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Washingtons neue Weltordnung: Wenn Trump Frieden stiftet, sollten wir uns Sorgen machen

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Washingtons neue Weltordnung: Wenn Trump Frieden stiftet, sollten wir uns Sorgen machen

Washington, Tag X des geopolitischen Spektakels – Es ist ein Montag wie gemalt für diplomatisches Theater: ein historischer Gipfel im Weißen Haus, der alle Zutaten für eine Netflix-Miniserie mit sich bringt – nur leider ohne das Happy End. Donald Trump, selbsternannter Friedensnobelpreisträger in spe und spiritueller Nachfolger von Jesus, Gandhi und Chuck Norris, lädt zum diplomatischen Ballett. Die Choreografie: ein bisschen Frieden, viel Eigenlob – und noch mehr Kamera.

Der Große Friedensmacher in Aktion – Make Diplomacy Great Again!

Donald Trump, dessen außenpolitische Erfahrung sich bislang darauf beschränkte, mit Kim Jong-un romantische Briefchen zu tauschen, inszeniert sich erneut als globaler Vermittler. „Ich habe einen Plan – einen sehr großen, sehr schönen Plan“, lässt er wissen, während er im Oval Office die Wangen aufplustert wie ein Goldfisch im rhetorischen Whirlpool.

Neben ihm: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, der so oft „Danke, Donald“ sagt, dass es vermutlich bereits ein Bingo-Spiel in Kiews Regierungskreisen gibt: „12 Dankesbekundungen = ein Abfangjäger“. Zumindest hat Selenskyj den Militärlook abgelegt – wohl in der Hoffnung, dass Schwarz auf Schwarz Donalds Modeauge eher schmeichelt als Khaki gegen Gold.

Putin, Bargeld und die Tankstelle von Alaska

Während in Washington Frieden verhandelt wird, macht die Nachricht die Runde, dass die russische Delegation auf dem US-Militärstützpunkt Elmendorf–Richardson in Alaska bar für Kerosin bezahlen musste. Marco Rubio erklärt süffisant, dass „die Russen jeden Tag mit Konsequenzen rechnen müssen“. Das klingt nach einer dieser mütterlichen Drohungen à la „Warte nur, bis dein Vater das erfährt“ – aber in geopolitisch.

Die Szene ist filmreif: Oligarchen-Sicherheitsbeamte schleppen Louis-Vuitton-Taschen mit Bargeld in die Tankstelle, während Putins Präsidentenmaschine – eine Art fliegender Zarensessel – 85.000 Dollar mit einem herzhaften „Na sdorowje!“ durch den Schlauch zieht.

Ob die Maschine einen Rabatt bekommen hat? Unklar. Vielleicht gab’s ja Payback-Punkte. Oder eine Gratiswäsche. Immerhin wäre das die erste Reinigung russischer Außenpolitik seit 2014.

Die Show läuft – Europas Statisten sagen artig Danke

In der zweiten Staffel der „Trump Peace Show“ betreten die europäischen Nebendarsteller die Bühne. Friedrich Merz gibt den seriösen Bankberater mit latentem Lachverbot, Emmanuel Macron wirkt wie ein Lateinlehrer, der in der großen Pause versehentlich in die Sporthalle geraten ist, und Ursula von der Leyen glänzt durch ihr diplomatisches Pokerface – also den Gesichtsausdruck, mit dem sie auch die CDU geführt hat: emotionslos, effizient, elektrisch geladen.

Trump lobt sie alle. Macron sei ein „toller Typ“, Meloni „eine sehr starke Frau – wie Ivanka, aber ohne Immobilien“, und Merz sei „mein deutscher Freund mit der härtesten Kinnlinie der Weltpolitik“. Alex Stubb aus Finnland bekommt das größte Kompliment: „Ein super Golfer!“ – was geopolitisch ungefähr so viel Relevanz hat wie eine Lobeshymne auf das Waffelbuffet im NATO-Kasino.

Trump telefoniert mit Putin – Diplomatie via Wahnsinn

Während im Weißen Haus das kollektive Händeschütteln einsetzt, greift Trump zum Hörer – oder besser: zur historischen Gelegenheit. Ein Anruf bei Wladimir Putin. Inhalt unklar. Wahrscheinlich eine Mischung aus „Lass uns Freunde sein“ und „Ich habe bessere Umfragewerte als du, Wladi“.

Der Kreml schweigt, wie üblich. Vielleicht, weil Putin noch immer damit beschäftigt ist, den passenden Schein für die nächste Tankfüllung zu suchen. Oder weil das diplomatische Kalkül durch zu viele Wodka-Kekse vernebelt ist.

Trump hingegen sieht sich längst als Held der Stunde. Dass er in der Realität weder echte Sanktionen durchsetzt noch substanzielle Zugeständnisse fordert? Nebensache. Hauptsache, der Tweet – pardon: Truth Post – sitzt. Und der lautet: „Historic Day! Everyone clapped! Maybe Peace is coming! (But mainly applause.)“

Selenskyj wünscht sich „alles“, Trump gibt „vielleicht“

Auf konkrete Fragen nach Sicherheitsgarantien für die Ukraine reagiert Trump mit dem staatsmännischen Äquivalent von „schau’n mer mal“. US-Truppen in der Ukraine? „Vielleicht wissen wir das später.“ Selenskyjs Wunschliste ist hingegen eindeutig: Waffen, Luftabwehr, Satellitendaten, eine Tüte Chips und bitte kein Friedensdeal ohne die Ukraine selbst.

Doch in Washington zählt weniger die Substanz als das Spektakel. Trump moderiert den Gipfel wie ein Familienvater, der beim Weihnachtsessen vergisst, dass Tante Ursula und Onkel Friedrich seit Jahren nicht miteinander reden. Die Strategie: so tun, als sei alles wunderbar – und zwischendurch ein paar bedeutungsschwangere Phrasen in die Kamera rufen.

Wenn Donald Trump die Welt rettet, sollte man die Rettungsboote klarmachen

Was bleibt nach diesem Gipfel? Ein Gefühl zwischen Kasperletheater und Kabinettskabarett. Die Welt ist keinen Schritt näher am Frieden, aber mindestens zehn Schritte tiefer im diplomatischen Morast. Trump hat sich erneut als Gastgeber inszeniert – der nette Onkel mit Atomkoffer –, ohne selbst etwas in die Waagschale zu werfen außer Eitelkeit und Halbsätze.

Macron bleibt skeptisch. Merz wirkt erleichtert, dass niemand explodiert ist. Selenskyj hat hoffentlich einen Bonus bei seinem diplomatischen Therapeuten. Und Trump? Hat sich selbst für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen – natürlich rückwirkend, für seinen Geistesblitz, dass man mit Panzern nicht Golf spielen kann.

Und so endet der Montag im Weißen Haus: Mit viel Rauch, wenig Feuer – aber einem riesigen Truth-Social-Feuerwerk.