Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Finanzamt im Dornröschenschlaf – Betriebsprüfung erst wieder nach der Eiszeit

Autor
Finanzamt im Dornröschenschlaf – Betriebsprüfung erst wieder nach der Eiszeit

Der Staat braucht Geld – und versteckt sich vor dem Ort, an dem es liegt. Willkommen in der steuerlichen Tiefenentspannung.

Berlin – In Deutschlands Amtsstuben ist die Zeit offenbar stehen geblieben. Während der Bundesfinanzminister ein 170-Milliarden-Euro-Loch im Haushalt meldet, lässt das Finanzamt lieber die Steuerprüfungen einschlafen. Kleinstbetriebe können aufatmen: Statistisch kommt der Prüfer nur alle 150 Jahre vorbei. Das ist kein Finanzwesen mehr, das ist eine steuerliche Reinkarnationslehre.

Amtliche Übersetzung: „Wir wollen unsere Ressourcen gezielt einsetzen.“ Heißt in Wirklichkeit: „Wir wissen, wo das Geld liegt – wir haben nur keinen Bock, es zu holen.“

Die magische Finanzamts-Formel

Ein Prüfer bringt im Schnitt eine Million Euro ein. Das Finanzamt hat daraus die einzig logische Konsequenz gezogen: Wir stellen weniger Prüfer ein. Das ist wie: „Jedes Glas Wasser rettet Leben – also verbieten wir Gläser.“

Fachkräftemangel oder Freizeitmaximierung?

Offiziell: „Fachkräftemangel“ Inoffiziell: „Kollegen, wenn wir weiter so selten prüfen, müssen wir bald gar nicht mehr arbeiten.“

Außerdem sind die Fälle komplizierter geworden. Vielleicht, weil Unternehmen inzwischen mehr kreative Steuertricks kennen als das Amt Formulare hat. Und da die Finanzbeamten nebenbei bei Projekten wie der Grundsteuerreform mithelfen müssen, ist die Betriebsprüfung zum behördlichen Nebenjob verkommen – gleich nach Zimmerpflanzen gießen und Pausenraum streichen.

Gerechtigkeit à la Finanzamt

Große Konzerne: Dauerüberwachung, jede Quittung unter dem Mikroskop. Kleine Unternehmen: alle 38 Jahre. Kleinstunternehmen: alle 150 Jahre. Das ist keine Prüfung, das ist archäologische Feldforschung.

Beispiel: Bäckerei „Zum letzten Groschen“, gegründet 1890, erwartet den ersten Prüfer im Jahr 2040. Vorausgesetzt, er findet den Weg durch die Ruinen des Finanzamtsgebäudes.

Bund und Länder im Ping-Pong der Verantwortung

Die Länder sagen: „Der Bund muss helfen.“ Der Bund sagt: „Die Länder müssen helfen.“ Ergebnis: Keiner hilft. Man kennt dieses Modell aus WG-Küchen, wenn es darum geht, den Müll runterzubringen – nur dass hier der Müll Milliarden kostet.

Das Finanzamt ist aktuell wie ein Türsteher, der die Augen schließt, sobald es Ärger gibt. Wer Steuern hinterziehen will, bekommt quasi einen Gutschein fürs Nicht-Erwischtwerden.

Aktueller Status:

  • Haushaltslöcher: größer denn je
  • Steuerprüfungen: seltener als ein Lottogewinn
  • Motivation: liegt vermutlich unter einem Stapel unbearbeiteter Belege im Pausenraum