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Politik

Brosius-Gersdorf geht – Merz bleibt. Leider.

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Brosius-Gersdorf geht – Merz bleibt. Leider.

Ein politisch-juristisches Trauerspiel in drei Akten, aufgeführt von der CDU, inszeniert von Friedrich Merz – dem Hamlet ohne Haltung.

Akt 1: Die Kandidatin mit Verstand – ein unentschuldbares Vergehen

Frauke Brosius-Gersdorf, eine Frau mit juristischer Expertise, Rückgrat und – Gott bewahre – einem eigenen Kopf, hatte es gewagt, sich für das Bundesverfassungsgericht zu bewerben. Das allein wäre für die CDU schon Provokation genug gewesen. Doch dann der Skandal: Die Frau denkt – öffentlich! Und schlimmer noch: komplex! Das war’s dann mit der Bewerbung.

Was folgte, war ein politisches Blutbad mit biblischen Ausmaßen. Ultrarechte Pseudojournalisten, bayerische Bischöfe mit Standbildlächeln und ein CDU-Mob mit Fackeln und Paragrafen bewaffnet erklärten sie zur linksradikalen Lebensverächterin. Warum? Weil sie den verfassungsrechtlichen Unterschied zwischen „geboren“ und „ungeboren“ korrekt erklären konnte. In einer Demokratie wäre das Bildung. In Friedrich Merzens Deutschland ist es ein Kündigungsgrund.

Akt 2: Friedrich Merz – der Kanzler des betreuten Wegduckens

Und wo war Friedrich Merz währenddessen? Im Herzen der Debatte? Im Parlament? Bei einem PR-Berater?

Nein. Merz saß wahrscheinlich auf einem Hocker im Kanzleramt, starrte in die Kamera eines „CDU-TikTok-Formats“ und flüsterte sich selbst zu: „Wenn ich ganz still bin, merkt vielleicht niemand, dass ich keine Meinung habe.“

Statt klarer Worte kam von ihm: nichts. Statt Rückendeckung: Schulterzucken im Maßanzug. Statt eines „Jetzt reicht’s“: das berühmte Merz’sche Lavieren, das nur unter dem Mikroskop von Karl Lauterbach noch als Bewegung erkennbar ist. Vielleicht wartete Merz einfach darauf, dass Friedrich Merz etwas sagt – aber da kam halt auch nix.

Akt 3: Die Kampagne frisst ihre Juristin – und ruft nach Nachschub

Frauke Brosius-Gersdorf tat, was Rückgratige eben tun, wenn das System ihnen mit vollem Anlauf ins Gesicht springt: Sie zog sich zurück, um den Schaden zu begrenzen. Eine Frau mit Ehre. Ein seltener Anblick in einem Bundestag voller Fraktionen, die man bei zu viel Sonnenlicht aus Versehen mit Lobbyisten verwechselt.

Die Initiatoren der Hetzjagd – von AfD bis Erzdiözese – reiben sich nun die Hände. Endlich hat die Demokratie wieder einen funktionierenden Pranger! Nur ohne Holz, dafür mit Hashtag.

Und Friedrich Merz? Der wird sich nun hinstellen, die Hände falten und sagen: „Wir müssen Debatten versachlichen.“ Also auf gut Merzisch: „Bitte hetzt das nächste Mal etwas leiser.“

Ausblick:

Die CDU hat bereits angekündigt, künftig keine Kandidaten mehr vorzuschlagen, die lesen, schreiben oder denken können. Als neuer Favorit für das Bundesverfassungsgericht gilt ein Faxgerät mit CSU-Mitgliedsausweis. Es sagt nie etwas Falsches, macht keine Interviews – und man kann es jederzeit abschalten. Ganz nach dem Geschmack von Friedrich „Ich hab keine Meinung, aber die ist alternativlos“ Merz.