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Chicago vs. Trump: Die Stadt, die keine Orangenpanzerschau wollte

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Chicago vs. Trump: Die Stadt, die keine Orangenpanzerschau wollte

Wenn Donald Trump Politik macht, dann klingt es meist wie eine Mischung aus „Der Pate“ und „DSDS“. Er braucht Drama, er braucht Bilder, und er braucht jemanden, den er beschuldigen kann. Nach Washington, wo er die Nationalgarde mit der Begründung losschickte, dort wüte die Kriminalität schlimmer als in einem Quentin-Tarantino-Marathon, ist nun Chicago dran. Der Plan: Panzer, Soldaten, Bundesbeamte – alles gegen eine Stadt, die laut Statistik gerade weniger Gewalt erlebt. Die Realität? Gesunkene Mordraten, gesunkene Schießereien. Die Trump-Version? „Apokalypse Now – aber im Mittleren Westen.“

Trump sieht Blut, selbst wenn es Tomatensaft ist

Die Kriminalität in Chicago ist gesunken, aber das interessiert den Präsidenten nicht. Er denkt im Bauchgefühl-Modus: „Wenn ich die Stadt als Horror-Kulisse male, sieht es aus, als bräuchte man mich.“ Es ist eine Strategie so alt wie sein Spraytan: „Wenn die Fakten stören, übermal sie.“ Für Trump ist Chicago ein Joker: Er kann jedes Wahlkampfjahr mit der Zeile eröffnen: „Seht her, hier brennt’s.“ Selbst wenn es nur die Grillkohle im Stadtpark ist.

Brandon Johnson, der Bürgermeister mit Rückgrat (und Humor)

Während Trump schon imaginäre Panzer durch die Straßen rollen sieht, reagiert Chicagos Bürgermeister Brandon Johnson wie ein Mann, der die Faxen dicke hat. Mit einem Erlass verbietet er seiner Polizei die Zusammenarbeit mit Bundeskräften. Die Regeln sind köstlich satirisch:

  • Keine gemeinsamen Patrouillen. (Kein „Buddy Cop“-Film mit ICE-Agenten.)
  • Uniformpflicht. (Damit die Bürger wissen: Das ist unsere Polizei, nicht Trumps Kostümtruppe.)
  • Keine Masken. (Weil die eigene Bevölkerung im Gegensatz zu Trumps Beamten noch ein Gesicht hat.)

Kurz: Chicago hat eine Dienstanweisung gegen den Staatsstreich auf Raten erlassen.

Nationalgarde als Requisit im Trump-Showbusiness

Man darf sich das Ganze nicht zu seriös vorstellen. Trump schickt die Nationalgarde nicht, weil er tatsächlich Kriminalität bekämpfen will – er schickt sie, weil sie auf Fernsehbildern so schön wirken. Nichts schreit „starker Mann“ lauter als ein Präsident, der hinter einer Kolonne Panzerwagen posiert. Washington war der Trailer. Chicago soll der Blockbuster werden. Man stelle sich vor: Netflix präsentiert „House of Trump – Staffel 3: Die Rückkehr der Uniformierten“.

Statistik vs. Bauchgefühl: 0:1 für den Bauch

Während Johnson stolz erklärt, die Mordrate sei um 30 % gesunken und Schießereien um 40 %, erklärt Trump mit gewohnter Arroganz: „Alles Fake News.“ Für ihn zählt nur: Wenn es schlimmer aussieht, kann er härter durchgreifen. Und wenn es nicht schlimmer aussieht, muss man es halt schlimmer erzählen. Das nennt sich in der Trump-Welt: Kriminalitätsquantensprung – gleichzeitig weniger und mehr.

Chicago will kein „Mar-a-Lago Reloaded“

Die Stadt reagiert nicht nur mit Erlassen, sondern auch mit einem gewissen Stolz. Schließlich hat Chicago schon Al Capone überlebt. Und jetzt soll ein Immobilienmogul aus New York mit einer Kompanie ICE-Agenten kommen und behaupten, er habe die Lösung? Die eigentliche Sorge ist nicht, dass Soldaten die Kriminalität bekämpfen – sondern dass sie sie erst erzeugen. Denn wenn Bundesbeamte mit Maschinengewehren in der Innenstadt patrouillieren, sieht das plötzlich nach Bürgerkrieg aus – und nicht mehr nach Demokratie.

Trump, der Sheriff von Nirgendwo

Trump inszeniert sich gerne als Sheriff, nur dass sein Stern aus Pappe ist und die Colts durch Tweets ersetzt sind. Er zieht von Stadt zu Stadt und schreit: „Hier herrscht das Verbrechen!“ – auch wenn die Zahlen das Gegenteil sagen. In Wahrheit ist Trump nicht der Sheriff. Er ist der Typ im Saloon, der die Pianospieler anschreit, lauter zu spielen, während er den eigenen Whiskey auf die Rechnung der anderen schreibt.

Satirisches Resümee: Demokratie als Pingpongball

Die ganze Episode zeigt wieder einmal: Für Trump ist Demokratie nicht System, sondern Dekoration. Nationalgarde in Washington? Warum nicht. Chicago? Klar. Vielleicht morgen in Los Angeles, wenn ihm die Schlagzeile fehlt. Der Bürgermeister von Chicago versucht, seine Stadt mit Paragraphen und Erlassen zu schützen, während Trump längst in einer Parallelwelt lebt, in der er nicht Präsident ist, sondern Game-Show-Moderator mit Panzern als Bühnenbild.

Trump bekämpft keine Kriminalität – er produziert sie

Die Wahrheit ist bitter und satirisch zugleich: Wo Trump eingreift, wird es nicht sicherer, sondern lauter, chaotischer, gespaltener. Chicago braucht keine Nationalgarde. Es braucht keine Panzer. Es braucht vor allem keine Präsidentenshow im Reality-TV-Format. Aber das interessiert Trump nicht. Für ihn gilt nur: Hauptsache Kameras, Hauptsache Schlagzeilen, Hauptsache Applaus. Oder, wie man es auch nennen könnte: Law and Order als Kabarettnummer mit Dauerabo.