Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Katherina Reiche – Ministerin für Hochdruck, Halbwissen und Heiligenschein

Autor
Katherina Reiche – Ministerin für Hochdruck, Halbwissen und Heiligenschein

Eine Frau, drei Jobs: Gaslobbyistin, Bundesministerin, Karl-Theodors Comeback-Managerin.

Berlin – Wer dachte, der Wechsel vom Gasgeschäft in die Regierung sei ein Rückschritt in Sachen Hochdruck, hat Katherina Reiche unterschätzt. Die Frau ist wie ein gut durchvernetzter Hochspannungstrafo: völlig isoliert, aber immer unter Strom.

Nach Jahren als Energiemanagerin in der Komfortzone der Konzernlobbys hat Friedrich „Fönwelle“ Merz sie ins Wirtschaftsministerium katapultiert – wahrscheinlich, weil Jens Spahn keine Lust hatte und Carsten Linnemann gerade damit beschäftigt war, in der „Mitte der Gesellschaft“ eine Taschenlampe zu suchen.

Reiche Rede, armer Auftritt

Ihr Debüt? Eine Rede mit mehr „Ähm“ als Inhalte – irgendwo zwischen PowerPoint-Aromatherapie und IKEA-Bauanleitung. Während Markus Söder noch flachwitzige Bierzeltphilosophie verbreitet, gleitet Reiche mit der Begeisterung einer Steuererklärung in den nächsten Trassenerweiterungs-Abschnitt.

Die Zuhörer in Oerlenbach? Begeistert wie bei einer PowerPoint-Präsentation über feuchte Keller. Applaus gab’s trotzdem – vermutlich, weil man dachte, das WLAN sei wieder da.

Rentendiskussion? Na klar, mit Brandbeschleuniger!

Kaum im Amt, schon entfacht sie das Sommerloch: „Die Leute sollen länger arbeiten!“, ruft Reiche, und klingt dabei wie jemand, der nie am Band stand, aber weiß, wie es ist, wenn der Bürostuhl quietscht.

SPD und CDA drehen durch. Die einen sprechen von einem „Schlag ins Gesicht“ der Arbeiter, die anderen von „Fehlbesetzung“. Man vermutet, Merz selbst hat heimlich die Telefonnummer von Altmaier reaktiviert.

Dabei war die Aussage gar nicht so schlimm – nur die Tatsache, wer sie sagt: Eine Ex-Gaslobbyistin mit Business-Class-Gesichtspflege, die im Zweifel nicht den Mindestlohn kennt, aber weiß, wie man ihn steuerlich absetzt.

Ministerin auf Wanderschaft – ohne Presse, ohne Pointe

Während andere Minister Presse mitnehmen, sucht Reiche den direkten Kontakt zur Hochspannungsleitung. Sie besucht Werksgelände wie andere Leute Verwandte im Pflegeheim: höflich, distanziert, ohne echte Emotionen. Fotos? Nein danke. Smalltalk mit Journalisten? Nur mit Schutzausrüstung. Menschlichkeit? Bitte vorher akkreditieren.

Das mediale Interesse? Erwünscht wie ein Gasmessgerät beim Parteitag. Man munkelt: Ihr Ministerium wurde intern in „Bundesministerium für Schweigen und Netzbetrieb“ umbenannt.

Privatliebe mit Plagiatsnote

Und dann wäre da noch Karl-Theodor zu Guttenberg, der literarische Hochstapler im Maßanzug. Er ziert nicht nur den Sperrbildschirm ihres Smartphones, sondern angeblich auch ab und zu das Ministerium. Sein offizieller Titel: Schattenflüsterer. Seine Rolle: unklar. Vielleicht coacht er sie im Copy-Paste politischer Argumente.

„Ich sitze abends selten auf dem Sofa“, sagt Reiche. Verständlich – mit Guttenberg auf der Couch besteht ja immer das Risiko, dass er das Kissen plagiatsfrei neu zitiert.

Wasserstoff? Am liebsten konserviert

Reiches energiepolitische Vision: Wasserstoff. Aber bitte nicht grün. Sondern konservativ-blau, leicht radioaktiv glänzend, importiert aus dem Land der unbezahlbaren Illusionen. Grüner Wasserstoff ist zu teuer? Kein Problem – dann holen wir halt billigen mit Atomeinschlag aus Frankreich und nennen es „Merz-Gas® – jetzt mit Zukunft“.

Dass Umweltverbände bei ihren Plänen kalte Füße bekommen, ist nachvollziehbar – immerhin kommt der Windkraft-Ausbau bei ihr ungefähr so dynamisch voran wie der CD-Verkauf von Thomas de Maizière.

Industrie jubelt, Demokratie zögert

Die Wirtschaft liebt sie. Covestro nennt sie „ehrlich“. Kirchhoff spricht für „die gesamte deutsche Industrie“. Man könnte meinen, sie wurde nicht ins Kabinett, sondern direkt in den Vorstand gewählt. Kritiker sagen: Sie klingt wie eine Lobbyistin im politischen Tarnanzug. Befürworter sagen: Nein, sie ist eine Lobbyistin im politischen Tarnanzug.

Fazit: Der Reiche Irrtum

Katherina Reiche ist das, was passiert, wenn man eine Excel-Tabelle zum Wirtschaftsminister befördert. Fachlich glatt, menschlich schwer zugänglich, politisch … sagen wir: im Energiesparmodus.

Was Robert Habeck mit dichterischer Selbstinszenierung überdeckte, macht Reiche mit Betoncharme und Dresscode aus der Managerin des Monats-Rubrik wett. Kommunikation? Zweitrangig. Inhalt? Drittmittelfinanziert.

Wenn diese Frau nicht bald zur Erhöhung der Strompreise aufruft, um „die Menschen an realistische Verhältnisse zu gewöhnen“, wäre das eine Überraschung.

Aber hey – immerhin sitzt sie selten auf dem Sofa. Wahrscheinlich, weil sie sich auch da nicht mit dem Volk gemein machen will.