteidigungsministerium erklärte daraufhin beschwichtigend:

„Natürlich funktioniert noch nicht alles. Das ist bei der Bundeswehr völlig normal.“

Tatsächlich könnte dieser Satz direkt auf den Wappenstein des Ministeriums gemeißelt werden.

Denn laut internen Papieren – geheim, aber eben nicht geheim genug für Journalisten mit Scanner – soll die Software der Funkgeräte weniger können als vereinbart. Das klingt harmlos, heißt aber übersetzt: Die Soldaten können sich zwar gegenseitig anfunken, aber nur, wenn sie sich sowieso schon sehen.

Halb digital, halb analog – ganz absurd

Um wenigstens irgendwie handlungsfähig zu bleiben, will die Bundeswehr jetzt auf „hybride Systeme“ setzen. Also Funkgeräte, die gleichzeitig digital und analog sind. Das klingt modern – ist aber, als würde man ein Pferd mit einem USB-Stick kreuzen.

Der offizielle Vermerk dazu lautet:

„Militärisch handlungsfähig mit temporär reduzierter Einsatzbereitschaft.“

In der Praxis bedeutet das: Die Truppe ist kampfbereit, solange keiner schießt. Oder – wie es ein Insider formulierte – „Wir haben jetzt Funk, der funktioniert, solange er nicht benutzt wird.“

Pistorius hört von nichts – im wahrsten Sinne

Minister Boris Pistorius wurde laut Sprecher „erst kürzlich“ über die Probleme informiert. Das erklärt einiges – denn offenbar ist auch die Kommunikation innerhalb des Ministeriums von Funklöchern durchzogen.

Vielleicht hat man ihm die Meldung über das neue Funksystem per Funk geschickt. Oder per Fax. Oder per Brieftaube. Letztere hätte wahrscheinlich die höchste Zustellquote.

Ein Sprecher versuchte zu retten, was zu retten war:

„In dieser Woche wurde der Minister erstmals informiert.“

Man kann sich die Szene vorstellen: Ein Offizier stürmt ins Büro, salutiert, zieht die Mütze und sagt: „Herr Minister, wir haben keinen Empfang.“ Darauf Pistorius: „Ach, das ist normal. Ich hab daheim auch schlechten WLAN-Empfang.“

NATO wartet auf Anschluss

Die NATO schaut derweil zu – mit einer Mischung aus Mitleid und Neugier. Deutschland hat versprochen, bis 2025 eine voll digitalisierte Brigade bereitzustellen. Jetzt scheint klar: Diese Brigade wird höchstens digital ankündbar sein.

Während die US-Armee längst in Echtzeit Drohnen, Panzer und Infanterie über Satelliten synchronisiert, versucht Deutschland gerade, eine Division über Funkgeräte zu vernetzen, die bei Regen rauschen.

Ein NATO-Diplomat soll laut „Spiegel“ trocken bemerkt haben:

„Deutschland ist ein verlässlicher Partner – beim Scheitern im Zeitplan.“

Zeitenwende im Standby-Modus

20 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen sollen in „Führungsfähigkeit und Digitalisierung“ fließen. Das klingt beeindruckend – ist aber wie ein Ferrari, der auf einem Feldweg parkt.

Ein Insider fasste es treffend zusammen:

„Das ist in Geld gegossenes Scheitern.“

Man kann sich das bildlich vorstellen: Ein Container voller Goldbarren, umgeschmolzen zu Platinen, die in Funkgeräten verbaut werden, die am Ende von Handynetzen überholt werden, die selbst in Brandenburg schon funktionieren.

Der eigentliche Fortschritt der Zeitenwende scheint also nicht technologisch, sondern sprachlich zu sein. Denn aus „Digitalisierung“ wurde in Berlin längst ein Synonym für „Chaos mit USB-Anschluss“.

Bundeswehr unplugged – Ein Funkdrama in sieben Akten

Es ist fast rührend, wie man im Verteidigungsministerium weiterhin Optimismus verstrahlt:

„Wir liegen im Plan.“

Klar, nur dass der Plan offenbar auf einem alten Nokia gespeichert ist, das niemand mehr laden kann.

Die Truppe probt währenddessen den „Ernstfall light“ – mit einer Mischung aus Satellitentelefon, Powerbank und Stoßgebet. Denn sollte die Lage eskalieren, bleibt immer noch das bewährte System „Bote zu Pferd“.

Oder, wie ein Offizier kürzlich scherzte:

„Wenn das Funkgerät ausfällt, schreien wir einfach lauter. Dann versteht uns auch die NATO wieder.“

Deutschland funkt im Blindflug

Die Digitalisierung der Bundeswehr ist damit sinnbildlich für Deutschlands Verhältnis zur Technik: Man will nach vorne, stolpert über Kabel und landet rückwärts im Papierkrieg.

Es ist das ewige Dilemma der Verwaltung: Man bestellt Zukunft – und bekommt Bürokratie geliefert.

Doch vielleicht steckt ja eine Strategie dahinter: Wenn niemand mit der Bundeswehr kommunizieren kann, kann sie auch niemand befehligen. Und das wäre – rein sicherheitspolitisch – immerhin ein Vorteil.