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Kalifornien erklärt Texas den Kartografenkrieg – Willkommen zur Olympiade der Wahlkreis-Schieberei
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Los Angeles/Washington D.C. – Wenn die Demokratie ein Puzzlespiel ist, dann ist das neue Lieblingsspiel der US-Parteien eindeutig: „Gerrymander Go!“ Kalifornien, der progressive Leuchtturm an der Pazifikküste, hat jetzt offiziell zurückgeschlagen – mit Zirkel, Lineal und dem hochpräzisen Maßband der politischen Rache.
Nach dem texanischen Meisterstück republikanischer Wahlkreiskunst – liebevoll auch „Trump-Tetris“ genannt – in dem fünf demokratische Sitze elegant auf einem imaginären Longhorn-Gitter aufgelöst wurden, greift Kalifornien nun zum Reißbrett. Ziel: fünf neue Sitze für die Demokraten, am besten dort, wo ohnehin schon 98 Prozent der Einwohner Joe Biden für den wahren Messias halten.
Gouverneur Gavin Newsom, bekannt für sein Lächeln, das blendender ist als alle Solarpanels des Bundesstaats zusammen, sieht die Sache pragmatisch: „Notwehr.“ So nennt man es eben, wenn man das demokratische Ideal vom „unabhängigen Wahlkomitee“ kurzzeitig unter Quarantäne stellt – wegen akuter republikanischer Gerrymanderitis im Süden.
Die „Notfall“-Strategie bestand dabei im Wesentlichen darin, dass drei Gesetzesvorlagen im kalifornischen Turboverfahren durchgepeitscht wurden – schneller als man „checks and balances“ sagen kann. Der Zeitdruck war auch real: Schließlich musste alles rechtzeitig fertig sein für eine Sonderabstimmung am 4. November. Und wie jeder weiß: In der amerikanischen Demokratie ist der einzige wahre Feind nicht die Korruption – sondern verpasste Deadlines.
Texas reagierte gelassen, man habe dort, so Insider, längst die nächste Evolutionsstufe des Wahlkreisdesigns erreicht: Die „Trump-Districts“, die nicht nur geographisch, sondern auch genetisch angepasst werden – mit maximaler Republikaner-DNA. Einem Bezirk in Dallas wurde kürzlich sogar der Status „Unabhängige Lebensform“ verliehen, nachdem er sich erfolgreich gegen jede demokratische Stimme immun zeigte.
Auch in Florida, Illinois, Maryland und Ohio wetzen bereits Kartografen ihre Bleistifte. Der Wahlkreis-Krieg ist ausgebrochen. Manche sprechen schon von einem neuen Kalten Krieg – diesmal zwischen Linealen und Rotstiften.
Währenddessen gibt sich Donald Trump siegessicher: „Niemand versteht Wahlkreise besser als ich. Ich habe die besten Wahlkreise. Einige sagen sogar, sie seien perfekt geformt wie mein Golfplatz in Mar-a-Lago. Es gibt kein besseres Layout. Wirklich fantastisch.“
Doch auch aus dem demokratischen Lager kommen revolutionäre Ideen: Ein Entwurf aus San Francisco schlägt vor, Wahlkreise künftig in Form von Katzenbildern zu gestalten – damit wenigstens jemand auf Social Media noch Interesse zeigt.
Die Demokratie lebt. Und sie zeichnet. Mal mit Buntstift, mal mit Skalpell. Die Wähler? Dürfen das Bild dann ausmalen – aber bitte nur innerhalb der Linien. Wenn’s die überhaupt noch gibt.